Die Zahl der Bedürftigen steigt weiter Neue Leiter für die Tafel Königswinter gesucht

Königswinter · Nach acht Jahren wollen sich Hanna Bartel und Mechthild Blömer als Leiter der Tafel in Königswinter zurückziehen und suchen einen Nachfolger - denn die Zahl der Bedürftigen steigt weiter.

Als die Königswinterer Tafel am 12. August 2009 – damals noch an der Ecke Hauptstraße/Bungertstraße – erstmals ihre Türen öffnete, waren Hanna Bartel und Mechthild Blömer schon mit dabei. Blömer brachte bereits die Erfahrung einer Mitarbeit bei der wenige Monate früher gestarteten Bad Honnefer Tafel mit und übernahm damals die Leitung. Inzwischen leiten die beiden Frauen gemeinsam die Einrichtung, die im April 2012 in die Räume des ehemaligen evangelischen Kindergartens am Küferweg umzog.

Die vielen Jahre im Dienste der Bedürftigen sind dabei an den beiden Damen nicht ganz spurlos vorübergegangen. Bartel ist inzwischen 77 Jahre alt, Blömer 64. Seit zwei Jahren treten sie bereits etwas kürzer.

Mittwochs ist Ausgabetag

Mittwochs, dem Ausgabetag der Tafel, arbeitet Bartel seitdem nur noch vormittags, Mechthild Blömer nachmittags. Jetzt suchen beide eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger, der bereit ist, nach und nach die Verantwortung für die Einrichtung zu übernehmen. „Wir hätten zunächst einmal gerne Unterstützung in der Leitung der Tafel“, sagt Blömer. Wichtig sei die innere Bereitschaft für das Engagement. „Es muss demjenigen wirklich Freude machen.“

Der Mittwoch bedeute schließlich echte Knochenarbeit, die die beiden Frauen nicht mehr lange leisten können und wollen. Zwar stehen 40 ehrenamtliche Helfer auf der Liste der Tafel, aber Papier ist geduldig und die Realität sieht anders aus. Meistens nimmt Hanna Bartel am Mittwochmorgen um 9 Uhr mit nur zwei Helfern oder Helferinnen die Kartoffeln vom Bauern Olbrück vom Höhnerhof in Stieldorferhohn entgegen. Die rund 100 Kilo, die in Säcken angeliefert werden, müssen anschließend erst einmal von Steinen und Erde befreit werden.

Wenn diese Arbeit getan ist, treffen auch schon die beiden voll beladenen Kleintransporter ein, die bei Edeka, Rewe, Aldi und Lidl Lebensmittel und bei den Bäckereien Blesgen, Lohner, Nottebrock, Oelpenich, Profittlich und Rüth Brot eingesammelt haben. Die Waren müssen ausgeladen und begutachtet werden. „Wir machen alles auf, damit nichts Verschimmeltes ausgegeben wird“, sagt Bartel.

Helfer mit Zeit benötigt

Laut Peter Sieler vom Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg der Arbeiterwohlfahrt (Awo), der Träger der Tafel ist, werden die Lebensmittel so akribisch durchgesehen, damit bei der Ausgabe ab 14 Uhr letztlich nur Qualität übrig bleibt. Dieses Prinzip zeichne die Tafeln in der Region generell aus. „Sie sind alle sehr sorgfältig. Das aber bedeutet einen entsprechenden Personaleinsatz“, so Sieler.

Gegen 11 Uhr, wenn am meisten zu tun ist, packen durchschnittlich acht Helfer und Helferinnen mit an. Die meisten von ihnen können aber nur zwei Stunden mithelfen. „Wir brauchen Menschen, die mehr Zeit zur Verfügung haben. Es sind immer dieselben, die bis zum Schluss bleiben“, sagt Sieler. Bis zum Schluss heißt: bis zum Ende der Lebensmittelausgabe gegen 16 Uhr.

Oft geht es aber auch bis 16.30 Uhr. Wenn Hanna Bartel auf die vergangenen fast acht Jahre zurückblickt, sagt sie: „90 Prozent waren schön, zehn Prozent weniger.“ Weniger schön war vor allem der Wasserschaden infolge der Verwüstung durch einige jugendliche Straftäter. Aber auch das Team musste sich immer wieder zusammenraufen.

Tafel als private Initiative

Blömer erinnert sich selbst und ihre Mitarbeiter in solchen Situationen gerne daran, warum sie sich eigentlich engagieren. „Man muss sich immer wieder klar machen, wofür wir das tun, dass wir bedürftigen Menschen in Königswinter eine kleine Hilfe geben“, sagt sie. Die Reaktion der Tafel-Besucher, die sie und die anderen Mitarbeiter nur „Kunden“ nennen, sind für sie Lohn für die harte Arbeit. „Die meisten sind dankbar. Das ist auch die stärkste Antriebsfeder, die uns bei der Tafel hält.“

Es gibt aber auch andere Erfahrungen mit Tafel-Besuchern, die in der Lebensmittelausgabe eine selbstverständliche öffentliche Leistung sehen und sich beschweren, wenn sie dort bestimmte Dinge nicht bekommen. „Viele verstehen nicht, dass wir eine private Initiative sind und die Unterstützung der Stadt nur darin besteht, dass wir in unserem Gebäude keine Kaltmiete zahlen müssen“, sagt Sieler. Niemand könne von dem leben, was er von der Tafel bekomme. Die Tafel gebe den Menschen aber einen anderen finanziellen Spielraum. „Vielleicht kann eine Familie ja dafür im Sommer mit den Kindern in den Zoo fahren.“

Interessierte, die mithelfen wollen, können sich bei Peter Sieler, 02241/1453952, melden.

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