Streit um neues Ortszentrum Mauer auf dem Kirchplatz in Oberpleis sorgt für Ärger

Oberpleis · Die alte Mauer zwischen Kirchplatz und Kirchengelände hat sich als Hindernis für die Neugestaltung des Oberpleiser Ortszentrums erwiesen. Während die Stadt die Mauer zurückbauen und durch eine Treppe ersetzen will, möchte sie der Denkmalschutz erhalten.

 Die Stadt Königswinter möchte die Mauer an der Oberpleiser Kirche zurückbauen.

Die Stadt Königswinter möchte die Mauer an der Oberpleiser Kirche zurückbauen.

Foto: Frank Homann

Die Denkmalpflege könnte bei der Neugestaltung des Oberpleiser Kirchvorplatzes zur entscheidenden Größe werden. Während in der Stadt Konsens darüber herrscht, dass die Mauer, die das Kirchengelände vom Ortszentrum trennt, weitgehend zurückgebaut und durch eine Treppe ersetzt werden soll, legt das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Wert darauf, dass die Trennung beider Bereiche nicht verloren geht.

Im Planungs- und Umweltausschuss zeigten sich die Kommunalpolitiker teils besorgt und irritiert, teils aber auch verärgert über die Mitteilung, die die Verwaltungsspitze ihnen machte. Dabei soll der Technische Dezernent Theo Krämer zuvor in einer Besprechung mit den Fraktionsvorsitzenden sehr deutlich geworden sein, was das Begehren des Denkmalschutzes angeht. In der Vorlage für die Sitzung hieß es hingegen nur, dass die Varianten der Treppe derzeit mit dem LVR-Amt abgestimmt würden. Der angekündigte Bericht in der Sitzung selbst blieb aus, weil man ganz offensichtlich den Verhandlungserfolg nicht gefährden wollte.

„Die Mauer war immer und ist heute noch die eindeutige Trennung zwischen dem früheren Kirchhof und dem Ort“, sagte Elke Hamacher, die für die Region zuständige wissenschaftliche Referentin des LVR-Amtes für Denkmalpflege, dem General-Anzeiger. „Man kann sich mehrere Lösungen vorstellen. Hauptsache aber ist, dass die Trennung durch eine neue Planung nicht verschlissen wird“, so Hamacher. Bei der Mauer würde es sich nicht mehr um die ursprüngliche Mauer handeln, sie sei zwischenzeitlich erneuert worden. Zurzeit befinde sich alles noch in der Schwebe, man werde aber schon eine gemeinsame Lösung finden.

Politik wünscht sich Rückbau der Mauer

Obwohl Theo Krämer in der Sitzung darum bat, sich bei Äußerungen über den Denkmalschutz zu mäßigen, hielt sich die Politik nicht zurück. Ihr Wunsch ist der Rückbau der Mauer und die Schaffung eines zusammenhängenden Platzes. Nur im nördlichen Bereich, wo der Höhenunterschied zwischen beiden Plätzen rund zwei Meter beträgt, könnte die Mauer nach ihrer Meinung erhalten werden. „Ich sehe schwarz für die ganze Planung, wenn die Mauer stehen bleiben muss“, sagte Roman Limbach, der planungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion. Nachdem die Kirchengemeinde als Eigentümerin des Kirchplatzes selbst nun bereit sei, ihr Gelände zu öffnen, sei ein Veto der Denkmalpflege sehr kontraproduktiv.

Lutz Wagner, Fraktionschef der Königswinterer Wählerinitiative, wurde noch deutlicher. „Mir ist der Kamm geschwollen, als ich das gehört habe“, sagte er. Über das Thema sei so lange diskutiert worden, bis nun alle Seiten an einem Strang ziehen würden. „Wir sollten die Verwaltung beauftragen, bis zum Ministerentscheid absolut hart zu bleiben“, meinte er.

Joachim Hirzel (SPD) erinnerte daran, dass es sich bei der heutigen Mauer gar nicht um die historische Immunitätsmauer handeln würde, sie würde nur an deren Stelle stehen. Auch er riet, wenn erforderlich, den Weg über das zuständige Ministerium zu gehen. „Wir müssen notfalls sehr deutlich machen, dass eine Niederlegung eines Teils der Mauer dieses Ensemble nicht beeinträchtigt, sondern hervorhebt.“

Architekturbüro Sweco übernimmt den Umbau

Von den drei Varianten, die das Architekturbüro Sweco in seiner Konzeptstudie vorgelegt hatte, wählte der Ausschuss einstimmig den Rück­bau der Mauer und den Einbau einer Treppenanlage mit Sitzgelegenheiten aus. Die Verwaltung wurde beauftragt, auf der Grundlage des überarbeiteten Entwurfs eine Kostenschätzung erarbeiten zu lassen und die Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten zur Realisierung der Planung zu prüfen. Außerdem soll weiter mit dem LVR-Amt für Denkmalschutz verhandelt werden.

Das Büro Sweco hatte auch den Auftrag, zu untersuchen, ob der Verkehrsraum auf der Siegburger Straße in einen Shared Space, also in einen verkehrsberuhigten Bereich, umgewandelt werden kann. Die Experten kamen zu dem Ergebnis, dass der Kirchvorplatz täglich von rund 8000 Fahrzeugen und stündlich von bis zu acht Bussen frequentiert wird. Da es keine günstigen innerörtlichen Umfahrungsmöglichkeiten gebe und der Durchgangsverkehr bei nur etwa zehn Prozent liege, sei ein klassischer Shared Space als verkehrsberuhigter Bereich nicht möglich.

Doch können die gestalterischen Aspekte des Shared Space angewendet und der motorisierte Verkehr zu vorsichtigem Fahren verleitet werden, um Fußgänger zu schützen. Das könne durch breite Gehwege, Materialwechsel oder Mittelinseln erreicht werden. Mit der Straßenverkehrsbehörde wurde bereits erörtert, eventuell die Höchstgeschwindigkeit auf der Siegburger Straße auf 20 Stundenkilometer zu begrenzen.

Roman Limbach begrüßte es, den Verkehrsraum in Richtung eines Shared Space zu entwickeln, unabhängig davon, ob er diesen Namen trage oder nicht. Wichtig sei es aber auch, dass die Verkehrsbeziehungen aufrechterhalten und der ÖPNV berücksichtigt werde. Auch er kann sich Tempo 20 auf der Siegburger Straße vorstellen. Lutz Wagner betonte, seine Fraktion werde auf dem Shared Space bestehen.

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