Übergabe an den Rhein-Sieg-Kreis Neuer Hausherr für den Naturpark Siebengebirge

SIEBENGEBIRGE · Das Ende einer Ära nach 32 Jahren: Der Verschönerungsverein für das Siebengebirge hat die Trägerschaft für den Naturpark an den Rhein-Sieg-Kreis übergeben. Der Verein erhielt bei der Übergabe viel Lob für die bisherige Arbeit.

 Die höchste Erhebung im Naturpark Siebengebirge ist der Große Oelberg mit 461 Metern.

Die höchste Erhebung im Naturpark Siebengebirge ist der Große Oelberg mit 461 Metern.

Foto: Frank Homann

Nach 32 Jahren hat der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) die Trägerschaft für den Naturpark an den Rhein-Sieg-Kreis abgegeben. In einer Feierstunde am Donnerstag im Jufa-Hotel in Niederdollendorf wechselte der Staffelstab symbolisch vom VVS-Vorsitzenden Hans Peter Lindlar an Landrat Sebastian Schuster.

Besser hätte die Laune aller Beteiligten bei bestem Wetter und Ausblick in das Rheintal nicht sein können. Vergessen war der lange Weg, der zu dem neuen Konstrukt geführt hat, mit dem die Trägerschaft für den Naturpark jetzt in hauptamtliche Hände wandert. Finanziell mitgetragen wird es durch die beteiligten Städte Königswinter, Bad Honnef, Sankt Augustin und Bonn. Durch eine zunächst bis 2021 begrenzte Kooperationsvereinbarung mit dem Naturpark Rheinland kann der Kreis auf dessen personelle und organisatorische Kapazitäten zurückgreifen.

Erster Naturpark in NRW

Auch wenn NRW-Umweltministerin Ministerin Christina Schulze Föcking kurzfristig absagen musste – die CDU-Politikerin war bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin gefragt – machte Hubert Kaiser, der im Umweltministerium für Naturschutzgroßprojekte zuständig ist, deutlich, welche Bedeutung das Land dem Naturpark beimisst. Er erinnerte daran, dass das Siebengebirge im Jahr 1958 der erste Naturpark in NRW wurde. Obwohl es sich um den kleinsten deutschen Naturpark handele, brauche er sich wegen seiner landschaftlichen und kulturellen Höhepunkte überhaupt nicht zu verstecken.

Lindlar stellte noch einmal die Motive dar, die seinen Verein bewogen haben, die Trägerschaft abzugeben. Der Prozess, der jetzt zum Abschluss gekommen ist, sei bereits von seinem Vorgänger Herbert Krämer angestoßen worden. Es habe sich gezeigt, dass man aus dem Naturpark viel mehr machen könne „als der Verein in ehrenamtlicher Trägerschaft leisten kann“. Bei der Erarbeitung des Naturparkplans im Jahr 2014 seien die Möglichkeiten für mehr als 600 Projekte dargestellt worden.

Verkehrsregelung ist drängendes Thema

Als drängendes Thema nannte er eine Verkehrsregelung, um an Schönwettertagen das Verkehrschaos auf der Margarethenhöhe zu vermeiden. Dazu zählt er auch eine bessere saisonale Anbindung an den ÖPNV. „Ich bin fest überzeugt, dass wir alle durch die gemeinsame Arbeit gewinnen werden. Ich habe die große Hoffnung, dass wir ein Siebengebirgsgefühl schaffen.“ Profitieren könnten von den erweiterten Möglichkeiten vor allem auch die kleineren Partner. „Ich denke da insbesondere an die Stadt Sankt Augustin, die bisher wenig abgekriegt hat“, so Lindlar. Auch wenn der VVS in Zukunft wie die Kommunen auch nur eine Stimme haben wird, sieht Lindlar den Einfluss seines Vereins weiter gewahrt.

„Wir haben 850 Hektar an zentraler Stelle und werden weiter eine Schlüsselposition einnehmen“, sagte er. Statt Geld zu zahlen, leistet der VVS künftig seinen Beitrag durch Hand- und Spanndienste, wozu zum Beispiel die Pflege von 25 Schutzhütten und mehr als 200 Ruhebänken gehört. Mit dem 530 Hektar großen Wildnisgebiet trage der Verein auch ein „Alleinstellungsmerkmal“ bei, so Lindlar.

Viel Lob für den VVS

Ihren persönlichen Umgang mit dem Verkehrschaos und den Massenansturm an Schönwettertagen haben die Bürgermeister von Königswinter und Bad Honnef gefunden. „Das Siebengebirge wird nur in Teilen stark genutzt. Wer sich auskennt, findet viele verträumte Ecken, wo die Natur wirkt“, sagte Peter Wirtz. Otto Neuhoff berichtete, dass er an schönen Tagen auf die Breite Heide in Rheinbreitbach fahre. „Da begegnet man keiner Sau“, so Honnefs Bürgermeister.

Ganz viel Lob wurde an diesem historischen Tag über den VVS ausgeschüttet. Kaiser betonte, der Verein sei bisher schließlich der einzige ehrenamtliche Naturparkträger in NRW gewesen. „Die Arbeit, die geleistet wurde, verdient großen Respekt“, sagte er. Wirtz lobte „die jahrzehntelange hervorragende Betreuung“. Auch Neuhoff zollte seinen allergrößten Respekt, dass der VVS die Initiative zum Trägerwechsel ergriffen habe.

Schuster hob die „hervorragende Ausgangsposition für den Naturpark, die wir der Arbeit des VVS verdanken“, hervor. Der Verein habe aber rechtzeitig erkannt, dass neue Strukturen aufgebaut werden müssten. Ohne den Verein werde jedoch auch im Zukunft im Naturpark nichts laufen. „Es wird und es soll nicht ohne den VVS gehen“, so Schuster. Manche Mitglieder des Vereins hatten das befürchtet.

Keine Vorstufe zur Fusion

Die Betreiberlösung mit dem Naturpark Rheinland ist laut Schuster auch nicht die Vorstufe zu einer Fusion, man wolle sich nur die Unterstützung zum Beispiel bei Ausschreibungen oder der Akquise von Fördergeldern sichern. Dass der Landrat selber einen entscheidenden Anteil an dem Trägerwechsel hat, wurde an diesem Tag ebenfalls von vielen Rednern erwähnt. „Ich habe Sebastian Schuster als Motor empfunden“, sagte der Sankt Augustiner Beigeordnete Rainer Gleß. Er sprach sogar von einer „Inkarnation einer sehr guten regionalen Zusammenarbeit“.

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