Geologe stellt Buch über die Untiefe "Reih" vor Neue Belege gegen den Römerhafen

KÖNIGSWINTER · Mit dem Titel "Das Natur- und Bodendenkmal Untiefe 'Reih' und ihr Ende als 'Römerhafen' am Drachenfels" überschrieb Winfried Leischner sein Buch, das die jahrelange Debatte über die Existenz und die Denkmaleigenschaft eines Römerhafens am Fuß des Drachenfels beenden soll.

 Was es mit der Rhein-Untiefe „Reih“ (am rechten Rand des Fotos) auf sich hat, darüber streiten sich seit Jahren die Gelehrten.

Was es mit der Rhein-Untiefe „Reih“ (am rechten Rand des Fotos) auf sich hat, darüber streiten sich seit Jahren die Gelehrten.

Foto: Frank Homann

Im Siebengebirgsmuseum stellte der Heimatverein Siebengebirge jetzt die neue Veröffentlichung des promovierten Diplom-Geologen vor. Vorsitzender Peter Krämer sagte: "Diese Schrift ergänzt die bisherigen Ausführungen um eine nähere Darstellung der eiszeitlichen Entwicklungen und die Verwendung des dortigen trachytischen Steinmaterials. Der Heimatverein freut sich über die neuen Erkenntnisse."

Winfried Leischner erinnerte an den Eintrag der Untiefe "Reih" durch das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Jahr 1985 als Bodendenkmal "ehemalige römische Hafenanlage" in die Denkmalliste der Stadt Königswinter. Bereits vor zehn Jahren hatte der Heimatverein Siebengebirge die Löschung des Eintrags gefordert.

Leischner dokumentierte in der Folge mehrfach, dass die zum Römerhafen erklärte Untiefe "Reih" von erdgeschichtlicher Natur sei. Bestätigt fühlt er sich durch die Untersuchungen des Instituts für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie an der Uni Bonn im Sommer 2014. Leischner: "Dabei haben sich keinerlei Hinweise auf eine römerzeitliche Hafenanlage ergeben."

Im Oktober vergangenen Jahres legte er der Oberen Denkmalbehörde bei der Bezirksregierung eine weitere Dokumentation vor "mit dem Nachweis, dass die Steinräumung auf der Untiefe 'Reih' nicht römerzeitlich, sondern erst im 19. Jahrhundert erfolgte". Leischner biss erneut auf Granit. Die Bezirksregierung teilte ihm mit, es gebe keinen Grund, sich gegen die fachliche Stellungnahme des LVR-Amtes zu stellen; die Eintragung in die Denkmalliste erfordere keine Korrektur.

Deshalb also nun die neue Schrift. Winfried Leischner: "Nach Vermerken im Baustellentagebuch der Dombauhütte aus den Jahren 1864 bis 1872 geht hervor, dass eine permanente Nachfrage oder Suche nach Füllsteinen im Ausbauwerk der Turmpfeiler bestand." Trachytsteine vom Rheinufer bei Königswinter seien im beträchtlichen Umfang als Füllsteine geliefert worden, obwohl diese nicht zu den offiziellen Liefersteinen der Dombauhütte für den Weiterbau des Kölner Doms gehörten.

Es sei davon auszugehen, dass die Domtürme innenseitig ausgemauert wurden mit unbehauenen Trachytsteinen aus der Untiefe "Reih" in einem Mörtelbett aus Portland-Zement aus Oberkassel.

Da es für den Eintrag des Bodendenkmals "Römische Hafenanlage" keine wissenschaftlichen Untersuchungen gegeben habe und auch keine römerzeitlichen Belege vorlägen, müsse davon ausgegangen werden, dass alle Begründungen für den Eintrag in die Denkmalliste wie auch in das Sammelwerk Horn "Die Römer in NRW" von 1987 frei erfunden oder auch manipuliert worden seien.

Die neue Schrift Winfried Leischners kann zum Preis von 2,50 Euro in allen Buchhandlungen in der Stadt Königswinter und in der Buchhandlung Werber in Bad Honnef erworben werden.

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