Ostergottesdienst am Kloster Heisterbach Lichtermeer rund um die Abtei

HEISTERBACH · Es war die Nacht der Nächte. Die Osternacht des Corona-Jahres 2021 wird den Christen von Königswinter in Erinnerung bleiben. Auf dem Gelände der Abtei Heisterbach, vor der Chorruine der 1237 geweihten Klosterkirche, feierten sie mit Pfarrer Markus Hoitz die Auferstehung Jesu Christi.

 Eine besondere Stimmung: Zahlreiche Kerzen leuchten in der Osternacht zum Gottesdienst auf dem Gelände der Abtei Heisterbach.

Eine besondere Stimmung: Zahlreiche Kerzen leuchten in der Osternacht zum Gottesdienst auf dem Gelände der Abtei Heisterbach.

Foto: Frank Homann

Viele Gläubige hatten sich, ausgerüstet mit Klappstuhl und Wolldecke, auf der Wiese, mit Corona-Abstand und Maske im Gesicht, einen Platz gesucht. Küster Thomas Schumacher setzte einen kleinen Holzstoß in Flammen. An dem lodernden Osterfeuer entzündete dann Pfarrer Hoitz, der leitende Pfarrer der Seelsorgebereiche Königswinter Berg und Tal, assistiert von Pfarrgemeinderat Albert Hemmer, die Osterkerze.

„Segne dieses Feuer, das die Nacht erhellt“, sagte der Geistliche und bereitete die Osterkerze mit dem Kreuz sowie den Buchstaben Alpha und Omega und der Jahreszahl 2021. Fünf Weihrauchkörner fügte er als Zeichen für die heiligen Wunden Christi ein. „Anfang und Ende, Alpha und Omega.“

Dabei spielte das Ittenbacher Bläsercorps „Wenn wir das Leben teilen“. Erwartungsvoll hielten die Besucher der Messe ihre Kerzen in den Händen. Und schon bald wurde ihnen das Licht von der Osterkerze gebracht, ein Lichtermeer entstand. Ein erhabener Augenblick — und die festliche Stimmung sollte auch die folgenden zwei Stunden bestehen bleiben.

Ingo Sundermann war der „Kulissenmaler“: Er setzte das Relikt klösterlichen Lebens ins rechte Bild, passend zu den Szenen der Messe tauchte er die Chorruine mal in verschiedenfarbiges Licht oder rückte die Pfeiler durch Lichtelemente in den Mittelpunkt. Beim „Gloria“ aus der Deutschen Messe sorgte er für die Rottöne eines Sonnenaufgangs und wechselte zu weiß beim Halleluja von „Soulful Celebration“.

Grün wurde es bei der Taufe von Elisabeth Apel. Die 34-jährige Zahntechnikerin aus Königswinter begleitete mit Lektorin Stephanie Lohmann und ihrem Mann Daniel Apel, der als Pate fungierte, Pfarrer Hoitz vom Bereiten der Osterkerze bis zum Altar an der Chorruine.

Durch ihren Ehemann, den sie im Mai vergangenen Jahres zunächst standesamtlich geheiratet hatte, hatte sich der Wunsch verfestigt, der katholischen Kirche beizutreten. Nach dem Bekennen des kirchlichen Glaubens taufte Markus Hoitz die junge Frau, überreichte ihr das weiße Gewand als Zeichen der Taufe und salbte sie mit Chrisam, ehe alle Teilnehmer dieser Osternacht ihr Taufversprechen erneuerten.

Bereits zu Weihnachten hatten die Königswinterer Katholiken die Weiträumigkeit der Abteianlage genutzt, um coronakonform zu feiern. Daran erinnerte Pfarrer Hoitz in seiner Predigt. Bei der Christmette war er bei der Austeilung der Kommunion über einen Stein gestolpert. Nur eine akrobatische Einlage hatte verhindert, dass er den Leib Christi auf die Erde warf. „Dieser Stein des Anstoßes hat seitdem für mich etwas Symbolisches“, stellte Markus Hoitz einen Bezug zu den aktuellen Problemen der katholischen Kirche und der Osterbotschaft her.

Jetzt müsse er feststellen, dass der Stein des Anstoßes nicht kleiner, sondern größer geworden sei. „So groß, dass selbst engagierte Gemeindemitglieder aus der Kirche austreten. Die Kirche selbst droht den lebendigen Leib Christi in den Schlamm zu kippen, weil die Frage nach Macht wichtiger zu sein scheint als die Botschaft von seiner Hingabe für eine Menschheit, die hingebungsvoll statt unterwürfig zu leben bereit ist.“ Er wünsche der Kirche, „dass wir uns so manche Dinge einfach noch einmal genauer anschauen – mit der Frage, wer kann uns diesen oder jenen Stein wegrollen“.

Zahlreiche Besucher der Osternacht gingen ergriffen nach Hause, nicht wenige waren zu Fuß gekommen. Und einige hofften, dass auch künftige Osternächte wieder in Heisterbach stattfinden. Wilfried Thomas: „Hier sieht man: Kirche braucht nicht das Kirchengebäude. Ich freue mich, dass wir die Osternacht mit Pfarrer Hoitz, der mutig und ein Segen für die katholische Kirche ist, auch unter Corona-Bedingungen feiern konnten. Das hier an der Chorruine hat schon Kultstatus.“

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