Gemeinschaft Königswinterer Künstler Schrotthaufen wurde zum Kunstwerk

KÖNIGSWINTER · Es ist der Hingucker. In der Mitte der Ausstellung "Lebenskreise" der Gemeinschaft Königswinterer Künstler (GKK) im Siebengebirgsmuseum thront in einem Rasenbeet ein völlig verrosteter Roller.

 "Am Anfang war Benzin": Am Rheinufer fanden vier Künstler den ausrangierten Roller und hauchten ihm neues Leben ein.

"Am Anfang war Benzin": Am Rheinufer fanden vier Künstler den ausrangierten Roller und hauchten ihm neues Leben ein.

Foto: Frank Homann

Tabea Barteldress, Christian Grund, David Schwarz und Steffen Bujok gaben ihm den Titel: "Am Anfang war Benzin". Das Zweirad hatten die jungen Leute am Rheinufer gefunden und aus dem Schrotthaufen wurde ihr Kunstwerk.

Die vier hauchten ihm wieder Leben ein, indem sie ihm roboterähnliche Figuren anhängten: Ein Wanderer, ein Pirat mit Fernrohr, ein Rollstuhlfahrer und ein Luftballonverkäufer sind mit dem ausgedienten PS-Rad "unterwegs". Als Material dienten ausrangierte Metallteile. "Der Schrott wurde neu zum Leben erweckt", sagte Tabea Barteldress, die Mitglied der GKK ist. Die Künstler hatten sich auf ganz unterschiedliche Weise dem Thema genähert. Und Bürgermeister Peter Wirtz betonte bei der Eröffnung der Schau: "Auf diese Ausstellung freut sich jedes Jahr die ganze Region, denn sie zeigt eine große Bandbreite von Kunstrichtungen." Besonders begrüßte Wirtz Günter Hank. Auch GKK-Vorsitzender Gerd Sander hob die Rolle des Altbürgermeisters bei der Gründung der Künstlergemeinschaft hervor. Zum Motto meinte der GKK-Chef: "Es ist ein diffuses Thema, das zunächst wenig Liebhaber fand." Aber dann hätten sich die Mitglieder damit auseinandergesetzt und erstaunliche Arbeiten geliefert. Vom alten Motorroller bis zur bemalten Häkelleinwand als Lebenskreis der Ameisen von Helene Ramershoven oder den "Pusteblumen" von Gabriele Ritter.

Ein Déjà-vu-Erlebnis aber habe er bei einem Werk gehabt, meinte Sander. Und das hat mit dem Wahlkampf der vergangenen Wochen zu tun. Heinz Theo Dietz hatte ein Plakat des Bürgermeisters abfotografiert und ein Porzellan-Porträt gefertigt. Das Mosaikbild ist unverkennbar. Insofern stand Peter Wirtz plötzlich sich selbst gegenüber. "Eigentlich müsste das Bild 'Luis' oder 'Oma explodiert vor Freude' heißen", lächelte Annelore Broscheid. "Lebensbeginn" nannte sie ihre Arbeit, die entstand, als ihre Tochter ein Kind erwartete. Luis ist mittlerweile sechs, aber das im warmen orange gehaltene Werk, eine Collage aus Emaille, Kupfer und Acryl, passte so gut zum Oberthema der Ausstellung, dass die Künstlerin es nun präsentiert.

"The new circle of live" und "The old circle of live" nannte Valerie Sandmann ihre runden Bilder aus Acryl auf Leinwand. Josep Olli Nieves hat seine Arbeit "Lebenskreise - Lebenskrise" betitelt. Es sind acht Bilder, die leeren Tablettenkärtchen ähneln. "Abfahrt - Ankunft": ein sehr schönes Aquarell von Marlene Peters. Gerd Sander näherte sich dem Thema mit Fotografien: "Urwasser", "Abend" und "Aussaat". Luise Stern überschrieb ihre Ölbilder mit: "Es schlossen sich die Kreise." Den Drachenfels im Gewittersturm malte Oliver Wolf unter dem Aspekt "Die Zyklen". Während Bildhauer Tuncay Elevis eine nette Geschichte aus seiner Kindheit umsetzte. Sein Vater verbot ihm, am Daumen zu lutschen. Daran hielt er sich. Aber eines Tages überraschte der Junge seinen Lehrer, wie er mit dem Finger eine Etage weiter oben bohrte. Diese "Fortsetzung" ist nun als Skulptur zu entdecken.

Die Ausstellung ist im Siebengebirgsmuseum, Kellerstraße 16, bis zum 22. Juni zu sehen, und zwar immer dienstags bis freitags von 14 bis 17, samstags von 14 bis 18 und sonntags von 11 bis 18 Uhr.

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