Auftakt zum Jubiläum 150 Jahre Notkirche in Eudenbach Oberhau feiert im „Stall von Bethlehem“ Gottesdienst

Königswinter · Einen „Stall von Bethlehem“ gab es nicht nur im Heiligen Land, sondern nachweislich auch in der Königswinterer Höhenregion Oberhau. So zumindest benannten die Menschen ihre Notkirche. Grund: Vor 150 Jahren trafen sich die Menschen rund um Eudenbach zum Gottesdienst in einer Scheune.

 Die ersten von 150 Bäumen setzten die Kommunionskinder aus Eudenbach und Umgebung zum Kirchengeburtstag am Pfarrheim in die Erde.

Die ersten von 150 Bäumen setzten die Kommunionskinder aus Eudenbach und Umgebung zum Kirchengeburtstag am Pfarrheim in die Erde.

Foto: Gabriela Quarg

150 Jahre ist für eine katholische Kirche hierzulande nicht wirklich „alt“ – die Gotteshäuser in Stieldorf und Oberpleis beispielsweise wurden bereits im 12. Jahrhundert erbaut, die Ittenbacher Kirche ist schon über 400 Jahre alt. Dennoch war die Grundsteinlegung für die erste Eudenbacher Kirche am 28. Oktober 1872 für die Menschen im Oberhau von ganz besonderer Bedeutung, denn für sie endete damals eine sehr schwierige Zeit, ihren Glauben zu praktizieren. Fortan gehörte nämlich der kilometerlange, sonntägliche Fußmarsch zur Pfarrkirche in Oberpleis und wieder zurück der Vergangenheit an. Grund genug, das Jubiläum gebührend zu feiern – und zwar ein ganzes Jahr lang. Mit einem Festgottesdienst anlässlich der Grundsteinlegung der Eudenbacher Notkirche vor eineinhalb Jahrhunderten läuteten die Menschen im Oberhau die Jubiläumsfeierlichkeiten ein.

„Damals mussten die Menschen nicht nur zur Messe, sondern auch für all die Dinge, die man heute im Pfarrbüro erledigt, zu Fuß bis nach Oberpleis laufen“, erzählt Ekkehart Klaebe, der gemeinsam mit Josef Göbel, Ilse Kurenbach, Gabi Seda und Wilbert Fuhr die Aktivitäten rund um das Jubiläum plant und umsetzt und sich auch mit der Historie des Gotteshauses beschäftigt hat. Der lange Fußmarsch hatte zur Folge, dass die Eudenbacher Kinder in der Messe und beim Religionsunterricht immer sehr müde und unkonzentriert waren, was dem damaligen Pfarrer Hertel gar nicht gefiel, heißt es in Überlieferungen.

Gläubige nennen die neue Notkirche „Stall von Bethlehem“

Der Pfarrer setzte sich daraufhin für den Bau einer eigenen Kirche im Oberhau ein. „Nach vielen Vorbereitungen hat man dann eine Scheune aus Blankenbach für 410 Taler gekauft und – wie es in der Chronik heißt – mit 47 Karren unentgeltlich nach Eudenbach transportiert“, so Klaebe. Ein Jahr nach der Grundsteinlegung 1872 wurde die „Notkirche“ eingeweiht und fortan konnten die Menschen im „Stall von Bethlehem“ – wie der Fachwerkbau genannt wurde – zur Messe gehen.

Über die spannende Historie des Eudenbacher Gotteshauses informiert auch eine Ausstellung, die ab sofort bis mindestens Weihnachten zu sehen sein wird. „Wir haben somit jetzt ein richtiges kleines Museum in der Kirche“, berichtet Klaebe stolz und verweist auf fünf ganz besondere Exponate: Es sind alles Relikte aus der damaligen Notkirche, die eine ganz eigene Geschichte zu erzählen haben. Ausgestellt sind das ehemalige Altarkreuz, der Kreuzweg, der Kelch und das aus Eichenholz geschnitzte Tabernakel, das eine besondere Bewandtnis hat. „Der Großvater von Willi Quirrenbach aus Rostingen hatte damals, im Jahr 1913, die Erlaubnis, beim Abbruch der Notkirche alles, was ihm wertvoll erschien mitzunehmen.“

Wie Josef Göbel weitererzählt, rettete dieser kurzerhand den Tabernakel, der bis heute von der Familie gehegt und gepflegt wird. Noch spannender ist die Geschichte rund um die Herz-Jesu-Statue. Viele Jahre habe auf dem Speicher der Kirche eine Statue gelegen, von der keiner wusste, woher sie eigentlich stammt, so Göbel. Durch Zufall und Dank der Recherchen eines Aegidienberger Chronisten stellte sich nun heraus, dass es sich um eine Figur handelt, die einst im Bildhauerdorf Gröden in Südtirol geschnitzt worden war – und die damals in der Notkirche hing.

Zum Jubiläumsauftakt wurde auch das erste Bäumchen der Aktion „150 Jahre Kirche – 150 Bäume“ gepflanzt. Die Erstkommunionkinder aus dem Ort sorgten mit Schüppen und Gießkannen dafür, dass der Apfeldorn am neuen Standort neben dem Pfarrheim wachsen und gedeihen kann. Die weiteren Bäume – finanziert über eine Spendenaktion – sollen bei in einer großen Gemeinschaftsaktion am Freitag, 9. Dezember, in der Musser Heide gepflanzt werden. „Wir wollen unsere Freude über das Jubiläum zum Anlass nehmen, dass wir der durch die Trockenheit und Borkenkäfer geschundenen Natur wieder etwas Leben einhauchen“, erläutert Klaebe. Da die Spendenaktion noch weiter läuft, hofft er, dass es sogar zweimal 150 Bäume werden.

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