Interview mit Martin Herberg Neuer Prädikant freut sich schon auf die erste Trauung

STIELDORF · Seit vielen Jahren ist Martin Herberg aus Oelinghoven bereits Mitglied des Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde Stieldorf. Am Sonntag um 10.30 Uhr wird der 49-jährige Diplom-Ingenieur in einem feierlichen Gottesdienst zum Prädikanten ordiniert. Damit darf er ab sofort alle gemeindlichen Funktionen ausüben wie jeder hauptamtliche Pfarrer. Gabriela Quarg sprach mit ihm über dieses wichtige Ehrenamt.

 Wird am Sonntag in Stieldorf ordiniert: Martin Herberg.

Wird am Sonntag in Stieldorf ordiniert: Martin Herberg.

Foto: Privat

Wie wird man Prädikant?
Martin Herberg: Man wird für diesen Dienst von der Gemeindeleitung, dem Presbyterium, vorgeschlagen. Nach einem Gespräch mit dem Superintendenten des Kirchenkreises durchläuft man dann eine gut zweijährige Ausbildung bei der Landeskirche, die offiziell Zurüstung genannt wird. Ich bin seit 2004 Mitglied des Presbyteriums und bringe mich in verschiedenen Gebieten der Gemeindearbeit, unter anderem in meiner Funktion als Finanzkirchmeister, ein.

Weshalb werden neben den hauptamtlichen Pfarrern überhaupt Prädikanten benötigt?
Herberg: Man könnte provokant sagen, Prädikanten sind eine billige Lösung für ein aufkommendes Problem nicht mehr zu besetzender oder gar aus Finanzgründen wegfallender Pfarrstellen. Das ist aber nicht der Fall. Die rheinische Landeskirche kennt Prädikanten schon seit vielen Jahrzehnten. Sie bietet damit bewusst neben dem Pfarramt auch "normalen" Gemeindegliedern über eine spezielle Zurüstung den Weg zur Ordination. Damit soll das Spektrum gerade in der Verkündigung erweitert werden. Prädikanten, aus ihren jeweiligen Berufen und Lebenssituationen kommend, bringen ganz eigene Blickwinkel in die Auslegung eines Bibeltextes mit.

Was genau werden Ihre Aufgaben sein? Worauf freuen Sie sich besonders?
Herberg: Mit der Ordination wird mir der "Dienst an Wort und Sakrament und in der Seelsorge" aufgetragen. Das bedeutet also primär die eigenständige Durchführung von Gottesdiensten, aber auch von kirchlichen Amtshandlungen wie Taufe, Trauung und Beerdigungen. Das sind genau die Aufgaben, auf die ich mich freue. Taufen, zwei habe ich schon durchführen dürfen, sind natürlich etwas ganz besonders Schönes. Anfang August werde ich meine erste Trauung hier in unserer Kirche haben. Das ist etwas Besonderes, wenn man Menschen Gottes Segen für ihre Lebenspartnerschaft zusprechen darf. Aber das Leben hat eben auch seine schweren Seiten. Und so hoffe ich, zudem hier über den eigenen Glauben anderen Menschen Trost und Kraft geben zu können.

Hat die Ausbildung einen praktischen Teil beinhaltet?
Herberg: Während der zweijährigen Ausbildung wird man kontinuierlich begleitet von einem Mentor, in meinem Falle war dies unser Pfarrer Max Koranyi. Man muss mindestens zehn Gottesdienste, davon einmal mit Abendmahl, sowie eine kirchliche Amtshandlung eigenständig vorbereiten und durchführen.

Wie lässt sich ein solches Ehrenamt mit ihrem Beruf vereinbaren?
Herberg: Gut! Die Vorbereitung eines Gottesdienstes ist viel Arbeit, aber jedes Mal auch eine spannende Herausforderung. Ich erfahre durch mein Ehrenamt aber auch eine Festigung des eigenen Glaubens, und dieser trägt mich wiederum in meinem Beruf und Alltag. Christliches Denken und Handeln soll ja nicht an der Kirchentür enden, sondern eben in unseren Alltag einfließen.

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