Weinberge im Siebengebirge Sandsäcke gegen Steinschlag

SIEBENGEBIRGE · "Big Packs" könnten die provisorische Lösung für die Rhöndorfer Weinberge sein. Die Bezirksregierung in Köln bestätigte, dass die mit Sand gefüllten Säcke geeignet sein könnten, die Sicherheit der Mitarbeiter der Winzer unterhalb des Siegfriedfelsens zu gewährleisten. Dies ist erforderlich, da der Sicherheitszaun als dauerhafter Schutz frühestens im Sommer stehen wird.

Die Bezirksregierung wartet jetzt auf das finale Konzept von Winzer Pieper. "Uns fehlt noch das Gesamtpaket, um die Beurteilung treffen zu können. Der Arbeitgeber ist für die Gefährdungsbeurteilung verantwortlich", sagte Oliver Moritz, Sprecher der Bezirksregierung, am Mittwoch. Felix Pieper kündigte die überarbeiteten Unterlagen des von ihm beauftragten Arbeitsschutzgutachters Rudolf Traut für die nächsten Tage an.

Ende Februar hatte der Arbeitsschutzdienst der Bezirksregierung noch das wenige Wochen zuvor von Traut vorgeschlagene Konzept, das eine Wagenkolonne mit Wassertanks als "mobile Schutzwand" vorsah, im Prinzip abgelehnt. Bei der Prüfung des Gutachtens habe sich herausgestellt, dass eine mobile Schutzwand aus Schleppern, Anhängern und Palettentanks wegen ihrer geringen Höhe und der nicht nachgewiesenen Standfestigkeit bei Steinschlag vermutlich nicht ausreichend sei.

Für die "Big Packs" spricht laut Moritz ihr höheres spezifisches Gewicht. "Sie sind sehr statisch, und es besteht bei ihnen nicht die Gefahr, dass sie selbst durch Steinschlag in Bewegung geraten", sagte er. Dieses Risiko könne bei Wassertanks hingegen nicht ausgeschlossen werden.

Die "Big Packs", die auch im Hochwasserschutz eingesetzt werden, könnten wie ein Damm gegen den Steinschlag wirken. Wie bei einer Pyramide könnte sich die Schutzwand nach oben hin verjüngen. Auch der von Pieper beauftragte geologische Gutachter Johannes Feuerbach hat sich bereits positiv zu der Konstruktion geäußert.

"Ich rechne damit, dass die 'Big Packs' in zwei bis drei Wochen stehen könnten", sagte Felix Pieper. Sein Vater Bobbi hat bereits Kontakt zum Baustoffhandel Faßbender Tenten, der eine Niederlassung in der Altstadt hat, aufgenommen. Bobbi Pieper geht davon aus, dass die benötigten 30 bis 40 Säcke insgesamt nicht viel mehr als 1000 Euro kosten werden.

Alle Lagen in den Weinbergen können auf diese Weise allerdings nicht geschützt werden. Die beiden obersten Terrassen sowohl auf der Rhöndorfer als auch auf der Königswinterer Seite bleiben ausgespart, weil es oberhalb keinen Standplatz für die "Big Packs" gibt. Laut Felix Pieper handelt es sich dabei um rund 1,2 von insgesamt neun Hektar Weinanbaufläche des Familienbetriebs.

Zusätzlich zu der technischen Lösung sind auch organisatorische Maßnahmen geplant, um die Sicherheit der Arbeiter im Weinberg zu garantieren. Moritz weist auf das sogenannte Top-Prinzip im Arbeitsschutz hin. Top steht dabei für ein Bündel aus technischen, organisatorischen und personellen Maßnahmen. Die technische Sicherung durch einen Schutzzaun oder durch die "Big Packs" habe dabei stets oberste Priorität. Aber auch organisatorische Vorkehrungen wie Schutzkleidung oder der Einsatz eines Beobachters, der die Arbeiter im Weinberg bei Steinschlag warnt, sei nicht zu vernachlässigen.

Moritz betonte noch einmal, dass sich die Bezirksregierung als konstruktiver Ansprechpartner für die Winzer sieht. "Wir versuchen sicher nichts zu verhindern. Oberste Aufgabe bleibt aber die Sicherheit der Mitarbeiter in den Weinbergen", sagte er. Auch bei der Bezirksregierung wähne man das Thema auf der Zielgeraden. Der Arbeitsschutzdienst hatte den Stein vor knapp acht Monaten ins Rollen gebracht, als er ein Betretungsverbot für die Angestellten der Winzer Pieper und Broel ausgesprochen hatte.

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