50-jähriges Jubiläum Lehrer sprach Deutsch, Italienisch und Platt

OBERDOLLENDORF · Wer war da wohl aufgeregter? Die 45 i-Dötzchen oder Junglehrer Lothar Vreden? Vor 50 Jahren wurden die Mädchen und Jungen in der Katholischen Volksschule Oberdollendorf eingeschult.

 Im virtuellen Heimatmuseum Oberdollendorfs ist ein Foto dieses Jahrgangs zu entdecken.

Im virtuellen Heimatmuseum Oberdollendorfs ist ein Foto dieses Jahrgangs zu entdecken.

Foto: Museum

Jetzt gab es ein Wiedersehen. Und auch ihr Lehrer Lothar Vreden, der damals seine erste Klasse übernahm, war zum Beisammensein in die Bauernschänke gekommen. Zunächst aber statteten die "Gold-Dötzchen" dem "Tatort" einen Besuch ab. In der "Roten Schule" hatten sie seit April 1964 die ersten Buchstaben auf ihre Schiefertafeln gekritzelt. Im Herbst jenes Jahres bezogen sie dann das Schulgebäude "Auf dem Schnitzenbusch".

Im virtuellen Heimatmuseum Oberdollendorfs, das Lothar Vreden betreut, ist ein Foto dieses Jahrgangs zu entdecken. Auf dem Bild konnten alle identifiziert werden. Im wirklichen Leben war das nicht möglich. Robert Lämbgen und Ulrike Schmitz, die sich zufällig auf der Landesgartenschau gesehen und das goldene Klassentreffen kurzerhand vereinbart hatten, gelang es nicht, alle Ehemaligen ausfindig zu machen. 28 Adressen brachten sie in Erfahrung. 21 Mitschüler kamen.

Vier ihrer Schulkameraden sind bereits verstorben. Trotz aller Detektivarbeit bekamen die Organisatoren auch nicht die heutige Anschrift ihrer Mitschülerin Theresa Arcuti heraus, die italienische Wurzeln hat und wohl in ihre Heimat zurückkehrte. Lothar Vreden erinnert sich, dass ein Schüler zu Hause erzählte: "Mama, unser Lehrer kann viele Sprachen. Mit uns spricht er Deutsch, mit Theresa Italienisch und mit anderen Platt."

Vielleicht erfuhr Vreden von seiner Sprachfertigkeit bei einem seiner Hausbesuche. Er machte sich nämlich - trotz der hohen Anzahl von Schülern - die Mühe, jede Familie einmal aufzusuchen, um sie kennenzulernen. "Dadurch bin ich als Niederdollendorfer sehr in Oberdollendorf hineingewachsen." So sehr, dass er später sogar den Heimatvereinsvorsitz übernahm. Heimatkunde - das war auch ein großes Thema in der Schule. Viel sprach Lehrer Vreden mit den Kindern über Geschichte. Und wie ein mitgebrachtes Schulheft verriet, ließ er sie zum Beispiel die Höhe der sieben Berge aufschreiben. Mit ihnen besuchte er das Braunkohletagebaugebiet und das Phantasialand.

Ulrike Schmitz sagt: "Wir haben ehrfurchtsvoll zum Lehrer aufgeschaut." Vreden: "Das waren alles liebe Kinder." Dennoch musste er sich in dieser großen Schar akustisch durchsetzen. "Nach zehn Wochen war ich heiser. Mein Kollege Johannes Herzog gab mir den Ratschlag, zu einer Sprecherzieherin vom Theater zu gehen."

Diese Klasse absolvierte zwei Halbschuljahre, als in NRW der Schuljahresbeginn von Ostern in den Sommer verlegt wurde. So wurde das Pensum eines Schuljahres in ein Halbjahr gepresst. Trotzdem ist aus allen Kindern etwas geworden, zum Beispiel Flugzeugkonstrukteur, Schornsteinfegermeister, Hubschrauberpilot, Manager, Karikaturist oder Immobilienmaklerin. Mit dem nächsten Treffen wollen sie nicht wieder 25 Jahre warten.

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