Kunstverein "antiform" in Königswinter Neues aus der Altstadt

KÖNIGSWINTER · "Spontaneität ist sehr kreativ und fruchtbar, aber auch Stress." Wenn Franca Perschen, Künstlerin und Mitglied der Kunstinitiative "antiform", das sagt, kann man sich nicht vorstellen, dass sie ohne eine der beiden Seiten noch auskommen möchte.

Jüngstes Beispiel: Am Sonntag, 8. Dezember, um Punkt 16 Uhr steht Königswinter auf einer Deutschlandkarte zusammen mit den Städten Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart, Hannover, Dortmund, Aachen, Karlsruhe, Trier oder Bonn. In 22 Städten findet dann zeitgleich das "Flashwichteln" statt und in Königswinter in der Galerie.1 in der Altstadt. Es ist der neueste Streich von "antiform", das sich selbst eine Gruppe von Aktivisten mit großer Affinität zu künstlerischer Arbeit nennt. Vor eineinhalb Jahren mit sieben Mitgliedern gegründet, gehören ihr inzwischen mehr als 20 Künstler an. Das sind immer noch wenige, gemessen an der Wirkung, die von ihnen ausgeht.

Neben der Galerie.1 und den Lichtspielen in der Hauptstraße 399 hat "antiform" das AiR-Projekt (Artists in Residence) in der Hauptstraße 395 angestoßen. Und das alles, um einen Kontrapunkt gegen den Leerstand in der Fußgängerzone zu setzen. Die Stadt unterstützt das Projekt, sie übernimmt die Nebenkosten. AiR sind zurzeit die beiden Filzkünstlerinnen Andrea Noeske-Porada aus Wiesbaden und Ricarda Aßmann sowie die Siebdruck-Künstlerin Hanka Faerber (beide aus Hennef), die an den Wochenenden in Königswinter als Kunstschaffende tätig sind. Sie sind "Nachmieterinnen" von Stefan Seibt alias "Gris" aus Berlin und dem Schweden Edvard Derkert.

Bis Ende Januar und somit insgesamt vier Monate arbeiten die drei Frauen zusammen. "Für uns ist Königswinter genial. Wir haben die Stadt und die Gemeinschaft mit anderen Galeristen und den Gewerbetreibenden liebgewonnen", sagt Ricarda Aßmann.

Dass die Menschen auf ihrem Weg durch die Fußgängerzone ihnen bei der Arbeit auf die Finger gucken können, treibt Hanka Faer-ber an. Sie genießt die Blicke des Publikums, anstatt einsam vor sich hinzuarbeiten. "Ich habe meine Sachen jetzt fast alle hier. Das ist für mich eine Chance", sagt Faer-ber.

Auch für Andrea Noeske-Porada ist Königswinter eine ganz neue Erfahrung. Andere Städte und Künstler haben sich bereits über das Projekt informiert. "Alle im Verein bringen ihre Talente ein", versucht Franca Perschen die Erfolgsformel zu erklären. Im April werden Schüler vom Bonner Heinrich-Hertz-Berufskolleg gemeinsam mit Schülern aus den Niederlanden und England Projektarbeiten in der Galerie.1 ausstellen. Sie waren in dieser Woche dort und haben sich die Räume angesehen.

Positiv heben die Künstler hervor, dass in der Altstadt inzwischen miteinander gearbeitet wird. Die Zeiten seien vorbei, in denen man den Eindruck gehabt habe, dass jeder gegen jeden arbeite. Mit der Verwaltung tüftelt der Verein gerade an einer Vereinbarung, weil das Sanierungsbüro von der Drachenfelsstraße in die Hauptstraße 395 umziehen und sich den Platz künftig mit den Künstlern teilen soll. "Wir zeigen da natürlich guten Willen und Kompromissbereitschaft", sagt "antiform"-Initiator Helmut Reinelt. Die Stadt habe signalisiert, dass die Aufenthaltsdauer in den drei Ladenlokalen um ein weiteres Jahr verlängert werden könnte.

"Wir sehen sehr positiv in die Zukunft", so Reinelt. Daran ändern auch die Pläne für ein Factory Outlet Center jenseits der Bahn nichts. "Der Investor hat ja erklärt, dass der Schwerpunkt in der Hauptstraße auf Kultur und Gastronomie liegen soll. Wir fühlen uns da durchaus angesprochen", so Reinelt. Wenn das FOC nicht kommen sollte, sind die Künstler auch nicht um Vorschläge verlegen. "Wir haben zusammen mit anderen kulturellen Einrichtungen ein paar Ideen für das Lemmerz-Gebäude", verrät Franca Perschen.

Edition 1

Das "Flashwichteln" findet am Sonntag, 8. Dezember, um 16 Uhr im Rahmen einer Verkaufsausstellung in der Galerie.1, Hauptstraße 362, statt. Bei der Verkaufsausstellung können am Freitag, Samstag und Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr Werke der Künstler, die bisher an Projekten in Königswinter teilgenommen haben, gekauft werden. Als Edition 1 können schwarze Boxen mit zehn Unikaten der Künstler zum Preis von jeweils 100 Euro erworben werden.

"Flashwichteln"

"Flashwichteln", das durch die Kölner Agentur "Kabelbrand" ins Leben gerufen wurde, fand erstmals 2010 in Köln statt. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus einem Flashmob und Wichteln. Die Teilnehmer kommen mit einem verpackten Geschenk zum Treffpunkt. Sobald das Glöckchen klingelt, werden alle Geschenke auf eine Stelle gelegt. Wenn das Glöckchen zum zweiten Mal klingelt, darf sich jeder ein Geschenk aussuchen und auspacken.

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