Solidaritätsaktion im Siebengebirge Pilger sammeln Spenden für zerstörte Kapelle an der Ahr

Königswinter · Im Siebengebirge haben jetzt Pilger Spenden für den Wiederaufbau einer Kapelle in Walporzheim gesammelt. Die Kapelle wurde 2021 bei der Flut im Ahrtal zerstört. 200 Teilnehmer beteiligten sich an der Solidaritätsaktion.

 Im Siebengebirge waren jetzt Pilger unterwegs, um für den Wiederaufbau an der Ahr Geld zu sammeln. Zwischendurch spielte Johannes Herzog (rechts) auf seinem Akkordeon.

Im Siebengebirge waren jetzt Pilger unterwegs, um für den Wiederaufbau an der Ahr Geld zu sammeln. Zwischendurch spielte Johannes Herzog (rechts) auf seinem Akkordeon.

Foto: Frank Homann

Kaum hatten Karl-Reiner Meurer und Gerd Tilmann vom Vorstand des Vereins der Freunde und Förderer der Nikolauskapelle am Sonntag das kleine Gotteshaus nahe dem Weiher in Heisterbacherrott aufgeschlossen, standen schon die ersten „SolidAHRitätspilger“ vor der Tür. Es war der Ausgangspunkt einer ganz besonderen Wanderung: einer Solidaritätsaktion der Pfarreiengemeinschaft Königswinter Am Oelberg für die von der Flut zerstörte Josefs-Kapelle in Walporzheim an der Ahr.

Ausgestattet mit einer Wanderkarte, einem Stempelheft und einer Tüte Proviant ging es von hier aus weiter zur nächsten Kapelle – natürlich nicht, ohne zuvor einen Betrag in die Spendenbox zu geworfen zu haben. An allen zwölf Kapellen entlang des insgesamt 42 Kilometer langen Wanderwegs wurde anlässlich der Solidaritätsaktion für den Walporzheimer Kapellenverein gesammelt, der sich seit Jahren um die Instandsetzung, die Pflege und den Erhalt der dortigen Kapelle gekümmert hat und nun wieder von vorn anfangen muss. Kinder aus Walporzheim hatten die Sammeldosen gebastelt und von dort waren auch rund zwei Dutzend Pilger angereist.

„Kapellen sind ja immer auch ein Stück Heimat“

Bei den Heisterbacherrotter Kapellenfreunden ist die Solidarität mit dem betroffenen Verein groß, „da wir die Situation selbst gut kennen“, so Tilmann. Zwar war die Nikolauskapelle nie ein Hochwasseropfer, aber eindringende Feuchtigkeit hatte über Jahrzehnte große Schäden an ihr verursacht. Die sind zwar dank des Engagements des Vereins mittlerweile umfangreich saniert, aber der dauerhafte Erhalt des Gebäudes ist ein enormer Kraftakt – auch finanziell. „Laut Gutachten muss der Putz in zehn Jahren wieder erneuert werden. Dafür sparen wir jetzt schon.“ Am Sonntag teilten die Vereinsmitglieder nicht nur Stempel aus, sondern luden auch dazu ein, ein wenig in der Kapelle zu verweilen. Wer mochte, konnte dort gemeinsam mit Johannes Herzog ein Lied singen oder einfach nur den Klängen seines Akkordeons lauschen.

Aber nicht nur die Nikolauskapelle, sondern auch die elf anderen kleinen Gotteshäuser entlang des Wegs erlebten zeitweise einen regelrechten Besucheransturm. Zu den vielen Pilgern, die sich auf den Weg gemacht hatten, zählten Anja und Markus Rietmann: „Wir sind die Kapellenschleifen schon öfter mit der Familie gewandert, aber heute sind wir mal ohne Kinder unterwegs.“ Die beiden genossen die Ruhe und Stille auf der Strecke und die Zeit, die sie einmal für sich allein hatten. „Da kommt tatsächlich ein wenig Pilgergefühl auf“, sagte Anja Rietmann. Gerne spendeten auch sie etwas für den Wiederaufbau der Walporzheimer Kapelle. „Wir waren zwar selbst noch nie dort, aber die Bilder von der Zerstörung machen einen schon traurig. Kapellen sind ja immer auch ein Stück Heimat“, findet Anja Rietmann.

2000 Euro kommen an diesem Tag zusammen

Am Heiligenhäuschen auf dem Hartenberg verteilten am Nachmittag Helene Bellinghausen und Maria Hermes Kuchen und Getränke gegen eine Spende – den Pilgerstempel mit dem Bild des Heiligenhäuschens gab es umsonst. Die beiden Frauen freuen sich über viele nette Gespräche mit den Pilgern. Manch einer reiste sogar von weiter her an. Anders als bei der Nikolauskapelle kümmert sich um das Heiligenhäuschen auf dem Hartenberg kein Verein. Jahrelang hatte Marianne Gorzolla die kleine Gedenkstätte gehegt und gepflegt, nach ihrem Tod vor drei Jahren übernahm dies ihre Tochter Marita. Aber auch den Einwohnern aus dem Ortsteile Hartenberg liegt das Häuschen am Herzen. „Ich bin ja hier groß geworden. Als wir früher hier auf den Feldern gearbeitet haben, diente es uns auch als Unterschlupf bei Gewittern“, erzählt Bellinghausen.

Zur Kapelle in Quirrenbach führte am Sonntag von Eudenbach aus die traditionelle Marienprozession. Manch Prozessionsteilnehmer nutze die Gelegenheit und pilgerte im Rahmen der Solidaritätsaktion gleich noch weiter, zum Beispiel nach Wahlscheid zur Antoniuskapelle, wo bis zum frühen Nachmittag allein 40 Pilger gezählt wurden. Dort wurde den müden Wanderern Wein kredenzt, gekeltert aus Trauben, die der ehemalige Bürgermeister Peter Wirtz selbst angebaut hat. Eine besondere Erinnerung an das „SolidAHRitätspilgern“ hatte Bruno Stephan aus Thomasberg für die Pilger angefertigt: Schlüsselanhänger aus kleinen, runden Holzscheiben, aus denen er das Motiv einer Kapelle ausgesägt hatte.

Glücklich und zufrieden war am Ende des Tages Gerd Mainzer, der die Solidaritätsaktion gemeinsam mit Gemeindereferentin Judith Effing auf die Beine gestellt hatte. Rund 200 Pilger waren am Sonntag auf dem Kapellenweg unterwegs gewesen, insgesamt wurden rund 2000 Euro an Spendengeldern für den Wiederaufbau der Josefs-Kapelle gesammelt.

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