galerie.1 Peter Schmidt und seine Moschee-Miniatur

KÖNIGSWINTER · Seit sechs Wochen ist Peter Schmidt "Artist in Residence" in der Altstadt. Und er überrascht in der galerie.1 der Künstlerinitiative "antiform" auch bereits mit einem Projekt, das während dieses Aufenthaltes entstand.

 Die Moschee von Peter Schmidt steht in Königswinter.

Die Moschee von Peter Schmidt steht in Königswinter.

Foto: Frank Homann

Der für seine sozialkritischen Modellbauten bekannte Künstler aus dem Großraum Stuttgart schuf die Moschee in Kleinformat. Und wer durch die Fenster schaut, sieht das Innere eins zu eins und in einer beeindruckenden Tiefe.

Schmidt hat die Kacheln und den Teppichboden nach Originalmuster gemalt, auch den Feuerlöscher und den Notausgang nicht vergessen. Für die Kronleuchter zog er winzige Glasperlen auf dünnen Draht. Das ist schon einmal technisch sehr beeindruckend. Dazu zeigt Peter Schmidt ein großformatiges Foto aus dem Innenbereich des Modells, das sich von einer Abbildung des Originals kaum unterscheiden dürfte. So holte er sein Projekt von der Wirklichkeits- auf die Kunstebene. Auch der Vorsitzende der Königswinterer Moscheegemeinde, Fazli Özdemir, stand staunend vor dem Modell.

Peter Schmidt fesseln die Veränderungsprozesse. Durch seine Teilnahme am Projekt "Endstation" im alten Krankenhaus hatte er den Bezug zu Königswinter und zu "antiform" gewonnen. Während seines Aufenthaltes in einem leer stehenden Haus, das dem Verein von der Stadt für den Zweck "Artist in Residence" zur Verfügung gestellt wurde, widmet er sich deshalb nun seinem Projekt "Königswinter und die weite Welt" und setzt sich dabei künstlerisch mit der sozialen Situation auseinander. Ihn interessieren die Wandlung des Tourismus in Königswinter und die gewandelten Strukturen. Der öffentliche Raum der Altstadt mit seinen veränderten Einzelhandels- und Dienstleistungsangeboten sind sein Thema. Und er fragt sich: "Wie passen Rheinromantik und die Moschee zusammen?"

Peter Schmidt: "Es ist spannend, hier zu leben." Wie sich alles verändert, erfuhr er dabei am eigenen Leib. Weil das Haus an der Hauptstraße Nummer 395, in dem er sein Atelier auf Zeit hat, jetzt durch die Stadt verkauft werden konnte, muss der Künstler dieses Domizil Ende Juli verlassen.

Schmidt, Jahrgang 1955, gelernter Ingenieur und seit 2010 in "Vollzeit" freischaffender Künstler, hat aber noch ein weiteres Ausstellungsstück in die "galerie.1" mitgebracht: den Nürnberger Bahnhof. Unter dem Motto "Wem gehört der Bahnhof?" hatte er zum 175-jährigen Jubiläum der Eisenbahnlinie Nürnberg-Fürth das Modell hergestellt, in dem sich das pralle Bahnhofsleben widerspiegelt. Und auch dazu zeigt er Fotos mit vielsagenden Titeln. Das reicht vom Würstchenverkäufer über das Textilgeschäft bis hin zur Polizeistation und zu der dunklen Ecke, in der Obdachlose ihre Schlafmatten ausgebreitet haben. oro

Die Ausstellung "Königswinter und die weite Welt" ist bis zum 17. August in der galerie.1 an der Hauptstraße 362, freitags bis sonntags, jeweils 14 bis 18 Uhr, zu sehen. Wer Peter Schmidt bei der Arbeit zuschauen möchte, findet ihn im Air-Haus von "antiform", Hauptstraße 395.

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