Ortsjubiläum in Rauschendorf Rauschendorfer bauen eine Burg

RAUSCHENDORF · Eine riesige mittelalterliche Burg soll beim nächsten Karnevalszug in Rauschendorf durch den Ort rollen – denn 2017 feiert Rauschendorf sein 900-jähriges Bestehen.

 Stolz auf Rauschendorf: Die Vereinsvertreter in historischen Gewändern mit Ortsfahne.

Stolz auf Rauschendorf: Die Vereinsvertreter in historischen Gewändern mit Ortsfahne.

Foto: Frank Homann

Der Kölner Graf Franco hatte dieses Ereignis anno 1117 „eingefädelt“, denn er übertrug Lehen an die Abtei Siegburg zurück (siehe Kasten). Sämtliche Feste im kommenden Jahr, auch der Karneval, stehen unter diesem historischen Datum. Das Mittsommernachts-Festival am 24. Juni wird zur großen Geburtstagsparty. Alle Vereine ziehen an einem Strang, um das Jubiläumsjahr unvergesslich werden zu lassen.

Im zünftigen Gewand stellten sie jetzt die Pläne dafür vor: Bürgervereinsvorsitzende Dagmar Ziegner und ihr Vize Gunnar Behrendt, Udo Wichartz, Vorsitzender der KG Neues Rauschendorf und sein Mitstreiter Wolfgang Bonerath, Brauchtumsvereinschef Udo Walterscheid, MGV-Vorsitzender Heinz Stümper und Protokollführer Robert Simon sowie der Chef des TV Rauschendorf. Hans-Jürgen Reintgen. Ziegner sagte: „Wer weitere Ideen hat, ist herzlich zum Mittun eingeladen. Wir möchten die Bürger bereits jetzt auf unsere Vorhaben hinweisen, so dass alle Zeit haben, sich auf das Jubiläum einzustellen und mitzumachen. Je mehr Ideen, desto besser.“

Schon in diesem Herbst erscheint ein Jahreskalender für 2017. „Ein tolles Weihnachtsgeschenk“, meinte Ziegner. Der Rauschendorfer Künstler Manfred Kaiser hat für den Kalender alte Ansichten Rauschendorfs gemalt und Robert Simon dazu Szenenbeschreibungen verfasst. Der Heimatschriftsteller wird beim Mittsommernachts-Festival am 24. Juni 2017 übrigens in entsprechender Aufmachung historische Dorfführungen anbieten.

„Rauschendorf bestand einst nur aus ein paar Höfen und Katen“, machte er jetzt schon Lust auf einen Gang durch „Alt-Rauschendorf“. Der Kindergarten bereitet ein historisches Musical vor – mit Rittern und Burgfräuleins. Das wird am Nachmittag aufgeführt. Denn: Das Festival wird auf den ganzen Tag ausgeweitet und startet mit einem offiziellen Empfang. Die lokalen Bands wie „Die Söhne Rauschendorfs“ oder der Gruppe „Wolle Söck“ werden auftreten.

Auch Verkleidungsmöglichkeiten wurden schon durchdacht. Bürgervereinsmitglieder werden Wein ausschenken in der Tracht der Winzer. Es gibt einen speziellen Jubiläumswein. Flaschenetiketten, die auch als Logo dienen, wurden kreiert mit der Aufschrift: „900 Jahre Rauschendorf – 1117-2017“. Zu sehen sind darauf die Kapelle, sieben Blätter als Zeichen für die sieben Pappeln, eine Weintraubenrebe und für den Lauterbach symbolisch ein Wasserlauf.

Im Karnevalszug werden Marketenderinnen dabei sein, und die Herren des Gesangvereins gehen im Frack und mit Zylinder – typisch für die Zeit der Chor-Gründung 1882. Auch das Konzert zu ihrem eigenen 135-jährigen Jubiläum am 14. Oktober 2017 steht im Zeichen des Ortsjubiläums. Diese Veranstaltung findet auf Schloss Drachenburg statt, das gerade gebaut wurde, als die Rauschendorfer ihren MGV aus der Taufe hoben.

Das Sommerfest des Männergesangvereins vom 25. bis zum 27. August auf dem alten Schulhof ordnet sich dem Großereignis unter. Zum Jubiläumsjahr 2017 gehört auch das Neujahrskonzert des MGV in der Kirche in Stieldorf.Der Bürgerverein wird seine Kapellen-Lesung ebenfalls dem Jubiläum widmen. Ziegner: „Wir bringen etwas Historisches aus Rauschendorf, wir haben die Autoren ja im Ort.“ Und der Gassenflohmarkt am 24. September 2017 steht unter dem Motto: „Trödel aus neun Jahrhunderten“.

Rvzenthorp anno 1117

Die Urkunde stammt vom 29. März 1117: Der Kölner Erzbischof Friedrich I. übergibt der Abtei Siegburg die ihm vom Kölner Burggrafen Franco zurückübertragenen Lehen. Unter den in dem Dokument aufgezählten Orten befindet sich auch Rvzenthorp. Dabei handelt es sich um die erste datierte Urkunde über Rauschendorf, die Grundlage für das Jubiläum ist.

1121 bestätigt Friedrich I. die Verfügungen des Siegburger Abtes, wonach die Abgaben der Höfe, auch in Ruyschendorp, der steigenden Zahl der Mönche angepasst werden müssen. Erstmals erwähnt wird das Dorf aber bereits im 10. Jahrhundert, als ein Bürger Luitfried dem Cassiusstift einen Weingarten in Ruizendorp schenkt.

Einige Gehöfte und Katen soll es bereits um 600 gegeben haben. Der Boden auf dem Hügelland war fruchtbar. Am Lauterbach stand eine Getreidemühle, das Wasser diente auch als Viehtränke. Rauschendorf ist einer der wasserreichsten Orte des Kreisgebietes. Bis 1955 waren in dem Dorf noch mehr als 60 Brunnenanlagen in Betrieb.

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