Kirchenjubiläum "Maria Beton" in Königswinter bleibt ein Gotteshaus

Königswinter · Noch vor einigen Jahren kursierte die Idee, die katholische Kirche Maria Königin des Friedens aus Kostengründen zu verweltlichen. Zum 50. Geburtstag des Sakralbaus ist klar: Die Gemeinde Sankt Remigius behält ihre Filialkirche.

 Beeindruckender Innenraum: Beim Pfarrfest wurde das Jubiläum der größten katholischen Kirche im Königswinterer Talbereich gefeiert.

Beeindruckender Innenraum: Beim Pfarrfest wurde das Jubiläum der größten katholischen Kirche im Königswinterer Talbereich gefeiert.

Foto: Frank Homann

Eigentlich sollte das Gotteshaus Maria Königin des Friedens eine Kapelle sein und im Siebengebirge stehen. In diesem Jahr feiert die Kirchengemeinde Sankt Remigius den 50. Geburtstag ihrer Filialkirche neben der Jugenddorf-Christophorusschule. Der Königswinterer Pfarrer Dechant Ibach hatte im März 1945 ein Gelübde abgelegt, dass er zu Ehren der Gottesmutter und Friedenskönigin eine Kapelle errichten werde, wenn Königswinter von weiteren Bombenangriffen verschont bleibe.

Der Dechant hatte damals den Schweizer Diplomaten Generalkonsul Franz-Rudolf von Weiss gebeten, einen geplanten großen Bombenangriff auf Königswinter zu verhindern. Mit Erfolg. Die Stadt wurde dann am 16. März 1945 kampflos den Amerikanern übergeben. Es dauerte anschließend 19 Jahre, bis das Gelübde des Dechanten eingelöst wurde. Vom Plan, eine Kapelle im Siebengebirge zu bauen, war man inzwischen wegen der Furcht vor Vandalismus abgekommen.

Großer Bau für die wachsende Bevölkerung

Stattdessen baute man die Kirche angesichts der rasanten Bevölkerungsentwicklung in den 50er und 60er Jahren im Norden der Stadt am heutigen Standort zu Ehren der friedensreichen Gottesmutter. Grundsteinlegung war im April 1964, im Februar 1967 wurde die Kirche konsekriert. Finanziert wurde der Bau fast ausschließlich mit Spenden, die der Kirchenbauverein Sankt Remigius sammelte. Einen wesentlichen Beitrag leistete auch die Fabrikantenfamilie Lemmerz. Seitdem darf die Kirchengemeinde zwei Gotteshäuser ihr Eigen nennen.

50 Jahre nach Einweihung der Kirche sind die Pläne endgültig vom Tisch, die Kirche zu verweltlichen. „Es muss die Entscheidung der jeweiligen Gemeinde sein, eine Kirche aufzugeben. Wir haben die Zusage vom Erzbistum, die Kirche erhalten zu können“, sagt Ulrich Fuchs vom Kirchenvorstand von Sankt Remigius. Beim Neujahrsempfang 2009 hatte der damalige Pfarrer Ulrich Oligschläger mitgeteilt, dass die Kirche auf Dauer nicht mehr zu finanzieren sei. Das Gebäude werde angesichts der Katholikenzahl in der Altstadt auch nicht mehr gebraucht. Das CJD hatte damals Interesse an einer weltlichen Nutzung des Baus angemeldet.

„Unsere Gemeinde hat sich um ein Konzept bemüht, das von Köln so mitgetragen wird“, berichtet Fuchs. „Wir haben nun die große Aufgabe, die Kirche mit Leben zu füllen.“ Schon immer wurde das Gotteshaus an hohen Feiertagen wie Weihnachten und Ostern oder bei besonderen Anlässen wie Kommunion und Firmung als Zentralkirche genutzt, weil es mit 500 Sitzplätzen die größte Kirche im Talbereich ist.

Mehr noch als bisher soll Maria Königin des Friedens künftig eine Anlaufstelle für die Jugend werden – als Ort der Vorbereitung auf Kommunion und Firmung und als Kirche für Schüler des CJD und der Lemmerzschule. „Unser Pfarrer Dariusz Glowacki ist da gesprächsbereit“, sagt Fuchs. Auch im Hinblick auf den Denkmalschutz hält das Erzbistum Maria Königin des Friedens für besonders erhaltenswert. Das ist das Ergebnis einer vom Generalvikariat in Auftrag gegebenen Bestandsaufnahme aller nach 1945 erbauten Kirchen.

800 Menschen in der Christmette

In der Begründung heißt es, dass sich in dem Bau die beiden Schaffensperioden des Architekten Erwin Schiffer widerspiegeln. Prägende Elemente des im Volksmund wenig schmeichelhaft „Maria Beton“ genannten Sakralbaus sind die kubischen und die runden Formen. Auch Stadt und Kirchengemeinde sind um ihre Stellungnahmen gebeten worden. „Das Gebäude spricht durch seine Architektur auch Kirchenferne an“, ist sich Fuchs sicher. Er kenne außerdem niemanden, der die Osternacht lieber in Sankt Remigius feiern würde. Die Christmette hätten 800 Personen besucht – 300 hätten gestanden.

Maria Königin des Friedens sei zudem ein Ort der Ökumene. Eindrucksvoll hätten dies kürzlich beim Festgottesdienst im Rahmen des Pfarrfestes, bei dem das Jubiläum gefeiert wurde, der katholische Kirchenchor Sankt Remigius und der Chor der evangelischen Christusgemeinde mit einem gemeinsamen Auftritt unter Beweis gestellt.

Fuchs freut sich, dass nicht nur die Verweltlichung von Kirchen, sondern auch die Zusammenlegung von Gemeinden, die im Erzbistum lange Zeit große Themen waren, zurzeit nicht mehr im Fokus stehen. „Man ist in Köln davon ab, Gemeinden gegen ihren Willen zu fusionieren.“ Man wachse zwar mit den beiden katholischen Talgemeinden Sankt Laurentius Oberdollendorf und Sankt Michael Niederdollendorf zusammen, eine Fusion werde es in absehbarer Zeit aber nicht geben. Dabei ist der Seelsorgebereich mit einer Pfarrerstelle und einer halben Kaplanstelle personell nicht eben gesegnet.

Eine gute Nachricht hatte die Kirchengemeinde zuletzt auch für die Elterninitiative Mikado. Das Kita-Gebäude gehört der Gemeinde. „Wir haben den Mietvertrag mit Genehmigung des Erzbistums um drei Jahre verlängert“, berichtet Fuchs. Damit haben Mitarbeiter, Eltern und Kinder der Kita zumindest etwas Planungssicherheit.

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