Gericht Pilzbefall lässt Platanenast abbrechen

BAD HONNEF/BONN · Kläger fordern vor dem Bonner Landgericht Schadensersatz von der Stadt Bad Honnef für ihre beschädigten Autos.

 Einige der Platanen mussten radikal zurückgeschnitten werden.

Einige der Platanen mussten radikal zurückgeschnitten werden.

Foto: Frank Homann

Es war ein lauter Knall, der die Betreiber und die Gäste eines Restaurants an der Bad Honnefer Rheinpromenade im vergangenen August aufschreckte. Beim Blick auf die Straße wurde schnell klar, was den Lärm verursacht hatte: Ein Platanenast mit einem Umfang von 24 Zentimetern war abgebrochen und auf zwei auf dem Parkstreifen unter dem Baum abgestellte Autos gekracht.

Vor dem Bonner Landgericht haben die Autobesitzer - der Seniorchef des Restaurants und ein Gast - jetzt die Stadt Bad Honnef verklagt. Sie fordern Schadensersatz, da die Stadt in ihren Augen die Verkehrssicherungspflicht verletzt hat. Sie verlangen 4700 Euro beziehungsweise 3700 Euro für die beschädigten Autos.

Doch die Erfolgsaussichten der beiden Kläger sind schlecht: Stefan Bellin, Vorsitzender Richter der 1. Zivilkammer, gab gleich am Anfang der mündlichen Verhandlung zu verstehen, dass die Rechtsprechung "deutlich auf Seiten der Stadt" ist. Der Grund ist eine Sichtkontrolle des Baumes nur wenige Wochen vor dem Astabbruch am 5. August 2013.

Am 17. Juni hatte der zuständige Mitarbeiter vom Bau- und Betriebshof den etwa 80 bis 100 Jahre alten Baum in Augenschein genommen und nichts Auffälliges entdecken können. Eine solche regelmäßige Sichtkontrolle ohne Geräte reicht nach Ansicht der Richter normalerweise aus, da der ständige Einsatz von Hubwagen für die Kommunen ein nicht vertretbarer Aufwand sei.

Der 48 Jahre alte Gärtner, der seit knapp 30 Jahren bei der Stadt arbeitet, berichtete im Prozess, dass er den Baum sogar von der benachbarten Treppe auf die Brücke betrachtet habe.

Erst nach dem Vorfall wurde festgestellt, dass die Platane vom Massaria-Pilz befallen war. Laut dem städtischen Mitarbeiter war dies der erste Auftritt der Massaria-Krankheit in Bad Honnef. In Deutschland scheint der von Vögeln und Insekten übertragene Pilz seit etwa zehn Jahren vorzukommen. Der Zeuge berichtete, dass von dem Pilz befallene Äste innerhalb von zwei bis drei Monaten abbrechen könnten. Insgesamt wurden in Bad Honnef inzwischen 32 Platanen radikal zurückgeschnitten.

Auch "wenn es zynisch klingen mag", so Bellin, dürfte der Fall wohl unter das "allgemeine Lebensrisiko" fallen. Da eine gütliche Einigung nicht zustande kam, werden die Zivilrichter nun ein Urteil fällen. Den unzufriedenen Klägern, die fragten, wie es denn aussehen würde, wenn ein Kind von dem Ast getroffen worden wäre, gab er mit auf den Weg: "So schlimm und so tragisch es manchmal auch sein mag - es muss nicht immer jemand haftungsrechtlich verantwortlich sein."

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