Lemmerz-Hallenbad in Königswinter Ortsverband der Grünen spricht sich für Sanierung aus

Königswinter · Auf Konfrontationskurs zur eigenen Fraktion geht der Königswinterer Ortsverband der Grünen: Während die Kommunalpolitiker im Stadtrat mit der Koalition für den Abriss und Neubau des Hallenbades in der Altstadt votiert hatten, möchte der Ortsverband das marode Hallenbad sanieren.

Der Königswinterer Ortsverband der Grünen geht auf Konfrontationskurs mit der eigenen Fraktion. Die Parteibasis hat sich für eine Sanierung und gegen einen Neubau des Hallenbades ausgesprochen. Und man erwartet von der grünen Fraktion, dass sie sich in diesem Sinne im Stadtrat einsetzt. Doch die Fraktion hatte mit der Koalition für einen Neubau gestimmt und selbst die Prüfung einer Sanierungsvariante abgelehnt, um weitere Gutachterkosten zu vermeiden.

Bei der Ortsmitgliederversammlung sprachen sich die Anwesenden einstimmig für eine erweiterte, nachhaltige Sanierung des Lemmerz-Hallenbades aus. Heißt: Auf Basis des kürzlich aktualisierten Tamburro-Gutachtens soll nicht nur eine Kernsanierung für 4,98 Millionen Euro brutto erfolgen, sondern auch die im Gutachten vorgeschlagene Erweiterung des Gebäudekomplexes um einen Wellness- und Gastronomiebereich realisiert werden. Kostenpunkt laut Gutachten hier: 1,36 Millionen Euro. Dabei sollen Nachhaltigkeit und ökologische Gesichtspunkte berücksichtigt werden.

Zuvor hatten Inge Heuser-Losch, Vorsitzende des Vereins „Rettet unsere Lemmerzbäder“, und ihr Mitstreiter Jürgen Klute für eine Sanierung geworben. Ebenfalls mit dabei: Gutachter Alfons Tamburro. Zudem wollen die Grünen die Stadtverwaltung auffordern, die Sanierung in Eigenregie und nicht im Rahmen einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft (ÖPP) durchzuführen. Auch wollen die Parteimitglieder das vom Verein „Rettet unsere Lemmerzbäder“ angestrebte Bürgerbegehren zur Wiederaufnahme der Prüfung einer Sanierung durch die Stadtverwaltung unterstützen.

Thomas Koppe war nach dem parteiinternen Streit der Grünen, der Amts- und Schiedsgerichte beschäftigt hatte, zum neuen Vorsitzenden zum Nachfolger von Fraktionschefin Claudia Owczarczak gewählt worden. Bereits danach hatten sich Differenzen gezeigt. Auch an der Versammlung jetzt nahm keines der vier Fraktionsmitglieder teil.

Koppe warf der Verwaltung vor, sie handele unverantwortlich, wenn sie ein fundiertes Sanierungsgutachten ignoriere und ausschließlich auf einen bisher nicht kalkulierten Neubau des Hallenbades setze, der in Art und Umfang auch nur dem heutigen Hallenbad entspreche. „Zudem werden mit der Herausnahme möglicher Leistungserweiterungen in Wellness- und Gastrobereiche aus der bisherigen Neubaubetrachtung mögliche Finanzvorteile im späteren Betrieb des Bades verschenkt“, so Koppe. „Es ist offensichtlich: Die Nassanteile des Schwimmbades sind und bleiben ein Zuschussgeschäft der Stadt, aber Erträge aus Wellnessbereichen und Gastronomie wirken dem entgegen und sollten daher nicht vernachlässigt werden, nur um die Neubaukosten plakativ gegenüber einer deutlich günstigeren Sanierung klein zu rechnen.“

Richard Ralfs, Direktkandidat der Grünen in der Siebengebirgsregion bei der Landtagswahl, sagte: „Ein erfolgreiches Bad zu planen, bauen und betreiben ist kein Hexenwerk. Die Verwaltung und Mehrheitsfraktion bräuchten dazu aber endlich den Mut zuzugeben, dass der ÖPP-Irrweg samt Beraterorgie und Konzepteinengung ein absehbarer und sehr teurer Fehler war.“

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