Straßenmusikfestival in Königswinter Leere Läden als Bühne

KÖNIGSWINTER · Wow, erst einmal ein Eis. Marion, die charmante französische Sängerin, und Sobo, der Gitarrist aus Polen, genehmigten sich am Sonntag im Schatten der Kirche Sankt Remigius zunächst eine Erfrischung, bevor sie zu ihrer nächsten Bühne eilten. "Wir hatten eben in der prallen Sonne auf dem Marktplatz unseren ersten Auftritt, wir müssen erst einmal verschnaufen", meinte Sobo.

 Musik im Innenstadt-Dschungel: Das Duo Sobo & Marion spielte auch vor einem Geparden und einem Känguru.

Musik im Innenstadt-Dschungel: Das Duo Sobo & Marion spielte auch vor einem Geparden und einem Känguru.

Foto: Frank Homann

Die beiden Künstler gehörten zu den Akteuren des Straßenmusikfestivals, das Helge Kirscht für den Verein "antiform" in den Straßen der Altstadt ausrichtete. Zwölf Gruppen hatte der Organisator, der sich als Macher der Seven-Mountains-Music-Night im Siebengebirge einen Namen gemacht hat, an Land gezogen für diese Veranstaltung, die mit zur Kultur-Reihe "Königssommer in Königswinter" zählt.

Marion & Sobo sind seit drei Jahren als Duo unterwegs, leben in Bonn und erfreuten ihr Publikum mit Jazz und Weltmusik, Lieder aus Argentinien, aus Brasilien oder von den Kapverden.

Es herrschte eine besondere Atmosphäre in der Stadt. Die Passanten genossen die Musik von ihrem Platz im Freiluftrestaurant oder im Café aus oder verharrten beim Promenieren durch die Straße da, wo ihnen der Rhythmus besonders gut gefiel. Eine Traube hatte sich um Finky Hollow gebildet, junge Männer, die wie aufgereiht auf einer Bank saßen und den Hit "Hotel California" der Eagles aus dem Jahre 1976 sangen, ohne Verstärker, ohne technische Hilfsmittel.

"Einfach unplugged, so etwas gefällt mir", meinte Oliver Bremm, der Geschäftsführer der Tourismus Siebengebirge GmbH, der zufrieden war, dass das Konzept aufging: Durch das Straßenmusikfestival kam Leben in die Hauptstraße und eine Achse zum gemeinsamen Sommerfest mit dem Sealife auf dem Marktplatz entstand. Seine Mitarbeiterin Isabel Graf fand die Hollows ebenfalls große Klasse, lobte aber auch das Königswinterer Eigengewächs: Replacement Killers mit Countrypunk.

Auf der breiten Fensterbank eines Geschäftes hockte Anne Woorthuis-Reichelt. "Mein Mann spielt hier mit. Er gehört zur Gruppe Die Freien Elemente. Aber ich schaue mir auch andere Bands an. Besonders gut gefallen hat mir auch Marina Gershenovich mit ihren russischen Liedern."

Ganz etwas anderes und für Freunde härterer Musik: ZEHP lieferte zur großen Begeisterung des Publikums Mundharmonika-Rock. Bei den Masters Monkeys hieß es: "Tom Waits goes Swing". Jede Gruppe spielte auf zwei Bühnen für jeweils 45 Minuten. Bemerkenswert auch Cynthia & Friends, eine junge Liedermacherin aus Bonn, die bei Konstantin Wecker unter Vertrag ist und ein vielversprechendes Talent.

Aber nicht nur auf der Straße spielte sich das Musikfestival ab. Pasaje Universo, zwei argentinische Straßenmusiker, waren auf der Fähre zwischen Königswinter und Mehlem in Aktion und sorgten für eine Mischung aus südamerikanischer Musik und modernem Blues. Manche Fans sollen mit dem "Schiffchen" einige Male hin und her gependelt sein, um eine doppelte Packung Pasaje Universo zu erhalten. Wer jedoch von Norden her in die Stadt "einfiel", wurde von einer Didgeridoo-Gruppe aus Bonn in musikalisch ferne Welten entführt.

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