Pfarrgemeinde und Biologische Station starten Projekt Mustergarten für Inklusion entsteht in Oberpleis

OBERPLEIS · Pflanzen, Pflegen und Ernten: Ein Garten, der allen offensteht, soll der Mustergarten der Inklusion in Oberpleis sein. Die Katholische Pfarrgemeinde Sankt Pankratius und die Biologische Station Rhein-Sieg stellten eine außergewöhnliches Projekt vor.

 Startschuss in Oberpleis (v. l.): Guido Kohlenbach, Markus Hoitz, Barbara Bouillon, Lutz Wagner und Sebastian Schuster im Propsteigarten.

Startschuss in Oberpleis (v. l.): Guido Kohlenbach, Markus Hoitz, Barbara Bouillon, Lutz Wagner und Sebastian Schuster im Propsteigarten.

Foto: Frank Homann

Es ist üppig grün im Propsteigarten hinter der katholischen Kirche Sankt Pankratius: Im kniehohen Gras blüht ein Meer aus gelben Butterblumen, die knorrigen Bäume sind kräftig ausgetrieben, ebenso Sträucher und andere Gehölze. Noch hat die Natur zwischen den alten Mauern freien Lauf. Doch das soll sich schon bald ändern, denn aus dem Propsteigarten wird ein Mustergarten für Inklusion mitten im Ortskern von Oberpleis.

Die Biologische Station im Rhein-Sieg-Kreis und die Katholische Pfarrgemeinde Sankt Pankratius wollen hier einen Garten schaffen, der allen Bürgern offensteht, und in dem auch alle Hand anlegen dürfen – vom Pflanzen übers Pflegen bis hin zum Ernten.

„Wir möchten bürgerschaftliches Engagement fördern“, betont Pfarrer Markus Hoitz. Kindergärten, Schulen, Seniorenheime und Bürger jeden Alters sind angesprochen, sich diesen Garten zu eigen zu machen und aktiv zu werden.

Umsetzung beginnt 2022

In diesem Jahr stehen die Planungen zur Gestaltung und einige vorbereitende Maßnahmen im Vordergrund, 2022 soll dann die konkrete Umsetzung erfolgen. Entstehen sollen auf dem 3500 Quadratmeter großen Areal unter anderem ein Bauerngarten mit Gemüsebeeten, ein Bereich mit Spalierobst, „um die Obstvielfalt in der Region zu zeigen“, Kinderbeete und Hochbeete für die Menschen, „die sich vielleicht nicht so gut bücken können“, wie Barbara Bouillon, Biologin der Biologischen Station, erläutert.

Auch soll es eine Wildblumenwiese, Schattenstauden, Beerensträucher, Sitzgelegenheiten und sogar eine kleine Kulturbühne geben. Weitere Ideen und Anregungen können noch eingebracht werden, denn es handelt sich ausdrücklich erst um eine Vorplanung, wie Bouillon betont. Auch die historischen Rosen, die den Propsteigarten einst berühmt gemacht haben, sollen hier wieder blühen.

Bouillon hat bereits einige Stecklinge von nachgezogenen Rosen in die Erde gepflanzt. „Die ersten fangen bald an zu blühen.“ Noch ist allerdings wenig von den Rosen zu sehen, sie verschwinden fast gänzlich im kniehohen Gras. „Es müsste hier dringend gemäht werden“, stellt die Biologin fest und schmunzelt.

Pfadfinder haben Garten „grundsaniert“

Bisher kümmern sich neben den Mitarbeitern der Biologischen Station die Oberpleiser Pfadfinder um den Garten. Sie haben bereits eine Art „Grundsanierung“ durchgeführt und unter anderem die überall wuchernden Brombeeren entfernt sowie das Gehölz und die Bäume kräftig zurückgeschnitten.

„Vorher sah es hier relativ gammelig aus“, so Bouillon. Seitens der Gartenplaner hofft man bereits jetzt auf tatkräftige Unterstützung aus der Bevölkerung. Denn nicht erst wenn der Garten voraussichtlich Mitte nächsten Jahres fertig sein wird, gibt es eine Menge zu tun.

„Der Garten soll sich ja tragen durch bürgerschaftliches Engagement“, betont Dieter Steinwarz, Leiter der Biologischen Station. „Wir brauchen Leute, die sagen, ich helfe mit, ich mähe vielleicht mal den Rasen, zupfe Unkraut oder gieße, wenn es trocken ist. Und je mehr mitmachen, desto besser.“

Stauden aller Art sind gefragt

Und auch, wer nicht selbst Hand anlegen will oder kann, kann zu einem üppig blühenden Bürgergarten beitragen, denn „einen Teil der Bepflanzung möchten wir gerne von den Oberpleisern selbst haben“. Gebeten wird allerdings nicht um Neugekauftes, sondern um Pflanzmaterial aus den eigenen Gärten, sprich das, was sonst vielleicht in den Kompost wandern würde.

Vor allem Stauden aller Art sind gefragt. Diese werden zunächst fachkundig getopft und kultiviert und dann bis zum endgültigen Einpflanzen in einem eigens eingezäunten Bereich des Gartens aufbewahrt. Abgegeben werden können die Pflanzenspenden in Baumschulkästen, die zu diesem Zweck hinter der Kirche nahe dem Eingang zum Friedhof aufgestellt werden sollen.

Gefördert wird das Projekt hauptsächlich durch den Landschaftsverband Rheinland, darüber hinaus von der Städte- und Gemeindestiftung der Kreissparkasse Köln und einzelnen privaten Spendern. Guido Kohlenbach, der den Fachbereich Regionale Kulturarbeit im Dezernat Kultur und Landschaftliche Kulturpflege des LVR leitet, ist begeistert von dem Vorhaben: „Als dieses Projekt bei uns auf dem Tisch landete, waren wir total elektrisiert. Das ist nicht nur ein Mustergarten, sondern ein Musterprojekt. Wir sehen hier alle unsere Kernpunkte auf einen Schlag erfüllt, vom Artenschutz bis hin zu Inklusion.“

Landschaftsverband unterstützt Bürgergarten

Mit 140.000 Euro bezuschusst der LVR den Bürgergarten. „Und wir hoffen natürlich, dass sich hier viele engagieren, mithelfen und auch Pflanzen spenden.“

Bürgermeister Lutz Wagner, der gemeinsam mit Landrat Sebastian Schuster die Schirmherrschaft über das Projekt übernommen hat, sieht in dem Mustergarten eine tolle Bereicherung für den Ort und vor allem schöne Ergänzung zu der geplanten Neugestaltung des Ortskerns rund um den Kirchvorplatz. „Jetzt hat das Projekt unsere eigene Planung sogar noch überholt.“

Weitere Informationen gibt es bei der Biologischen Station im Internet unter www.biostation-rhein-sieg.de, ☏ 02243/847906, oder bei der Katholischen Pfarrgemeinde Sankt Pankratius Oberpleis, www.kirche-am-oelberg.de, ☏ 02244/2231

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