Königssommer Passanten singen Ode an die Freude in Königswinter

KÖNIGSWINTER · Der große Beethoven spaziert putzmunter und lebendig durch Königswinter? Schauspieler des Ensembles „Faust 3“ brachten Besucher der Altstadt zum Staunen und Schmunzeln.

 Deklamation in der Altstadt: Hamajun Dorchenas (2.v.r.) als Beethoven, begleitet von seinen „Faust 3“-Kollegen.

Deklamation in der Altstadt: Hamajun Dorchenas (2.v.r.) als Beethoven, begleitet von seinen „Faust 3“-Kollegen.

Foto: Frank Homann

Ja, so könnte er ausgesehen haben, der Sohn Bonns. So, wie Schauspieler Hamajun Dorchenas den großen Komponisten Ludwig van Beethoven in der Altstadt Königswinters so überzeugend mimte – inmitten der Passanten auf der Straße.

Denn innerhalb des Königssommers führte das Ensemble „Faust 3“ einen Königs-Sommer-Spazier-Gang unter dem Motto „Be-et-ho-ven“ durch. Und dieser „Beethoven“ deklamierte laut über sein Leben, über seine Musik, über seine Frauen.

Besonders über die eine Frau, die „unsterbliche Geliebte“, an die er einst einen Brief schrieb. Deren Identität ist zwar bis heute nicht geklärt, aber das Ensemble ließ sie ebenfalls durch Königswinter spazieren, im langen weißen Gewand. Und sie las Passanten aus besagtem Brief vor.

Schmachtende Briefe an die Muse

Schauspielerin Maren Pfeiffer hatte die Rolle von Beethovens Muse übernommen und führte sie mit Anmut und Charme aus. Kein Wunder, dass Beethoven ihr schmachtende Briefe schrieb wie diesen, den er in der Postkutsche nach Karlsbad verfasste: „6. Juli, morgens. Mein Engel, mein Alles, mein Ich, nur einige Worte heute … ewig dein, ewig mein, ewig uns.“

Apropos Postkutsche. „Heute ist man in acht Stunden in Wien, ich habe damals für meine Flucht noch ganze zehn Tage benötigt. Das war noch eine Reise – mit Kutschen, mit Pferdewechseln, Räubern im Hundsrück, pfennigfuchsenden Wirtsherren, stinkenden und lärmenden Wirtshäusern.

Aber ich musste hier weg, nicht nur wegen dem Haydn Josef, der nun mal in Wien Hof hielt und mein Mentor war, nein. Diese Enge, diese Provinz, die trieb mich zur Flucht. Bonn war nie eine Kunststadt, es war eine vergnügungssüchtige, aufgeblasene und aufgeputzte Kokotte. Mein Großvater, ja der kannte noch die Zeit des Sonnenfürsten …“, schilderte Beethoven.

Eine Nacht im Unkeler Gefängnis

Beschrieben wurde auch die Enttäuschung Beethovens über Napoleon. Nachdem dieser sich 1804 zum Kaiser ausrufen ließ, verwarf das Musikgenie aus Bonn den für die 3. Symphonie vorgesehenen Titel „Bonaparte“ – es wurde die „Eroica“. Der Bezug zu Königswinter wurde auch hergestellt. Schauspieler Homajun Dorchenas: „Beethoven hat häufig tief ins Glas geschaut. Er musste deshalb mal eine Nacht im Unkeler Gefängnis verbringen. Er besuchte auch Königswinter.“

Passanten und Besucher von Eiscafés und Gaststätten schauten dem Spiel auf der Straßenbühne amüsiert und interessiert zu. Manchmal wurde das Publikum aber auch unverhofft einbezogen. Dann regten die Akteure, zu denen auch Jochen Meyn als alternder Beethoven und Regieassistentin Victoria Thiele zählten, die Zuschauer an, mit ihnen die „Ode an die Freude“ zu singen – egal in welcher Sprache.

Helmut Reinelt vom Verein Antiform, der diese Veranstaltung organisiert hatte, meinte: „Auch Besucher aus Russland und Kuwait haben 'Freude schöner Götterfunken' mitgesungen. Das passt zu unserem Projekt 'Königsfarben', durch das deutlich wird: Königswinter ist bunt.“

Die farbigen Stelen mit der entsprechenden Aufschrift an zentralen Punkten und in der Fußgängerzone seien die deutlich sichtbaren Zeichen der Vielfalt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort