„Ahnen der Urzeit“ Querzahnmolche und Lungenfisch sind die Neuen im Sealife Königswinter
Königswinter · Unter dem Titel „Ahnen der Urzeit“ hat am Mittwoch im Sealife Königswinter ein neuer Ausstellungsbereich eröffnet. Eingezogen sind dort auch zwei besondere Bewohner: Querzahnmolche.
Als hätte der Seeskorpion, der sich kurz zuvor noch am Rand des Aquariums versteckt hat, mitbekommen, dass die Frau mit Notizbuch und Kamera vor der Scheibe von der Presse ist, platziert er sich kurzerhand prominent und fotogen mitten auf der gläsernen Ausstülpung in der Mitte des Wasserbeckens. Besucher können in das gläserne Halbrund ihren Kopf stecken und werden dann optisch ebenfalls zum Wasserbewohner. Und kaum ist der neue Ausstellungsbereich „Ahnen der Urzeit“ im Sealife Königswinter am Mittwoch eröffnet, dauert es auch nicht lange, bis die Besucher die ersten lustigen Schnappschüsse machen.
Drachenköpfe, Lungenfische, Seeäpfel, Röhrenwürmer und weitere prähistorische Lebewesen sind dort ab sofort zu bestaunen. „Wir hatten schon lange den Wunsch, das zu machen, und jetzt hat es endlich geklappt“, sagt Frank Wohlrab, Geschäftsleiter des Sealife Königswinter. Im Rahmen eines Umbaus im Sealife im belgischen Blankenberge habe sich die Chance ergeben, die Aquarien – ohne Tiere – zu übernehmen. In Eigenregie habe man dann seit September 2021 schrittweise den neuen Bereich eingerichtet.
Lungenfisch kann unter Wasser und an der Oberfläche atmen
Vier Aquarien zeigen die „Ahnen der Urzeit“; darunter auch giftige Exemplare. Da ist etwa der Drachenkopf, der sich mit dem Seeskorpion das Aquarium teilt. Auf seinem breiten Kopf sitzen Stacheln und er sieht aus wie ein bunter, schuppiger Stein. An der Rückenflosse und der Afterflosse sitzen Giftstacheln, die auch für Menschen gefährlich sind. Starke Schmerzen, massive Kreislaufprobleme – noch Monate später – können die Folge sein.
Ein gefährlicher Geselle ist auch der Seeapfel, der sein Refugium im Aquarium daneben hat. Wird ihm eine mechanische Verletzung zugefügt oder er gestört, schüttet er ein Gift aus, dass für Fische meist tödlich ist. Deshalb wohnt der Seeapfel nicht mit Fischen, sondern mit Grünalgen und Röhrenwürmern, die wie dicke Lederbänder mit Puscheln aussehen, zusammen.
Im dritten Aquarium ist ein westafrikanischer Lungenfisch eingezogen. Noch ist er nur etwas über eine Handlänge groß, doch er wächst noch. „Lungenfische werden bis zu einen Meter groß“, sagt Sealife-Kuratorin Leonie Kücholl. Und sie haben eine ganz besondere Eigenschaft: Sie können im Wasser und an der Wasseroberfläche atmen.
Pátzcuaro-Querzahnmolche sind bedrohte Art
Ebenfalls ganz besonders, weil vom Aussterben bedroht, sind diese beiden neuen Sealife-Bewohner: die Pátzcuaro-Querzahnmolche. Die Tiere sind eine Leihgabe von Citizen Conservation, eine Gemeinschaftsinitiative von Zoos, Privathaltern und Forschern, um Arten durch Nachzuchten vorm Aussterben zu bewahren. Menschen versuchen zu retten, was Menschen zerstört haben.
Die massive Verschmutzung des Pátzcuaro-Sees in Zentralmexiko – nur hier kommt der gleichnamige Molch vor – und das tonnenweise Fangen zum Zweck des Essens wurden existenzbedrohend für die Art. Die beiden Querzahnmolche, die in Königswinter eingezogen sind, scheinen sich lieb zu haben. Kaum sind sie im neuen Aquarium eingetaucht, verstecken sie sich Maul an Maul unter einem Ast. „Ja, die beiden scheinen ein Pärchen zu sein“, sagt Leonie Kücholl. Unklar ist nur, ob sich hier zwei Jungs oder ein Junge und ein Mädchen zusammengefunden haben. Bisher wisse man nur sicher, dass ein Molch männlichen Geschlechts ist.