Bungertshof in Oberdollendorf Nach dreijähriger Renovierung: Gasthaus ganz nah am Original

OBERDOLLENDORF · Heute ist es soweit: Die Küzengarde eröffnet die neue Session - im neuen Bungertshof. Es ist nach einigen Familienfeiern die erste größere öffentliche Veranstaltung in dem frisch restaurierten Gasthaus an der Heisterbacher Straße. Bereits seit einiger Zeit verschönert der 1444 erstmals urkundlich erwähnte Hof wieder das Ortsbild.

 Gartenansicht: Der Blick auf das alte Fachwerkhaus auf der einen und in die Oberdollendorfer Weinberge auf der anderen Seite lohnt sich.

Gartenansicht: Der Blick auf das alte Fachwerkhaus auf der einen und in die Oberdollendorfer Weinberge auf der anderen Seite lohnt sich.

Foto: Homann

Es hat sich bereits herumgesprochen, dass am Rande des Siebengebirges ein Kleinod entstanden ist. Für alle Samstage von Juni bis August 2016 liegen Eigentümer Andreas Lelke bereits Anfragen und Buchungen vor. Der große Saal im Erdgeschoss bietet 120 Personen Platz, die gegenüberliegende Gaststube mit Theke 60 Personen und der Saal im Obergeschoss 80 Personen.

Möglicherweise hat die Gaststube bereits ab Anfang kommenden Jahres auch täglich geöffnet. Lelke möchte hier eine Weinstube mit einer kleinen Speisekarte anbieten. Sie würde zum Aufgabenbereich des Managers gehören, den der Gastronom zum 1. Januar 2016 neu einstellen möchte. Wenn es wieder wärmer wird, soll die Außengastronomie dazu kommen. Der Weingarten mit Blick in die Weinberge bietet rund 180 Gästen Plätze unter Platanen. Sie sitzen über einem neu angelegten Weinkeller. Auf den beiden Sonnendecks - im Garten errichtete Holzterrassen - könnten demnächst auch Trauungen stattfinden, was in Königswinter prinzipiell möglich ist. In der ersten Etage des Bungertshofs gibt es dafür sogar ein eigenes Brautzimmer.

Drei Jahre hat die Sanierung gedauert. Die Gesamtkosten kann Lelke noch nicht beziffern. Allein der Brandschutz habe jedoch rund 250 000 Euro gekostet.

Der fast 600-jährigen Geschichte des Hauses lässt sich am besten in der Gaststube nachspüren. Der Raum wird von dicken Holzbalken geteilt. Auch in den Wänden wurde das alte Fachwerk freigelegt. Dabei musste rund die Hälfte aller alten Balken ausgetauscht werden: Ein Tribut an die Bausünden der Vergangenheit, als die Balken unter Dämmplatten oder Dämmwolle versteckt wurden. Dort waren sie nach und nach morsch geworden.

Die Feuchtigkeit bahnte sich auf der Wetterseite auch den Weg zwischen dem alten Fachwerkhaus und dem um 1970 herum entstandenen Anbau, in dem der frühere Eigentümer noch bis vor wenigen Jahren wohnte. Alle Balken auf dieser Seite des Hauses waren morsch und mussten durch frisches Holz ersetzt werden. Wo sich die Wohnung befunden hatte, ist jetzt eine Großküche für bis zu 300 Gäste entstanden.

Lelke ist zufrieden mit der Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden, war selbst aber wohl auch ein bereitwilliger Denkmalschützer. Der gebürtige Oberdollendorfer wollte sein Haus so denkmalgerecht wie möglich restaurieren. Dabei hatte er den Bungertshof nach dem Kauf im Sommer 2012 eigentlich im vorgefundenen Zustand an einen Gastronomen verpachten wollen. Doch als bei näherem Hinsehen bereits der erste tragende Balken faul war, entschloss er sich zur Komplettsanierung. "Der Zustand des Hauses war wohl auch der Grund, weshalb frühere Pächter hier keinen Erfolg hatten", sagt Lelke. Auch im Hinblick auf heutige Standards bei Energie und Brandschutz hatte der alte Bungertshof seine Wettbewerbsfähigkeit offensichtlich eingebüßt.

Die große Überraschung beim Freilegen der verputzten Fassade war, dass das alte Haus komplett aus Fachwerk bestand. "Das wusste keiner", so Lelke. Für ihn war es aber Grund genug, das Gebäude originalgetreu zu restaurieren. Der Klinkerbau, der um 1900 entstanden und ebenfalls verputzt war, präsentiert sich ebenfalls wieder in seinem Originalzustand. Die alten Kunststofffenster wurden nach alten Fotos durch Holzfenster ersetzt. Wie detailverliebt der neue Eigentümer ist, zeigt sein Umgang mit dem alten Gewölbekeller. Hier wurden der alte Putz entfernt und die originalen Steine wieder freigelegt. Dabei dient der Keller lediglich als Schuppen.

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