Soldatenfriedhof in Ittenbach Nach der Gedenkfeier kamen die Sprayer

Königswinter · In der Nacht zum Sonntag haben bislang Unbekannte die Kapelle auf dem Soldatenfriedhof in Ittenbach beschmiert, auf dem zuvor der Opfer von Gewalt und Terror gedacht worden war.

 Polizeibeamte und Soldaten übernahmen bei der Gedenkfeier auf dem Soldatenfriedhof in Ittenbach die Aufgaben der Kranzträger und Ehrenwachen.

Polizeibeamte und Soldaten übernahmen bei der Gedenkfeier auf dem Soldatenfriedhof in Ittenbach die Aufgaben der Kranzträger und Ehrenwachen.

Foto: Gabriela Quarg

Bei seiner Ansprache unterstrich Landrat Frithjof Kühn die Bedeutung des Volkstrauertags als ein Tag der Mahnung und des Gedenkens: "Wir erinnern uns heute an die Toten der beiden Weltkriege. Und wir trauern auch um die, die in heutigen Tagen Opfer von Gewalt und Terror geworden sind." Kühn wünschte mit den Worten Albert Schweitzers, ihre Gräber sollten "Prediger des Friedens" sein.

Fast 7000 Kriegstote haben auf den insgesamt 85 Gräberstätten in den 19 Städten und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises ihre letzte Ruhestätte gefunden - davon ist der Soldatenfriedhof in Ittenbach der größte im Kreis. Hier ruhen 1871 Gefallene unterschiedlichster Nationen, viele sind nicht einmal 20 Jahre alt geworden. "Auch für junge Leute ist es besonders wichtig, das hier zu erleben, und aus dem heutigen Tag die Botschaft mitzunehmen, dass es sich lohnt, sich gegen Gewalt und Terror und für den Frieden einzusetzen", sagte Kühn.

Der Landrat erinnerte an die Gründung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der die Gräber von rund 1,9 Millionen Kriegstoten auf 790 Kriegsgräberstätten in 43 Staaten pflegt: "Aus dem fürchterlichen Gemetzel des Ersten Weltkrieges heraus ist der Volksbund entstanden, um den vielen Millionen gefallenen Soldaten eine würdige Ruhestätte zu geben." Heute sei die Arbeit der humanitären Organisation nach wie vor von großer Bedeutung: Etwa drei Millionen deutsche Soldaten fanden im Zweiten Weltkrieg in den Staaten des ehemaligen Ostblocks den Tod.

Viele der Grabanlagen seien nur schwer auffindbar, zerstört, überbaut oder geplündert. Trotzdem seien in den vergangenen Jahren mehr als 275 Friedhöfe des Zweiten Weltkriegs und 180 Anlagen aus dem Ersten Weltkrieg in Ost-, Mittel- und Südeuropa wieder hergerichtet oder neu angelegt worden.

Auch Pfarrer Georg Kalckert unterstrich die Bedeutung des Volkstrauertages: "Immer wieder finden Kriege statt und reißen tiefe Wunden. Deshalb sind wir hier - um an die Opfer von Krieg, Gewalt, Terror und Hass zu denken." Kriege seien kein "Betriebsunfall der Geschichte", so Kalckert: "Kriege gibt es, weil sie gewollt werden. Sie beginnen im Herzen der Menschen." Was man brauche, seien daher Menschen, "die uns das Glück und den Frieden vorleben".

Der Dank Kühns galt denen, die einen Beitrag zur Gestaltung der Gedenkfeier geleistet haben: unter anderem den Soldaten und Reservisten der Bundeswehr, den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter sowie den Polizeibeamten, die sich als Ehrenwache und Kranzträger zur Verfügung gestellt hatten, dem Männergesangverein Ittenbach und dem Trompeter Johannes Frings, die die Feier begleiteten.

Der Staatsschutz ermittelt

Seit Sonntagmorgen ist der Soldatenfriedhof in Ittenbach Ort von Ermittlungen des Staatsschutzes: Unbekannte hatten über Nacht die Friedhofsmauer und die Kapelle mit Leuchtfarbe beschmiert und die Trauerkränze, die am Tag zuvor bei der Gedenkfeier niedergelegt worden waren, in den Wald geworfen.

Wie die Bonner Polizei am Sonntag mitteilte, geht das sofort eingeschaltete Staatsschutzkommissariat davon aus, dass es sich bei den Tätern um Personen aus dem linksextremistischen Spektrum handelt. Offenbar sind die Schmierereien "Botschaften gegen Rechtsextremisten und allgemein gegen nationalsozialistische Tendenzen", so der Bericht. Die Polizei sucht nun mögliche Zeugen und bittet um Hinweise.

Die Kränze wurden am Sonntag zurückgebracht an den Platz an der Gedenkstätte, an dem sie am Samstag niedergelegt worden waren.

Die Bonner Polizei hofft auf sachdienliche Hinweise möglicher Zeugen, die zwischen Samstagvormittag und Sonntagmorgen, insbesondere während der Dunkelheit, verdächtige Personen oder Fahrzeuge bemerkt haben. Hinweise werden unter 0228/150 angenommen.

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