Interview: Horst Rohde und Wolfgang Bullan vom Kegelclub "Lahm Söck" "Nach Mallorca wollten wir nie"

Von wegen "Lahm Söck": Die Mitglieder des gleichnamigen Kegelclubs schieben alles andere als eine ruhige Kugel. Auf ihrer Hausbahn im Restaurant "Dalmatien-Grill" in Niederdollendorf feierten sie jetzt nicht nur ihr 50-jähriges Bestehen, sondern kämpften wie an jedem Clubabend auch um Punkte. Von Anfang an dabei sind Wolfgang Bullan und Horst Rohde.

 Kegeln seit 50 Jahren zusammen: Horst Rohde (l.) und Wolfgang Bullan.

Kegeln seit 50 Jahren zusammen: Horst Rohde (l.) und Wolfgang Bullan.

Foto: Roswitha Oschmann

Ein bisschen geheimnisvoll geht es in Ihrem Club ja zu! Oder warum kramt jeder zu Beginn des Clubabends einen winzigen silbernen Kegel aus der Tasche?
Horst Rohde: Das ist noch ein Relikt aus unserer Anfangszeit. Wer diesen Kegel nicht dabei hat, muss 50 Cent in unsere Kasse zahlen. Treffen sich Kegelbrüder unterwegs, gilt das auch.

Sind Sie wirklich so lahm, wie es der Name Ihres Clubs vermuten lässt?
Wolfgang Bullan: Wir nannten uns zunächst Kegelclub "Nur so", weil wir nur so zum Spaß zusammenkamen. Bevor es losging, haben wir erst mal eine Stunde palavert; wir nennen es: die Welt verbessern. Als ein Kegelbruder sagte: Na los, ihr lahm Söck, wollt ihr nicht endlich mal anfangen, hatten wir einen neuen Namen.

Rohde: Das war etwa zwei, drei Jahre nach der Gründung. Wir hatten aber auch ehrgeizige Mitglieder, die gern an Wettbewerben teilgenommen hätten. Aber darum ging es uns nicht, wir waren immer ein Freundeskreis, der Geselligkeit und Spaß haben wollte.

Und zur Kegeltour an den "Ballermann" flog?
Rohde: Nein, nach Mallorca wollten wir nie. Aber wir haben auch Touren gemacht. Zum Beispiel nach Heidelberg, Bremen, Bad Ems oder aber zur Bundesgartenschau nach Koblenz.

Bullan: In Heidelberg waren wir total geknickt. Gleich am ersten Tag ließ unser Präsident die Tasche am Aussichtsturm liegen - unser Geld weg, Papiere weg. Wir hatten Glück. Ein holländisches Ehepaar lieferte sie bei der Polizei ab.

Sie sind ein gemischter Club - wer kegelt besser: Frauen oder Männer?
Rohde: Die Frauen bemühen sich redlich. Es gibt Frauen, die kegeln gut, aber das ist selten.

Eigentlich sieht das einfach aus...
Bullan: Es sieht so aus. Aber unter den 15 verschiedenen Bildern, nach denen die Kegel aufgestellt werden, sind einige ziemlich schwere. Der "Bauer" zum Beispiel ist das schwerste Bild, dabei stehen die Kegel eher links und rechts außen von der Bahn. Es kommt darauf an, den Bildern entsprechend die Kugel etwas zu drehen und Schwung und Krafteinsatz auch mit Gefühl entsprechend zu dosieren.

Welche Bilder gibt es denn noch?
Rohde: "Stina", "Mensch ärger' dich nicht", "Bingo" oder "Kranz". Heute können wir per Knopfdruck die Kegel aufstellen.

Bullan: Früher wurde das per Hand gemacht. Wenn kein Kegeljunge da war, mussten wir selbst einspringen. Unser erstes Spiellokal war die ehemalige Gaststätte "Weißes Rössl" in Rheinbreitbach. Dann kegelten wir im Rasthaus Siebengebirge in Bad Honnef, im Alten Kelterhaus in Königswinter und seit 1981 im Dalmatien-Grill.

Kegelbahnen gehören wohl eher zu den Auslaufmodellen...
Rohde: Als wir anfingen, war Kegeln Volkssport. Jetzt gibt es kaum noch Kegelbahnen. Heute ist Bowlen in. Auch wenn die Bowlingkugeln schwerer sind, ist Kegeln doch anstrengender. Der Kegler muss mehr können als der Bowler.

Zu den Personen

Horst Rohde (75) lebt seit 1971 in Heisterbacherrott. Der Autolackierer und Postbeamte stammt aus der Altstadt. Wolfgang Bullan (74) kommt aus Bad Honnef und war früher in der Technikabteilung der Nachrichtenagentur dpa beschäftigt.

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