Auf Heimatbesuch im Siebengebirge Oberpleiser arbeitet als Orgelbauer in Neuseeland

Siebengebirge. · Der Oberpleiser Moritz Faßbender arbeitet seit zehn Jahren als Orgelbauer in Neuseeland. Für die Feiertage ist er zu Besuch bei seiner Familie im Siebengebirge.

 Moritz Faßbender mit dem Gesellenstück, das er am Ende seiner Ausbildung baute.

Moritz Faßbender mit dem Gesellenstück, das er am Ende seiner Ausbildung baute.

Foto: Frank Homann

Ein bisschen das Gefühl von Sommer hatte Moritz Faßbender auch in seiner Heimat wieder. Zumindest für einige Tage. Der gebürtige Oberpleiser hat in den vergangenen Jahren bei um die 20 Grad die Weihnachtszeit verbracht, die frühlingshaften Werte bei seiner Ankunft im Siebengebirge in der Woche vor Heiligabend waren nahe dran. „Die Umstellung ist nicht ganz so groß“, sagt der 35-Jährige und lacht. Vor zehn Jahren ist er nach Neuseeland gezogen, wo er mit seiner Frau Jaclyn und dem sechsjährigen Sohn Luca in Timaru lebt und als Orgelbauer arbeitet. Nun ist er das erste Mal seit 2009 zu Weihnachten wieder am Rhein.

„Einfach mit der Familie Weihnachten feiern“ wollte Faßbender mal wieder. „Wie früher“ sollte es sein. Also auch – anders als in Neuseeland – mit Weihnachtsliedern am Tannenbaum. „Ich habe es noch nicht geschafft, das dort einzuführen“, sagt er, lacht kurz und fügt an: „Die Art, Weihnachten zu feiern, ist schon sehr anders.“ Statt Braten aus dem Ofen gibt es Fleisch vom Grill, die Weihnachtsbäume sind aus Plastik. Auch Weihnachtsmärkte gibt es dort nicht. Der Besuch des Markts in Bonn war eine der ersten Unternehmungen. „Es ist wunderschön“, schwärmt Jaclyn Faßbender. Die vielen Stände und die Beleuchtungen hatten es ihr besonders angetan. Und der Glühwein: „Der war gut.“

Kennengelernt haben sich die beiden in einem Pub in Timaru. Moritz Faßbender arbeitet dort für die South Island Organ Company, die Orgeln im ganzen Land baut, restauriert, repariert und stimmt. Zu dem Job kam er durch die Bonner Firma Orgelbau Klais, erzählt er. 2005 begann er die Ausbildung zum Orgelbauer dort und blieb nach dem Abschluss. Dann reiste er 2010 nach Auckland, wo die Firma Klais die Orgel in der Town Hall – die größte des Landes – mit Teilen des originalen Instrumentes von 1911 und neuen Teilen neu aufbauen sollte. Das Projekt lief gemeinsam mit der South Island Organ Company.

Nach dem Aufbau blieb Faßbender in Neuseeland. „Ich wollte noch etwas mehr Berufs- und Auslandserfahrung sammeln“, erzählt er. Aus dem geplanten Jahr wurden schließlich drei. „Es hat mir sehr gut gefallen.“ Doch das war nicht der einzige Grund: Im Juli 2010 erschütterte ein Erdbeben die Stadt Christchurch. Die Orgel einer beschädigten Kirche sollte daraufhin abgebaut und eingelagert werden.

Sieben Monate später bebte die Erde erneut, die Kirche stürzte ein. Unter den Todesopfern waren auch zwei seiner Kollegen und ein Optiker. „Ich fühlte mich ein bisschen verpflichtet, länger zu bleiben“, sagt Faßbender. Mittlerweile lebt er seit zehn Jahren in Neuseeland. „Ich mag die Art und Weise der Menschen. Sie sind sehr gastfreundlich“, sagt der 35-Jährige, der durch die Lage Timarus an der Ostküste ein neues Hobby gefunden hat. „Ich segele ganz gerne.“

Mit dem eigenen kleinen Segelboot fährt er immer wieder hinaus aufs Wasser. „Es ist sehr schön, wenn man am Meer wohnt“, stellt er fest. Ganz ohne Berge, die er von zu Hause gewöhnt ist, muss er allerdings nicht auskommen. „Die neuseeländischen Alpen sind in Sichtweite.“ Die erinnern ihn an seine Heimat. „Das Siebengebirge selber fehlt schon“, bekennt er. Auch Freunde aus der Schulzeit und Bekannte sieht er zwangsläufig nur noch selten. „Das ist das, was ich am meisten vermisse.“

Dass er Orgelbauer geworden ist, hat auch mit seiner Familie zu tun. Sein Vater war Organist in Oberpleis, die dortige Orgel hat die Firma Klais gebaut. „Ich hatte überlegt, das Schreinerhandwerk zu lernen“, sagt Faßbender. Nun arbeitet er nicht nur mit Holz, sondern auch mit Metall. „Es ist sehr vielseitig“, sagt er über seinen Beruf. Durch elektronische Systeme in neuen Orgeln kommen neue Anforderungen dazu. Aber: „Die traditionelle Arbeit ändert sich nicht, die grundlegenden Arbeiten sind gleich.“ Wie lange ein Projekt dauern kann, zeigte sich an einer Orgel in einer Kirche in Sydney. Zehn Jahre lang wurde der Neubau geplant, nach dem fünfwöchigen Aufbau kamen noch drei weitere Wochen für die Intonation dazu. „Es war recht kompliziert, die Orgel an dem neuen Platz anzupassen“, sagt Faßbender.

Mit 25 Jahren ist er von zu Hause ausgezogen, und dann auch gleich ans andere Ende der Welt. „Es war sehr aufregend“, sagt er rückblickend. Der Schritt, in Neuseeland zu bleiben, sei ihm aber nicht so schwer gefallen. „Ich wollte ja eigentlich nach drei Jahren zurückkommen.“ Die Entscheidung, sein Leben ganz nach Neuseeland zu verlagern, sei dann dort gefallen. „Es gab keinen Schnitt, wo ich gesagt habe: Ich gehe jetzt nach Neuseeland und bleibe dort. Ich war ja schon da“, schildert er die Situation.

Bis zum 9. Januar bleibt er in Oberpleis. Treffen mit Freunden und früheren Kollegen sind geplant. Bleibt es frostig, dürfte die Umstellung auf den derzeitigen Sommer in Neuseeland etwas größer werden. Doch dafür hat er die Erinnerungen und Erlebnisse aus dem Siebengebirge im Gepäck.

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