Sportverein startet Vitaminaktion für Senioren Oberpleiser Sportler werden zu Obstkäppchen

OBERPLEIS · Der TuS 05 Oberpleis folgt dem Hennefer Vorbild und startet bereits Ende Juni mit einer eigenen Obstkäppchen-Aktion für Senioren.

 Sie starten jetzt das ehrenamtliche Projekt „TuS 05 Obstkäppchen Oberpleis“ für die Seniorinnen und Senioren im Ort, v.l.: Friedhelm Fuchshofen, Heike Jüngling, Carina Raddatz, Andreas Heupel, Norbert Seeger, Yvonne Gozdzik.

Sie starten jetzt das ehrenamtliche Projekt „TuS 05 Obstkäppchen Oberpleis“ für die Seniorinnen und Senioren im Ort, v.l.: Friedhelm Fuchshofen, Heike Jüngling, Carina Raddatz, Andreas Heupel, Norbert Seeger, Yvonne Gozdzik.

Foto: Frank Homann

Altersarmut ist etwas, was den Machern von „Obstkäppchen“ nicht in die Tüte kommt. Und auch gegen die Einsamkeit, von der alte Menschen so oft betroffen sind, haben die engagierten Ehrenamtler ein wirkungsvolles Rezept. Zu den Tüten, die sie einmal im Monat für bedürftige Senioren packen, kommen neben frischem Obst und Gemüse vor allem Zeit und ein offenes Ohr.

„Die Lebensmitteltüten, die wir verteilen, sind ein Türöffner zum Leben eines anderen Menschen“, sagt Carina Raddatz. Sie hat Obstkäppchen vor vier Jahren in Hennef gegründet, 2019 wurde der Verein als eines der besten 25 sozialen Start-ups Deutschlands ausgezeichnet. Nun soll es die Aktion auch in Königswinter geben, genauer gesagt zunächst in Oberpleis.

Mitglieder des geschäftsführenden Vorstands des TuS 05 Oberpleis haben dazu das gemeinnützige Unternehmen „TuS 05 Obstkäppchen“ gegründet. Ende des Monats will ein zehnköpfiges Team aus ehrenamtlichen Helfern die ersten Lebensmitteltüten an Senioren aus der Umgebung verteilen und ihnen zusätzlich ein wenig Freude und Zeit schenken.

„Mit dieser Aktion möchten wir ein Zeichen setzen, dass wir die Seniorinnen und Senioren unserer Gemeinde nicht vergessen haben“, erklärt Andreas Heupel, der zusammen mit Brigitte Metzler die Geschäftsführung des TuS 05 Obstkäppchen Oberpleis innehat. Gerade in der Pandemie habe sich gezeigt, wie wichtig ein solidarisches Miteinander sei. „Auch für Themen wie Einsamkeit und oftmals auch Armut im Alter wollen wir ein Bewusstsein in der Gesellschaft schaffen.“

Die Lebensmittel werden nicht etwa gespendet, sondern eingekauft. Hierzu kooperiert Obstkäppchen mit regionalen Lebensmittelmärkten, „die uns preislich sehr entgegenkommen“. Das Geld wiederum stammt von Sponsoren und den Mitgliedsbeiträgen. Ehrenamtliche Helfer stellen die Lebensmittel dann nach Ratschlägen eines Ernährungsberaters entsprechend der Bedürfnisse von Senioren zusammen, packen die Tüten und bringen sie anschließend persönlich zu den Empfängern – und das regelmäßig einmal monatlich.

„Der Kontakt ist den Senioren dabei oftmals wichtiger als die Tüte selbst“, berichtet Raddatz von ihren Erfahrungen aus Hennef. „Teilweise sind schon richtig Freundschaften entstanden.“ Oftmals würden die ehrenamtlichen Lieferanten schon voller Vorfreude mit einer Tasse Kaffee erwartet.

Erste Kontakte zu betroffenen Senioren aus Oberpleis und Umgebung sind über das Sozialamt der Stadt geknüpft worden. „Wir sind von der Idee total begeistert. Daher war es überhaupt keine Frage, dass wir das unterstützen“, betont Dezernentin Heike Jüngling. Insgesamt wurden 51 Anschreiben verschickt, bislang sind neun Rückmeldungen eingegangen. „Ich bin mir sicher, dass noch viele kommen werden“, so Jüngling.

Das Oberpleiser Obstkäppchen-Team will es erstmal langsam angehen lassen. Wenn das Projekt gut angenommen wird und alles klappt, wolle man es gerne noch auf weitere Stadteile ausdehnen, so Heupel – dann in Zusammenarbeit mit weiteren Kooperationspartnern und Vereinen vor Ort.

„Ein Sportverein wie unserer lebt ja auch vom sozialen Miteinander“, begründet Norbert Seeger, Vorsitzender TuS 05 Oberpleis, das Engagement seines Vereins. „Ich denke, es steht uns gut, auch einmal über den Tellerrand eines Sportplatzes hinauszuschauen.“ Nun hofft er, dass sich viele melden, die mitmachen möchte – ganz gleich ob Vereinsmitglied oder nicht. Und natürlich auch, dass sich noch viele bedürftige Senioren melden, die sich über eine regelmäßige Lebensmitteltüte und vielleicht auch das ein oder andere Gespräch und persönliche Kontakte freuen würden. „Es ist uns wichtig, Leute zusammenzubringen.“

Als Konkurrenz zur Tafel sieht sich „Obstkäppchen“ ausdrücklich nicht, eher als eine Ergänzung. „Viele Senioren, die ihr Leben lang gearbeitet haben, schämen sich, im Alter bedürftig zu sein und scheuen auch den Weg zur Tafel. Sie sind aber dankbar, wenn jemand zu ihnen an die Haustür kommt“, so Raddatz. Der Name „Obstkäppchen“ ist übrigens angelehnt an das Märchen Rotkäppchen. „Es gibt da tatsächlich einige Parallelen“, erklärt die Henneferin mit Augenzwinkern. So stehe zum Beispiel der böse Wolf für die Altersarmut, die die Großmutter – in dem Fall die bedürftigen Senioren und Seniorinnen – zu verschlingen droht. Statt des Kuchens, den das Rotkäppchen mitbringt, gibt es allerdings Gesundes in Form von Obst und Gemüse.

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