Mit dem Fahrrad Norman Franke fuhr in 14 Stunden 49 Mal den Drachenfels hoch und runter

Königswinter · Etwas mehr als 14 Stunden hat der Extremsportler Norman Franke gebraucht, um den Drachenfels am Stück 49 Mal hinaufzuradeln. Und damit umgerechnet den Gipfel des höchsten Bergs der Welt zu erreichen.

Wie jemand, der gerade den Mount Everest erklommen hat, sieht Norman Franke nicht aus. Entspannt hat er sein Rad auf dem Drachenfelsplateau gegen die Brüstung gelehnt, in der Hand einen Kaffee mit Milch und Zucker. „Viel Zucker“, sagt er. „Den brauche ich jetzt.“ Etwas mehr als 14 Stunden hat er gebraucht, um den Drachenfels exakt 49 Mal mit seinem Rennrad hoch- und wieder hinunterzufahren. Jede Tour bergauf entspricht etwa 180 Höhenmetern - mit 8848 Metern hatte er die Marke des höchsten Bergs der Welt dann ziemlich genau um 17 Uhr geknackt.

Keine Krämpfe in den Beinen, kein platter Reifen: Eigentlich ist die „Everest Bike Challenge“, in Radsportkreisen auch kurz „Everesting“ genannt, für Franke perfekt gelaufen. „Ich habe allerdings heute Nacht nicht so gut geschlafen“, gibt der 32-Jährige zu. „Also bin ich früher als geplant gestartet. Und im Endeffekt war das auch genau die richtige Entscheidung.“ Um 2.30 Uhr statt wie ursprünglich avisiert um 4 Uhr hat er erstmals in die Pedalen seines Carbon-Rennrads getreten. Über die Route entlang der Hirschburg ging es dann nonstop bis zur Bergstation der Drachenfelsbahn, bergauf in rund zehn Minuten, bergab in dreieinhalb.

Bergauf in rund zehn Minuten

Das alles verbunden mit einem guten Zweck: Bereits vor dem Start hatte Franke bei Sponsoren rund 500 Euro für die Deutsche Knochenmark-Spenderdatei (DKMS) gesammelt. Franke, im bürgerlichen Leben Software-Entwickler bei der Telekom, ist Extremsportler. Den Mount Everest im übertragenen Sinne hat der Bonner im Siebengebirge nun bereits zum dritten Mal bezwungen. Zuvor war er bereits in Alpe d'Huez in den französischen Alpen und am Schauinsland im Schwarzwald erfolgreich.

Beim 24-Stunden-Rennen in Zandvoort stand er vor zwei Jahren auf dem Podium, Platz zwei holte er beim 24-Stunden-Rennen „Rad am Ring“. Da scheint der Drachenfels mit seinen 321 Höhenmetern auf den ersten Blick vielleicht nicht ganz so in die Reihe der sportlichen Herausforderungen zu passen. Doch im Gegenteil. Ein „Everesting“ am Drachenfels habe er schon immer mal in Angriff nehmen wollen, „weil er so ein großer Mythos ist“, so Franke vor dem Start.

Regenschauer haben ihn nicht gestört

Von der zuweilen auch mythischen Stimmung des Siebengebirges jedoch hat Franke allenfalls in den frühen Morgenstunden etwas mitbekommen. „Da war kaum Verkehr unterwegs“, sagt er. „Das war sehr angenehm.“ Auch der ein oder andere Regenschauer habe ihn nicht sonderlich gestört. Allerdings sei es mit Frühtemperaturen um die acht Grad dann schon durchaus noch etwas frisch im Sattel gewesen. „Als es dann am Nachmittag wärmer wurde, musste ich natürlich auch viel mehr trinken“, sagt er. Pro Stunde knapp ein Liter eines Kohlenhydratgemischs, dazu Müsli-Riegel. „Das liefert natürlich Energie“, sagt er. „Aber am Ende kann man das süße Zeug dann auch nicht mehr sehen.“

Immer mal wieder seien zwischendurch ihm völlig fremde Radfahrer dazu gekommen, hätten ihn für ein, zwei Aufstiege begleitet. „Aber die letzten drei oder vier Touren, die waren dann schon richtig zäh“, sagt Franke. Da habe er dann einige Kollegen vom Beueler Radsportverein „Radtreff Campus Bonn“ (RCB) an seiner Seite gehabt, bei dem er seit zwei Jahren auch Trainer ist.

Musik für den Tritt-Rhythmus

Und wie hat er die übrige Zeit auf seinem Rad verbracht? Franke grinst. „Vor allem mit Musik hören, alles querbeet, mit einem schnellen Rhythmus, zu dem man gut treten kann. Und bloß nicht nachdenken, sonst würde man sich die ganze Zeit fragen, warum man das eigentlich macht.“

Ein nächstes „Everesting“ hat der 32-Jährige erst einmal nicht in Vorbereitung. „Meine Pläne reichten genau bis zu diesem Kaffee in meiner Hand“, sagt er schmunzelnd. Und klingt dann doch etwas erschöpft. „Jetzt geht es nur noch den Berg hinunter und nach Hause.“ Diesmal im Auto.

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