Zwischen Königswinter und Bad Honnef Wenn sich der Rhein zurückzieht, taucht der Römerhafen wieder auf

Siebengebirge · Bei Niedrigwasser gibt der Rhein seine Geheimnisse preis - unterhalb des Drachenburghangs zwischen Königswinter und Bad Honnef auch eines, das einen jahrelangen Expertenstreit zur Folge hatte: der sogenannte Römerhafen. Was es damit auf sich hat, haben Forschungen des Landschaftsverbandes ergeben.

Unterhalb des Drachenfels liegt die Formation, die als Bodendenkmal Römerhafen Eingang in die Denkmalliste der Stadt Königswinter gefunden hat. Am besten zu erkennen ist sie aus der Vogelperspektive.

Foto: Benjamin Westhoff

Das Niedrigwasser des Rheins bringt ihn wieder hervor – den vermeintlichen Römerhafen am Rheinufer zwischen Königswinter und Bad Honnef, der in der Vergangenheit für einen Streit der Wissenschaftler gesorgt hatte. Das vorerst letzte Kapitel in der unendlichen Geschichte hatte die Professorin Renate Gerlach vom Bonner LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland aufgeschlagen. Daraufhin wurde die Eintragung als Bodendenkmal nochmals überarbeitet und am 29. Juni 2020 als solches in die Denkmalliste der Stadt Königswinter eingetragen.

„Neue Ergebnisse zeigen völlig plausibel, dass es sich um eine Anlandestelle für Schiffe handelte“, sagte Gerlach bereits im November 2019. Die Denkmalbeschreibung beruhe auf Geländebegehungen und Bohrungen in den Jahren 2016 und 2018. Diese hätten gezeigt, dass an dieser Stelle ein Plateau aus mitteldevonischem Fels vom Ufer aus in den Strom vorspringe. Darauf liege eine dünne Kiesdecke, auf der sich wiederum Trachytblöcke verschiedener Größe befinden.

Unterhalb des Drachenfels liegt die Formation, die als Bodendenkmal Römerhafen Eingang in die Denkmalliste der Stadt Königswinter gefunden hat. Am besten zu erkennen ist sie auf der Vogelperspektive.

Foto: Benjamin Westhoff

„Dies ist weiter der aktuelle Stand, der auch publiziert und belegt ist“, sagte Gerlach jetzt auf Anfrage dem General-Anzeiger. Die beiden Niedrigwasser in den Jahren 2016 und 2018 hätten ausreichend Gelegenheit für die Forschung gegeben. Man überlege zwar, an dieser Stelle möglicherweise eine Metalldetektion mit Magnetometern durchzuführen, das sei aber meist nicht sonderlich zielführend, da bei solchen Untersuchungen in der Regel nur neuzeitliche Metallteile gefunden würden.

Denkmaleintrag bereits 1985

„Da ist auch keine Eile geboten, da wir in Zukunft wohl noch häufiger Niedrigwasser haben werden“, so Gerlach am Montag zum GA. Auf die Denkmalbeschreibung aus dem Jahr 2019 habe es auch kaum Reaktionen von anderen Wissenschaftlern gegeben. „Das bedeutet nicht, dass der derzeitige Forschungsstand hundertprozentig wahr sein muss. Niemand war schließlich zur Römerzeit dabei“, sagt sie.

Unterhalb des Drachenfels liegt die Formation, die als Bodendenkmal Römerhafen Eingang in die Denkmalliste der Stadt Königswinter gefunden hat. Am besten zu erkennen ist sie auf der Vogelperspektive.

Foto: Benjamin Westhoff

Das Bodendenkmal „Römischer und mittelalterlicher Hafen“ war als solches freilich bereits im Jahr 1985 in die Liste der Bodendenkmäler der Stadt Königswinter eingetragen worden. Nach intensiven eigenen Forschungen und in Kooperation mit der Bonner Universität in den vergangenen Jahren fasste das Bonner Amt die Denkmalbeschreibung und Begründung im Jahr 2019 neu und konkretisierte und ergänzte sie. Im Jahr darauf folgte die ergänzte Neueintragung.

In Verlängerung des Drachenfelshangs zwischen Königswinter und Bad Honnef liegt der sogenannte Römerhafen.

Foto: GA-Grafik

Da es sich bei dem betroffenen Flurstück um eine Fläche des Bundes handelt, ist die Bezirksregierung Köln als Obere Denkmalbehörde zuständig. Diese hatte die Stadt Königswinter als Untere Denkmalbehörde nach den neuerlichen Forschungen angewiesen, die Eintragung aus dem Jahr 1985 entsprechend der neuen Begründung zu ändern.

Strudellöcher des Rheins und Formationen von Menschenhand

Laut Gerlach weiß man inzwischen, dass die beiden markanten Löcher, die auf Luftbildern zu erkennen seien, keine Hafenbecken, sondern später entstandene Strudellöcher des Rheins, sogenannte Auskolkungen, seien. Auf der anderen Seite lasse sich die Anordnung der großen Steinblöcke aus Trachyt im Rhein, die zum Teil parallel zueinander gesetzt seien, nur mit einer künstlichen von Menschenhand geschaffenen Anlage erklären. Der Randwall stelle sich als ein Relikt eines stromparallelen Hafens dar und habe dasselbe halbmondförmige Aussehen wie zum Beispiel in Bonn vor dem Legionslager.

Niedrigwasserphasen ein Glücksfall für die Forschung

Für die Untersuchungen seien die wiederholten Niedrigwasserphasen der vergangenen Jahre ein Glücksfall gewesen. Denn: „Die Niedrigwasser heutiger Zeit entsprechen dem Normalwasser römischer Zeit“, meinte Gerlach. Damals habe der Pegel des Stroms durchschnittlich rund zwei Meter tiefer gelegen.

Das Felsplateau habe in römischer Zeit trocken gelegen und sei für die Errichtung der bogenförmigen Kaianlage genutzt worden. Die Trachytblöcke seien der Unterbau für die Verladeanlagen gewesen. Man wisse aus dem Kontext, dass das römische Militär Drachenfelstrachyt abgebaut habe, der danach vielerorts verbaut worden sei.

Römer nutzten Steinbrüche am Drachenfels

Die ersten Steinbrüche am Drachenfels wurden übrigens bereits kurz nach der Besetzung des Rheingebietes durch die Römer in Betrieb genommen, um Steinmaterial für öffentliche Großbauten zu gewinnen.