Hoffest in Uthweiler Neues Leben erfüllt den alten Dahms Hof

UTHWEILER · "Das zu sehen, ist für mich eine ganz besondere Freude." Michael Dahm steht im Innenhof des alten Dahms Hof in Uthweiler und freut sich über den Trubel und das Leben, das auf dem Gelände seines elterlichen Betriebes herrscht - wieder herrscht, müsste man sagen, denn jahrelang hatte das Gehöft mitten im Herzen von Uthweiler einen Dornröschenschlaf gehalten.

 Eine zünftige Treckerfahrt durfte natürlich beim Hoffest auf Dahms Hof nicht fehlen.

Eine zünftige Treckerfahrt durfte natürlich beim Hoffest auf Dahms Hof nicht fehlen.

Foto: Frank Homann

Doch nun ist dort neues Leben eingezogen: Wo bis zur Jahrtausendwende noch Kühe im Stall standen, werden heute die Kisten für den "Rheinischen Landkorb" gepackt, einem Haus-Lieferservice für Produkte aus der Region. Nebenan im alten Fachwerk-Wohnhaus finden junge Eltern im Second-Laden "Kleine Kleider" günstige Angebote für ihren Nachwuchs. Und auf dem Platz direkt vor der Hofeinfahrt bietet der "Wurst Michel" Leckereien vom Grill an. Davon, dass auf dem Hof wieder richtig was los ist, konnten sich zahlreiche Besucher am Samstag beim Sommerfest überzeugen.

Die ältesten Gebäude des Bauernhofs stammen aus dem Jahr 1840 - insgesamt sieben Generationen haben hier gelebt und gearbeitet. "Die neueren Teile des Hofs habe ich 1981 mit meinem Vater gebaut", erinnert sich Dahm. "Da steckt viel Herzblut drin."

In den neunziger Jahren hatte er den landwirtschaftlichen Betrieb von seinen Eltern übernommen, ist dann aber 2000 aus der Ackerbau und Viehzucht ausgestiegen. Bis 2008 bewohnte die Familie noch den Hof, dann stand er jahrelang leer - bis Michael Gesell aus Oberpleis ein Domizil für den "Rheinischen Landkorb" suchte, genauer gesagt "einen Ort, an dem wir diesen verpacken können".

Der Haus-Lieferservice, zu dem sich vier Betriebe aus der Region zusammengeschlossen haben, bringt Gemüse, Obst, Brot, Milchprodukte, Käse, Wurst und vieles mehr direkt an die Haustür der Verbraucher. "Die zentrale Lage hier ist für uns ideal", erläutert Gesell. Kurzerhand wurden die ehemaligen Stallungen entsprechend der Hygienevorschriften umgebaut und mit moderner Kühlung versehen. Nun werden dort tagtäglich Kisten mit frischen Lebensmitteln gepackt.

Im April 2014 zog Maike Wagner mit ihrem Second-Hand-Laden für Kindersachen auf dem Hof ein. Wo einst gekocht wurde, kann man jetzt Kleidchen, Hosen und Jacken und was der Nachwuchs sonst noch benötigt erwerben. Die über 100 Jahre alten blau-weißen Fliesen auf dem Boden lassen die Geschichte des Hofes dennoch nicht in Vergessenheit geraten. "Wir haben hier vieles renoviert, aber ich fand es sehr reizvoll, den alten Boden drinnen zu lassen", schmunzelt Wagner.

Als dritter im Bunde kehrte Michael Dahm junior, der "Wurst Michel", schließlich auf den Hof der Familie zurück. Der 23-Jährige hat noch viel vor: Er möchte in den ehemaligen Stallungen Wagyu-Rinder züchten. Die in Europa seltene Rasse aus Japan gilt als die teuerste Hausrinderrasse der Welt. Dabei hatte sich der gelernte Koch ursprünglich gar nicht für Landwirtschaft interessiert, bis er nach Ausbildung und Fachabitur ein Jahr in Australien verbrachte.

"Dort habe ich auf einer Ranch gearbeitet, auf der diese Rinder gezüchtet wurden", erzählt er. Sowohl die Tiere, als auch deren "phänomenales" Fleisch haben es ihm derart angetan, dass er nun eine Ausbildung zum Nebenerwerbslandwirt anfängt. Obendrein brutzelt er als Wurst Michel an seinem Imbiss täglich Leckeres auf dem Grill.

Trotz der schwierigen Zeiten für Landwirte ist der junge Mann zuversichtlich ein Auskommen erwirtschaften zu können: "Mit Milchviehbetrieben ist es schwierig heutzutage, aber wir wollen ja etwas ausprobieren, was es in der Region noch nicht gibt." Sicherlich wird es nicht einfach: "Aber für mich ist es ganz wichtig, so auch die Tradition und damit ein Stück Erinnerung an meine Großeltern lebendig zu halten."

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