Schöffengericht verurteilt zwei Männer für Überfall auf Shop in Oberdollendorf Posträuber müssen lange ins Gefängnis

KÖNIGSWINTER/BONN · Sie redeten nicht lange um den heißen Brei herum, sondern legten sofort lupenreine Geständnisse ab: Vor dem Bonner Schöffengericht haben gestern ein 29-Jähriger aus Königswinter und sein 30 Jahre alter Komplize aus Sankt Augustin den Überfall auf eine Postfiliale in Königswinter gestanden.

Am Mittag des 22. Mai des vergangenen Jahres waren die beiden drogenabhängigen Männer maskiert und nach eigenen Angaben mit einem Feuerzeug in Form einer Pistole bewaffnet in die Postfiliale an der Cäsariusstraße in Oberdollendorf gestürmt.

Bei der Überlegung, wie sie möglichst schnell an Geld für neues Heroin kommen könnten, seien sie spontan auf die Idee gekommen, einen Überfall zu begehen, gaben die beiden Männer vor Gericht an. Der 39 Jahre alte Filialleiter wurde mit der Pistolenattrappe bedroht und zur Herausgabe von Bargeld aufgefordert.

Aus der Kasse nahmen sich die Räuber laut dem Zeugen 250 Euro. Anschließend forderten sie, dass er den Tresor öffnen solle. Nach dem Hinweis des 39-Jährigen, dass dieser mit einer Zeitschaltuhr gesichert sei, "waren sie relativ schnell wieder weg", so der Filialleiter. Zuvor griffen sich die beiden Männer jedoch noch das Portemonnaie des Opfers und versuchten, ihn im Tresorraum einzuschließen.

Der Zeuge alarmierte direkt nach der Flucht der beiden Räuber die Polizei. Trotz der sofort eingeleiteten Fahndung blieben die beiden Täter zunächst unauffindbar.

Die jetzt angeklagten Männer konnten erst im Oktober vergangenen Jahres nach der Auswertung von DNA-Spuren und aufgrund von Bildern aus Überwachungskameras festgenommen werden. Die einschlägig vorbestraften Männer waren unmittelbar nach der Tat mit der Straßenbahn nach Bonn gefahren, um sich dort Drogen zu besorgen.

Im Prozess entschuldigten sich beide Täter beim Filialleiter. Der 39-Jährige hatte nach eigenen Angaben in den ersten Nächten nach dem Überfall Schlafprobleme. Auch heute noch sei das Geschehen vom 22. Mai "täglich präsent", da er weiterhin in den Räumlichkeiten arbeitet. Inzwischen habe er den Vorfall jedoch gut verarbeitet, gab der 39-Jährige im Zeugenstand zu Protokoll.

Wie vom Staatsanwalt beantragt, wurden die beiden Räuber schließlich wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Der Königswinterer, dessen Vorstrafenregister elf Eintragungen aufweist, muss für drei Jahre und zehn Monate ins Gefängnis.

Er wurde von der Amtsrichterin als "federführende" Kraft des Überfalles bezeichnet, unter anderem, weil er die Feuerzeugpistole in der Hand hatte.

Der 30-Jährige aus Sankt Augustin wurde zu einer Haftstrafe von drei Jahren und sieben Monaten verurteilt, wobei zwei Vorstrafen in das Urteil und damit das Strafmaß einflossen. Seine Strafe fiel unter anderem deshalb etwas geringer aus, da er nicht so oft vorbestraft ist. Einen Raub in einem minder schweren Fall, wie ihn der Verteidiger gesehen hatte, nahm das Gericht jedoch nicht an.