Oberpleiser im Felix-Jaehn-Remix Leonard Biwer macht nach "Cheerleader" Karriere

OBERPLEIS · Fans, die ihm nachreisen, Auftritte vor Tausenden: Seit er als Trompeter im erfolgreichen Felix-Jaehn-Remix von "Cheerleader" mitgespielt hat, hat Leonard Biwer aus Oberpleis Karriere gemacht.

 In der Musikszene etabliert: Leonard Biwer.

In der Musikszene etabliert: Leonard Biwer.

Foto: Frank Homann

Mittwoch Kroatien, Donnerstag Rumänien, Freitag Ungarn, Samstag Österreich, Sonntag Schweiz – so sieht es im Terminkalender von Leonard Biwer mittlerweile aus. Vier Jahre nach seinem internationalen Durchbruch als Trompeter im Remix von „Cheerleader“ ist der Oberpleiser Musiker unaufhörlich unterwegs, in ganz Europa. Gerade in der Festivalsaison tourt er von Auftritt zu Auftritt, von Land zu Land.

Und ihm reisen auch schon mal Fans hinterher – wie die fünf jungen Damen, die bei 14 Konzerten hintereinander in der ersten Reihe dabei waren – und jede trug eine Maske, unter anderem mit dem Gesicht des Trompeters aus dem Siebengebirge. Klar sei er dann auch zu Selfies mit den Mädels bereit, erzählt der 26-Jährige. Andere Konzertbesucher werfen eine Plastiktrompete auf die Bühne oder formen mit den Händen Herzchen. Und jede Menge Bewunderer schicken Botschaften über Twitter & Co.

Eine echte Rampensau

Leonard Biwer wird hin und wieder auf den Straßen in Berlin oder in Köln erkannt, Autos hupen, Fremde winken ihm zu, am Flughafen stehen Fans. Das hätte er sich nicht träumen lassen, als er noch mit dem Bläsercorps Auel-Gau auftrat. Dort startete er als Siebenjähriger seine Karriere, nachdem ihn im Familienurlaub eine bayerische Blaskapelle so fasziniert hatte.

Später nahm er mehr als zehn Jahre lang Unterricht bei Charly Müller, der schon der deutschen Jazzgröße Till Brönner die Grundlagen der Trompetenkunst vermittelte. Heute ist elektronische Musik Leonard Biwers Welt, in die er mit seinem Trompetenspiel „hineinfunkt“. Und er gab sich den Künstlernamen „Lahos“.

Dass Leonard Biwer eine echte „Rampensau“ ist, stellte er neulich bei einem Konzert unter Beweis, als der Strom ausfiel und nichts mehr ging. Da hielt er die 45 000 Besucher einfach unplugged bei Laune, rettete mit seinem Trompetenspiel und Beatboxing den Auftritt. Wie hatte seine Lehrerin von der Theater-AG am Gymnasium Am Oelberg Oberpleis orakelt, wo Biwer 2011 Abitur machte: „Leonard, du bist eine Rampensau. Ich sehe dich noch auf großen Bühnen!“

Bekannt durch den Remix von "Cheerleader"

Richtig bekannt wurde Leonard Biwer, als er für das 2014 erschienene Remix von „Cheerleader“ von DJ Felix Jaehn das Trompetenintro und -solo einspielte und ihm damit erst die richtige Würze verpasste. Für den Ohrwurm-Hit gab es über 800 Millionen Klicks im Internet. Der Titel kletterte an die Chart-Spitzen und erhielt über 50 Mal Gold und Platin.

In den US-amerikanischen Billboard-Charts Top 100 eroberte damit erstmals wieder ein Deutscher den Gipfel. Sogar der damalige Bundesaußenminister Frank Walter Steinmeier gratulierte. Mit dem Hamburger Jaehn war Biwer im Frühjahr auf Deutschland-Tour. Jetzt ist er mit „Alle Farben“ unterwegs. Fliegen, ankommen auf dem Festivalgelände, ab in die Container-Burg mit Sofa, Getränken und Imbiss zum Abschalten, zur Vorbereitung, zum Warten und nach dem Auftritt zum Herunterkommen.

"Ich bin der Gast, der live mit Trompete spielt"

„Jaehn ist die Hauptperson am DJ-Tisch, wo er eigene Lieder zusammenmischt. Ich bin der Gast, der live mit Trompete spielt“, erzählt Leonard Biwer. Als „Lahos“ ist er bei 90 Prozent der Shows von „Alle Farben“ – alias DJ Frans Zimmer aus Kreuzberg – dabei. Auch bei einigen der Frans-Titel hat der Oberpleiser mitgewirkt. Biwer macht den Entertainer im Duo. Lampenfieber?

„Es ist erschreckenderweise schon Routine geworden, vor Publikum zu spielen. Ich habe keine Scheu, vor Leuten aufzutreten und sie zu unterhalten.“ Mal sind es Zehntausende, mal ein paar hundert. Als Star fühlt er sich nicht. Er trifft sich mit alten Schulkameraden. „Über Musik reden wir dann nicht.“

"Das ist harte Arbeit"

Mittlerweile hat Leonard Biwer ein eigenes Tonstudio. Er managt sich selbst, schließt seine Verträge ab, schließlich hat er seinen Master im Fach Internationales Management in Köln gemacht. Hat er neue Ideen im Kopf, geht er schnell ins Studio. Denn: „Jeder ist seines Glückes Schmied. Das ist harte Arbeit.“ Er spielt auch Solostücke für internationale Künstler wie Álvaro Soler oder DJ Hugel ein.

Im ersten eigenen Titel „24“ geht es um das Gesellschaftsbild der Jugend, um Trennung per Handy und neue Dates. Elektronische Tanzmusik, vermischt mit Elektropop und Klaviermusik – auch von Leonard Biwer – sind zu hören. Dazu hat der Musiker ein Video gedreht. „Erfolg kann man nicht planen“, sagt er. In diesem Jahr will er noch zwei Songs produzieren. Was der Hit wäre? „Wenn im Radio eine der Lahos-Singles rauf und runter läuft und ich meine eigene große Show habe.“

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