Wegekreuze in Königswinter Sanierung beginnt am Bittweg auf dem Petersberg
Königswinter · Die Restauratorin Manuela Prechtel saniert die ersten fünf Stationen des Petersberger Bittwegs. Voraussichtlich Ende Juli wird sie die Arbeiten abgeschlossen haben.
Um ihren Arbeitsplatz ist Manuela Prechtel zu beneiden. Zumindest bei schönem Wetter. Mitten im Wald, geschützt durch ein dichtes Blätterdach, hat sie ihre Arbeitsgeräte aufgebaut: Heißdampfstrahler, Eimer mit Glaspudermehl und Schlämme, Pinsel, Arbeitsbrille. Seit Anfang April ist die Bonner Restauratorin damit beschäftigt, die ersten fünf Stationen des Petersberger Bittwegs zu sanieren. Voraussichtlich Ende Juli wird sie die Arbeiten an den denkmalgeschützten Wegekreuzen und Prozessionsaltären aus dem 17. und 18. Jahrhundert abgeschlossen haben. „Es ist viel zu tun“, sagt die 41-Jährige und lächelt, „aber es wird schön.“
Vorsichtig klopfen, immer wieder genau hinsehen, viel Erfahrung: In den vergangenen Wochen hat Prechtel jede einzelne der fünf Stationen, für die sie den Sanierungsauftrag erhalten hat, zentimeterweise überprüft, um das Ausmaß der erforderlichen Arbeiten abschätzen zu können.
So arbeitet die Restauratorin
„Man muss mit dem Stein in Kontakt kommen“, beschreibt sie es. In einem ersten Schritt hat sie die steinernen Oberflächen mit heißem Wasserdampf gereinigt und so „die Biologie abgetötet“. Verkrustungen in Ecken und Fugen nimmt sie vorsichtig mit einem Mikropartikelstrahl ab, bei dem das Glaspudermehl zum Einsatz kommt. „Das wirkt wie ein dezentes Peeling“, erklärt sie. „Und richtet keinen Schaden an.“
Oberstes Ziel sei es, zu erhalten, was da ist. Schäden, wo es geht, wegzunehmen und die Verwitterung zu reduzieren. „Der Stein ist alt, und das darf man sehen“, sagt sie. Anspruch sei nicht, dass die Stationen hinterher aussähen wie neu. „Es ist keine optische Verschönerung“, stellt sie klar. „Aber alles, was den Stein schädigen könnte, wird entfernt.“
Daher kommt auch der Dampfstrahler nur sparsam zum Einsatz, werden Risse und Spalten nicht komplett verputzt, Inschriften nicht in jedem Fall wieder instand gesetzt. „Früher hat man so gearbeitet“, so Prechtel, „und schadhafte oder fehlende Stellen vollständig mit Zement aufgefüllt.“ Nicht in jedem Fall jedoch hätten sich diese „Ergänzungen“, wie es in der Fachsprache heißt, aus den vorherigen Sanierungen gut mit dem Stein vertragen.
„,Ein schwieriger Stein“
Wie zum Beispiel auch an der vierten Station des Bittwegs, dem Prozessionsaltar aus dem Jahr 1650, gefertigt aus Drachenfels-Trachyt. „Ein schwieriger Stein“, sagt die Expertin. Warum? „Das liegt vor allem an den Sanidinen.“ Prechtel zeigt auf eine Unebenheit im Gestein. „Große Kristalle“, wie die Restauratorin, die ihr Handwerk nach einer Steinmetzlehre in Köln studiert hat, übersetzt.
„Trachyt ist eine sehr inhomogene Gesteinsmasse: Die Kristalle bewirken eine unterschiedliche Dehnung durch Sonne, Frost oder Wasser. Es entstehen Risse, Sprünge und schließlich ein für Trachyt ganz typisches Verwitterungsbild.“ Wie man es auch gut an den Dombauten in Köln und Xanten sehen könne. Mit Schlämme, einer dünner Mörtelmasse, wird sie in den nächsten Wochen die Oberfläche stellenweise stabilisieren. „Das ist wichtig, damit der Stein weiter atmen kann.“
Während die Arbeiten an den beiden Wegekreuzen der Stationen zwei und drei bereits weit fortgeschritten sind, befindet sich an Station fünf das Kreuz noch in der Werkstatt der Restauratorin. An Station vier wartet zudem noch eine besondere Herausforderung auf die 41-Jährige: „Wichtig ist, die Wasserführung des Bauwerks wiederherzustellen“, sagt sie, „und dafür zu sorgen, dass sich Wasser nicht an einer Stelle sammelt.“
Zumeist ist Prechtel bei ihrer Arbeit allein am Werk, bei „schweren“ Transportfällen erhält sie Unterstützung durch einen Beueler Steinmetzbetrieb. „Und immer wieder kommen natürlich auch Spaziergänger vorbei, die mich nach meiner Arbeit fragen“, sagt sie. Ein Interesse, über das sie sich freue.
Und was fasziniert sie selbst an der Arbeit mit Stein? Prechtel überlegt einen Moment. „Stein ist handfest und langlebig“, sagt sie, „und auch, wenn es sich vielleicht komisch anhört: Für mich strahlt Stein viel Wärme aus, und er steckt voller Lebendigkeit.“