Vortrag im Siebengebirgsmuseum Prinz Edward blieb gleich sieben Wochen

KÖNIGSWINTER · Der Beginn des modernen Tourismus und englische Rheinreisende waren die Themen eines Vortrags im Siebengebirgsmuseum in Königswinter. Anlass waren die Städtepartnerschaftsjubiläen mit North-East Lincolnshire und Cognac.

 Streng schaut Queen Victoria: Ihr Porträt gehört zu den Reiseutensilien, die Gabriele Limberger-Klein und Michael Klein für ihren Vortrag im Siebengebirgsmuseum aufgebaut hatten.

Streng schaut Queen Victoria: Ihr Porträt gehört zu den Reiseutensilien, die Gabriele Limberger-Klein und Michael Klein für ihren Vortrag im Siebengebirgsmuseum aufgebaut hatten.

Foto: Frank Homann

Er war einer der berühmtesten englischen Rheinreisenden, die in Königswinter einen Stopp einlegten. Prinz Edward Albert von Wales gefiel es sogar so gut hier im Siebengebirge, dass er seinen Aufenthalt gleich auf fast sieben Wochen ausdehnte. In diesem Jahr feiert Königswinter Städtepartnerschaftsjubiläen mit North-East Lincolnshire und Cognac.

Deshalb hatte die Volkshochschule (VHS) Siebengebirge zu einem Vortrag ins Siebengebirgsmuseum eingeladen. Das Ehepaar Gabriele Limberger-Klein und Michael Klein sprach über die englischen Rheinreisenden des 19. Jahrhunderts und den Beginn des modernen Tourismus.

Der Prinz kam am 11. Juli 1857 mit dem Dampfboot an. Die Eheleute berichteten von den Ausflügen und den Streichen des späteren Königs. "Der Prinz soll in Königswinter das Küssen gelernt haben", so Michael Klein. Jüngst bei einer Englandreise habe er ein neues Buch von Stephen Clarke über Edward VII. entdeckt, in dem der Autor auch auf den Aufenthalt in Königswinter eingehe und diese besonders romantische "Schulstunde" erwähne. Prinz Edward verliebt in Königswinter? Vielleicht in ein Mädchen, ganz bestimmt aber in das Städtchen.

Die Kleins meinten: "In gewisser Hinsicht haben erst die Engländer den Rhein entdeckt. Die englischen Maler und Dichter erkannten seine Seele. Oder aber moderner ausgedrückt: Sie haben ihre eigenen Gefühle, oft auch nur sentimentaler Natur, auf den Rhein projiziert." Der zahlreichen Kriege dieser Zeit überdrüssig, habe es den englischen Romantiker zur Entspannung in das malerische Rheintal gezogen. Im

18. Jahrhundert sei die Region schon feste Station auf den Bildungsreisen englischer Adeliger gewesen. Später sei es vor dem Hintergrund der Industrialisierung immer mehr Bürgern möglich gewesen, den sagenumwobenen Strom zu besuchen. Klein ging auf die Bedeutung der ersten Reiseführer ein, auf die gezeichneten und gemalten Ansichten und auf das Drachenfels-Gedicht von Lord Byron von 1816. Limberger-Klein zitierte Passagen aus verschiedenen Schriften. "Millionen Briten folgten den Dichtern und Malern. Die ersten Dampfschiffe auf dem Rhein waren englische."

Die Anzahl der Passiere stieg schnell. 1827 waren es 18.000, 1856 über eine Million. Michael Klein: "Es gab ab Mitte des 19. Jahrhunderts eine durchgehende Verbindung London - Frankfurt. Der Tourismus der Moderne hat hier seine Geburtsstunde und hat sich als erstes Ziel den romantischen Rhein ausgewählt." Die englische Autorin Frances Trollope schrieb: "Wie der Bauer den Regen, wie der Fischer die Heringsschwärme, so erwarten die Rheinländer Jahr für Jahr die Ankunft der Reisenden aus England."

Ein Porträt von Edwards Mutter, Queen Victoria, gehörte dann auch zu den Reiseutensilien, die die Referenten als Dekoration aufgebaut hatten. Und abschließend schlug Michael Klein noch ein weiteres britisches Kapitel auf. Er erinnerte an die Königswinterer Konferenzen, die ab 1950 von der Deutsch-Englischen Gesellschaft im Adam-Stegerwald-Haus durchgeführt wurden: "Dabei wurde auch über das Thema Städtepartnerschaft gesprochen."

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