Tierzucht im Sea Life Center Königswinter Metamorphose im Aquarium

Königswinter · Den Biologen im Sea Life Königswinter gelingt die Aufzucht der Gelbbauchunke. Die Tiere sollen später im Rheinland ausgewildert werden, müssen zuvor aber genetisch untersucht werden.

 Einige der Larven haben neben dem länglichen Schwanz bereits die ersten Hinter- oder sogar Vorderbeinchen entwickelt.

Einige der Larven haben neben dem länglichen Schwanz bereits die ersten Hinter- oder sogar Vorderbeinchen entwickelt.

Foto: Frank Homann

„Ach die sind ja noch so klein“, sagt eine Besucherin und beugt sich näher an die Glasscheibe des Aquariums. Unzählige kleine Unken krabbeln über die mit Moos bewachsenen Baumstämme, die aus dem Wasserbecken herausragen. Die nur wenige Zentimeter großen Tierchen gehören zur Art der Gelbbauchunken und werden zurzeit erstmalig im Sea Life Königswinter aufgezogen. In einer Kooperation mit der Biostation der Universität Bonn und der örtlichen Gruppe des Naturschutzbund Deutschlands (Nabu) sollen die Tiere später im Rheinland ausgewildert werden.

Schaut man genauer auf das Gewusel der dunklen Amphibien im Aquarium, erkennt man die unterschiedlichen Entwicklungsstadien – manche der Jung-Unken haben noch einen Rest ihres Schwanzes, wieder andere wirken wie vollständig ausgebildete Miniaturexemplare ihrer Eltern, die im Aquarium nebenan leben. Senkt man den Blick unter die Wasseroberfläche des Aquariums, kann man die Tiere zudem im Larvenstadium beobachten.

„Dadurch, dass sie unter Wasser zu sehen sind, kann man die Entwicklung mitverfolgen“, sagt Michaela Fey vom Sea Life Königswinter. Einige der Larven – bei Fröschen wird diese Stufe als Kaulquappe bezeichnet – haben neben dem länglichen Schwanz bereits die ersten Hinter- oder sogar Vorderbeinchen entwickelt, leben aber allerdings noch unter Wasser. In dem Aquarium kann man auf diese Weise gleich mehrere Stadien von der Larve zur Unke erleben – und diese Entwicklung geht rasend schnell. Denn in freier Wildbahn lebt die Art in Kleingewässern und Pfützen, bevor diese austrocknet, muss der Prozess abgeschlossen sein.

Im Larvenstadium ist eine Schwanzflosse vorhanden

„Am 3. Juni haben die Elterntiere die Eier abgelegt, am 9. Juni sind die jungen Larven geschlüpft, vier Wochen später sind sie metamorphisiert und dann in die Ausstellung gezogen“, erklärt Tom Lau, biologisch-technischer Leiter des Sea Life. Die vier bis fünf Zentimeter großen Larven ernähren sich zunächst nur von Algen. Mit dem Übergang von Wasser zu Land verwandeln sie sich allerdings in Fleischfresser. Kleinstinsekten wie Fruchtfliegen stehen dann auf dem Speiseplan.

Bei einer Größe von vier Zentimetern wachsen den Larven erst die Hinterbeine und schließlich die Vorderbeine. „Sobald die Vorderbeine vorhanden sind, krabbeln sie an Land“, so Lau. Gleichzeitig entwickelt sich die Schwanzflosse zurück. Der Schwanz falle also nicht einfach ab, wie man vielleicht als Kind vermutet hätte.

Durch die Zerstörung der natürlichen Lebensräume der Gelbbauchunke, die in ganz Europa beheimatet ist, geht der Bestand zurück. Naturschutzgruppen setzen sich daher für den Erhalt der Gattung ein. Bevor die Jungtiere jedoch in die freie Wildbahn entlassen werden können, müssen die Tiere genetisch untersucht sowie auf den Chytridpilz getestet werden, um die heimischen Populationen vor Krankheiten zu schützen. Im Juli und August ist das Sea Life Königswinter, Rheinallee 8, täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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