Viele Blechschäden Wie der Schneefall Bonn und die Region teilweise lahmlegte

Update | Bonn/Region · Der Schneefall in Bonn und der Region hat am Mittwoch und in der Nacht auf Donnerstag teils für Chaos auf den Straßen gesorgt. Auch heute kann es glatt bleiben. Wie die Winterdienste planen, welche Prioritäten der Nahverkehr hat und welche Pflichten Hauseigentümer und Mieter haben.

 Schnee in der Bonner Rheinaue.

Schnee in der Bonner Rheinaue.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Schneefall in Bonn und der Region am Mittwochvormittag hat dazu geführt, dass einige Bonner ihren Schlitten nach langer Durststrecke mal wieder für eine gepflegte Rodlerei aus dem Kämmerchen holen konnten. Gemeinsam wagten sie einen Ritt über die Hänge der linksrheinischen Rheinaue.

Schneechaos in Bonn

Das Klischee besagt: Sobald in Bonn die erste Schneeflocke herabfällt, steht der Verkehr still. Das für den Mittwoch zu behaupten, wäre übertrieben. Dennoch verzeichnete die Bonner Polizei einen deutlichen Anstieg bei den Verkehrsunfällen. Polizeisprecher Michael Beyer berichtete beispielsweise über einen Autofahrer, der in Rüngsdorf auf der Konstantinstraße in ein geparktes Wohnmobil schlitterte. Ein Auto landete in Dottendorf (In der Raste) in einem Zaun. Am Nachmittag kam ein Fahrradfahrer ohne Fremdeinwirkung auf der Lennéstraße nahe dem Hofgarten zu Fall. Die Schwere der Verletzungen war noch nicht zu erfahren.

„In den meisten Fällen handelt es sich um Blechschäden“, sagte Beyer, der zugleich mahnte, dass Autofahrer längst von Sommerreifen auf Ganzjahres- oder besser noch Winterreifen umgestiegen sein müssten. Wichtig sei außerdem eine den Witterungsverhältnissen angepasste Geschwindigkeit. Die Stadt teilte auf Nachfrage mit, dass bis zum Nachmittag bei Feuerwehr und Rettungsdienst sowie auch beim Stadtordnungsdienst „keine besonderen Einsätze im Zusammenhang mit dem Wetter zu verzeichnen sind“, wie Lea Hoffmann aus dem Presseamt sagte.

Satzungen für Straßenreinigungen: Für das für den Winterdienst auf Fahrbahnen zuständige kommunale Unternehmen Bonnorange führte deren Sprecher Jérôme Lefèvre aus: „Wir sind seit dem Morgen um 4 Uhr mit Präventivfahrten im Einsatz gewesen und seit Beginn des Schneefalls bewältigen wir den Winterdienst auf den Straßen Bonns mit fünf großen Streufahrzeugen, drei für den Winterdienst umgebauten Kleinkehrmaschinen und neun Kolonnen streuen per Hand.“

Der Schneedienst vom Gebäude- und Anlagenmanagement der Stadtwerke Bus und Bahn (SWB) rückte aus, um die Haltestellen, die in SWB-Besitz sind, von Schnee und Eis zu befreien. „Beim Bus- als auch beim Bahnverkehr gab es bislang keine Probleme“, so SWB-Sprecherin Clarissa Pütz.

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In Teilen von Bonn und der Region liegt Schnee

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Foto: Benjamin Westhoff

Während die Stadtwerke für den Winterdienst an ihren eigenen Haltestellen zuständig sind, haben Anlieger auch Bushaltestellen auf Gehwegen zu räumen, wenn sie vor ihrer Haustür liegen (siehe „Anliegerpflichten“). So zumindest legt Bonnorange die geltende Straßenreinigungssatzung aus, die den Winterdienst beinhaltet. Da sie allerdings aus Juristensicht nicht präzise genug formuliert ist, wäre es nach deren Einschätzung möglich, dass bei Unfällen die Haftung von Bonnorange zu übernehmen wäre. Aus diesem Grund will das Unternehmen die Satzung genauer formulieren. Der Stadtrat beschloss am Montagabend allerdings, die geplante Satzungsänderung und deren Konsequenzen zunächst in den Fachgremien zu debattieren.

In der Ratssitzung hatte der Bürger Bund Bonn (BBB) beantragt, dass Bonnorange künftig sowohl für die Reinigung der Haltestellen als auch für den dort auszuführenden Winterdienst an Tagen mit Schnee und Glatteisbildung zuständig sein soll. „Anlieger einer Haltestelle für den ÖPNV tragen wegen erhöhter Lärmentwicklung und Verschmutzungen des Schrittweges vor ihrer Haustür im Vergleich zu anderen ohnehin schon das ganze Jahr über eine höhere Belastung. Diesen jetzt auch noch Dienste für die Allgemeinheit in Form einer Räumpflicht bei Glätte aufzugeben, halten wir für unfair“, begründete der Fraktionschef des BBB, Marcel Schmitt, den Antrag, der keine Mehrheit im Plenum fand.

Pflichten zum Räumen: In Mietshäusern ist der Winterdienst in der Regel auf die Mieter oder einen Hausmeisterdienst übertragen. Hauseigentümer sind ebenfalls für den Bürgersteig vor dem Anwesen zuständig. Bonnorange weist daraufhin, dass in der Zeit von 7 Uhr (sonn- und feiertags 9 Uhr) bis 20 Uhr (bzw. 20.30 Uhr in Geschäftsstraßen mit verlängerter Verkaufszeit) gefallener Schnee und entstandene Glätte unverzüglich beseitigt werden müssen. In der Nacht gefallener Schnee und entstandene Glätte sind bis 7 Uhr des folgenden Morgens zu beseitigen. Die Räumpflicht beginnt nach Ende des Schneefalls.

Gehwege, die an das Grundstück grenzen, müssen auf einer Breite von 1,50 Metern, bei schmaleren Wegen über die gesamte Breite geräumt und gegebenenfalls bestreut werden. Dies gilt in der Regel auch, wenn das Grundstück durch Anlagen wie Gräben und Böschungen von öffentlichen Flächen getrennt ist.

Schnee sollte auf den Teil des Gehweges geräumt werden, der an die Fahrbahn grenzt und möglichst nicht auf den Fahrbahnrand. Streugut wie Sand oder Splitt sei in der Regel ausreichend, Salz oder andere auftauende Stoffe dürfen nur bei besonderen Gefahrenlagen wie Eisregen zum Einsatz kommen, weil sie umweltschädlich sind.

Schneechaos in der Region

Eine SUV-Fahrerin kam auf der L83 von der Straße ab.

Eine SUV-Fahrerin kam auf der L83 von der Straße ab.

Foto: Ralf Klodt

Dieser Wintereinbruch hatte es wirklich in sich: Erst kamen ein paar zarte Flocken, dann schneite es sich ein im Siebengebirge. Teils bildete sich sogar eine geschlossene Schneedecke. Was landschaftlich wie ein Wintermärchen daher kommt, sorgte vor allem am Mittwochmorgen für ein Verkehrschaos.

Während die städtischen Bauhöfe ab frühmorgens konstant im Winterdienst unterwegs waren, war davon auf Landesstraßen wie der L 331, Margarethenhöhe, zunächst noch nichts zu sehen, so lautete die Kritik von Autofahrern. Bei Unfällen blieb es zumeist bei Bagatellschäden, meldete unter anderem die Polizei im Kreis Neuwied und im Kreis Altenkirchen.

Der für die Landesstraßen zuständige Landesbetrieb Straßen NRW ließ auf GA-Anfrage wissen, Engpässe im Ablauf des Räum- und Streudienstes an diesem Tag seien nicht bekannt. Alle Straßen im Zuständigkeitsbereich der Straßenmeisterei Lohmar, darunter das Siebengebirge, seien „wie immer nach bestem Wissen und Gewissen abgearbeitet“ worden, teilte Rainer Herzog, Pressesprecher des Landesbetriebs Straßen NRW, mit.

Spiegelglatte Landesstraßen: Allerdings, bei einem derart heftigen Wintereinbruch seien die Kollegen halt an vielen Stellen gleichzeitig gefragt „und irgendwo muss man ja anfangen.“ Am Nachmittag schließlich habe die Straßenmeisterei vermeldet: „Die Straßen sind jetzt wieder schwarz.“ Alle Hände voll zu tun hatten auch die Mitarbeiter des Bauhofes in Bad Honnef. In voller Mannstärke mit sechs Fahrzeugen sowie zusätzlich sogenannten Handkolonnen waren die Trupps unterwegs. Zuständig sind die städtischen Bauhöfe nur für die kommunalen Straßen.

Betroffen von Glätte und Behinderungen waren wie stets aber vor allem die Pendlerstrecken zwischen Berg und Tal, eben die Landesstraße 331/Margarethenhöhe und die Landesstraße 144/Schmelztalstraße. „Auf der L 331 geht gar nichts mehr, ein Bus steht schon quer und es ist spiegelglatt“, berichtete eine Kollegin, die die Fahrt zu einem Außentermin im Tal am Mittag abbrechen musste, während immer noch dicke Flocken vom Himmel fielen. Im Kriechtempo wagten dennoch viele Autofahrer die Fahrt bergan oder bergab. Nicht für alle ging das ohne Rutschpartie ab, was den nachfolgenden Verkehr zusätzlich bremste oder zum Erliegen brachte. Eine Autofahrerin, die mit Sommerreifen unterwegs war, zog sich den Unmut anderer Verkehrsteilnehmer zu.

Schulstraße ist dicht: Auch andernorts wie auf der L 86 zwischen Ittenbach und Thomasberg landeten Autos abseits der Fahrbahn. Verletzt wurde dort zum Glück niemand. Vor allem in den Höhenorten wie in Königswinter-Ittenbach und in Bad Honnef-Aegidienberg bekamen es die Autofahrer auch auf örtlichen Straßen mit Glätte und Behinderungen zu tun. In Königswinter-Eudenbach wurde die Schulstraße komplett dicht gemacht, weil mehrere Autos weggerutscht waren. Zugleich war die Straße so glatt, dass ein gefahrloses Rangieren einfach nicht möglich war. Auf dem Kantering in Ittenbach wiederum blockierte ein Lkw-Transporter mit Toilettenhäuschen die Straße.

Erhebliche Auswirkungen hatte das Wetter naturgemäß auch auf den Busverkehr. An vielen Stellen, die vielfach noch nicht geräumt oder gestreut waren, kamen die Busfahrer der Rhein-Sieg Verkehrsgesellschaft (RSVG) nicht mehr durch. Oft waren liegen gebliebene Fahrzeuge im Weg. Stark eingeschränkt war dadurch auch der Schülerverkehr. „Vorsicht geht vor. Natürlich haben die Fahrer das besonders im Kopf, wenn sie 50 oder 60 Kinder im Rücken haben“, so Frank Wiedemann, Betriebsleiter der RSVG. Und: „Die Margarethenhöhe ist so ein Klassiker, aber auch aus Orten wie Thomasberg oder Wülscheid melden die Kollegen Probleme.“

Busse kommen nicht durch: Eingestellt worden sei keine der Linien, „weil man ja stückweise immer wieder mal fahren kann. Die Kollegen versuchen, sich auf Umwegen durchzuwühlen, damit der Linienverkehr aufrecht erhalten bleibt“, so Wiedemann weiter. Dass das nicht immer gelang, bekamen unter anderem die Schülerinnen und Schüler und die Kollegien im Schulzentrum Oberpleis zu spüren. Die Schülerinnen und Schüler waren zuvor mittels Durchsage informiert worden, dass sie ab der sechsten Stunde „Schneefrei“ hatten. Weil dann nicht alle Busse fahren konnten, bildeten sich Trauben an der Haltestelle am Schulzentrum. Erlaubt war ausnahmsweise im Unterricht zum Telefon zu greifen und die Eltern anzurufen - das Elterntaxi war dann oft das Mittel der Wahl, um nach Hause zu kommen, so denn die Anreise mit dem privaten Pkw gelang.

Wolfs-Forum abgesagt: Ganz auf Sicherheit gingen die Veranstalter des Forums „Der Wolf und die besondere Situation in der Verbandsgemeinde Asbach": Das Treffen im VG-Rathaus wurde wegen der Witterung am Nachmittag abgesagt, da eine gefahrlose Anreise für Referenten zum Beispiel aus Mainz oder dem Bonner Raum nicht möglich sei. Und der Winter soll noch ein bisschen bleiben: Auch für die kommenden Tage sagen die Meteorologen Kälte und Niederschlag voraus. Viel Arbeit für die Winterdienste bleibt also garantiert.

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