Weinbau am Siegfriedfelsen Schaden bis fünf Millionen Euro

SIEBENGEBIRGE · Ohne zählbares Ergebnis ist ein Gespräch des Vorstands des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS) am Freitag im Düsseldorfer Landwirtschaftsministerium zu den Sicherungsmaßnahmen am Siegfriedfelsen geblieben.

Das Land hatte den kompletten Vorstand eingeladen. An dem Termin nahmen jedoch nur der VVS-Vorsitzende Hans Peter Lindlar, sein Vertreter Klaus Breuer und die beiden Bürgermeister Wally Feiden und Peter Wirtz teil.

"Wir haben eine Reihe von Dingen zu klären. Das wollen wir bis zu unserer Mitgliederversammlung am 4. November tun", sagte Lindlar. Zu Einzelheiten des Gesprächs wollte er sich nicht äußern. Dazu gehörten aber die vielen offenen Fragen, zum Beispiel ob eine finanzielle Beteiligung satzungskonform ist oder die Gemeinnützigkeit des VVS gefährden würde.

Die Spendenaktion des Bürger- und Ortsvereins Rhöndorf begrüßte Lindlar. "Das ist eine gute Sache. Solange die Satzungsfragen bei uns nicht geklärt sind, können wir das selbst nicht machen." Keine Aussage machte Lindlar über die Höhe der VVS-Beteiligung. "Wir sind dabei zu klären, was wir unter Billigkeitsgesichtspunkten tun können."

Dabei soll erkundet werden, was dem VVS als Beitrag zuzumuten ist, auch wenn der Vorsitzende weiter davon ausgeht, dass sein Verein als Eigentümer des Felsens für den Steinschlag rechtlich nicht verantwortlich ist. Zu hören war allerdings auch, dass das Land seinen Anteil von 35 Prozent nicht zu erhöhen gedenkt.

Bernhard Rüb, Pressesprecher der Landwirtschaftskammer, rechnet mit einem Schaden für die betroffenen Winzer von vier bis fünf Millionen Euro, wenn nicht bald eine Lösung gefunden wird. Aufgegebene Weinberge, sogenannte Drieschen, seien zudem ein großes Problem. Werden die Weinstöcke nicht richtig gerodet, wachsen Pilze und Schädlinge heran. "Wenn der Zaun bis Februar nicht steht, dann ist der Weinberg wohl nicht mehr zu retten.

Dann können wir den Winzern nur noch empfehlen zu klagen." Erfahrungsgemäß dauere ein Rechtsstreit sehr lange und gehe möglicherweise über drei Instanzen bis zum Bundesgerichtshof. Falls der VVS so einen Rechtsstreit verlieren würde, könnte das durchaus die Existenz des Vereins gefährden. Dabei berge ein Rechtsstreit große Risiken für beide Seiten.

"Selbst wenn die Winzer Recht bekommen, gibt es dann wahrscheinlich keinen Weinbau mehr am Drachenfels", so Rüb. Unterdessen macht die Geschichte von den Heinzelmännchen im Weinberg die Runde. Das lange Warten auf eine Lösung hat die Menschen im Siebengebirge offenbar erfinderisch werden lassen.

Seit Wochen sollen zahlreiche Helfer in ihrer Freizeit auf eigene Initiative und Gefahr in den Weinbergen Arbeiten erledigen, die den Beschäftigten der Winzer durch das Betretungsverbot der Bezirksregierung wegen der akuten Steinschlaggefahr untersagt ist. Nach dem Rebschnitt soll in den letzten Tagen die Lese begonnen haben.

Am Mittwoch kontrollierten der Arbeitsschutzdienst der Kölner Behörde und auch die Polizei, nachdem Hinweise auf das Treiben im Weinberg eingegangen waren. Zu diesem Zeitpunkt befand sich dort jedoch niemand. "Ich habe niemanden aufgefordert, im Weinberg zu arbeiten", sagte Felix Pieper gestern auf Anfrage. "Wir haben keine Initiative gestartet."

Derweil würde es sich nach Auskunft eines Juristen bei den Heinzelmännchen vermutlich auch im weiteren Sinne nicht um Beschäftigte der Winzer handeln, da sie nicht weisungsgebunden seien. Das Betreten der gesperrten Weinbergswege sei allerdings auf jeden Fall verboten. mel/hek

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