Schulen in Oberpleis Schüler sprechen offen über Mobbing, Gewalt und Hass im Internet

Königswinter · Welche Gefahren drohen Kindern und Jugendlichen in den Weiten des Internets: Die Schülerinnen und Schüler der Integrativen Gesamtschule Oberpleis und des Gymnasiums am Oelberg bekommen Tipps von einer Medienpädagogin.

In gewisser Weise fördert das Spielen am Smartphone die Kreativität: Dieser junge Spieler verwendet ein zweites Gerät, um seinem zugeschalteten Freund zeigen zu können, wie gut er spielt.

In gewisser Weise fördert das Spielen am Smartphone die Kreativität: Dieser junge Spieler verwendet ein zweites Gerät, um seinem zugeschalteten Freund zeigen zu können, wie gut er spielt.

Foto: dpa/Robert Michael

Kristin Langer ist in Oberpleis an der Integrativen Gesamtschule und am Gymnasium Oberpleis inzwischen eine gute Bekannte. Die erfahrene Medienexpertin und diplomierte Pädagogin wird gerne als Referentin zu Projekttagen eingeladen, an denen es um Soziale Medien und um die vielen verschlungenen Pfade des Internets geht. Langer beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den unterschiedlichen Themen, die die digitale Welt für die Nutzerinnen und Nutzer bereithält. Die Medienpädagogin ist Referentin im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW sowie Mediencoach bei Schau hin! – dem Medienratgeber für Familien.

Auch in diesem Jahr war Langer bei der Informationsveranstaltung, die vom Geschäftsbereich Kinder-, Jugend- und Familienpflege der Stadt Königswinter, der Katholischen Jugendagentur Bonn gGmbh mit den drei Häusern der Jugend in Königswinter und den Schulen organisiert wird, dabei. Jeweils an einem Vormittag durchliefen die Jugendlichen der jeweiligen Schulen aus den Klassen fünf und sechs vier Themenstationen. „Insgesamt sind es 200 Kinder gewesen“, erklärte Stefan Schmied vom Jugendamt der Stadt Königswinter. Der Infoveranstaltung voraus geht ein Elternabend. „Auch da hatten wir rege Teilnahme von über 70 Eltern“, so Schmied.

Auf die Frage, inwiefern sich die Medienlandschaft in den vergangenen zwei Jahren verändert hätte, gab Langer prompte Antwort. „Wir stellen fest, dass sich die Mediennutzung und die Mediennutzer verjüngt haben“. Das bedeute: Zum einen verändere sich die Medienwelt in rasantem Tempo und immer neue Kommunikationsplattformen versuchten sich zu etablieren.

Zum anderen würden die Nutzer immer jünger. Bereits in Grundschulen gehöre das Smartphone zur Ausstattung der Kinder. Oft ließe sich für die Eltern dann kaum einschätzen, inwieweit die Kinder die Smartphones lediglich zum Austausch zwischen Eltern oder Freunden nutzen würden, oder bereits weitere mediale Kanäle auf Interesse der jungen „User“ (Nutzer) stießen. Die meisten Kinder verfügten bereits im Grundschulalter über ein Basiswissen. „Viele wissen was ‚chatten’ bedeutet oder was ‚Messengerdienste‘ sind“, so Langer

Zudem sei das Thema Digitalisierung, Mediennutzung und Medienkonsum von Kindern seit 2020 durch die Corona-Pandemie noch stärker in den Vordergrund gerückt. Ein Leben „ohne“ , also ohne Instagram, Whatsapp oder Youtube sei kaum mehr vorstellbar für die Jugendlichen – und letztlich auch für Erwachsene. Bei den jungen Teenagern boome Tiktok als zentrales Kommunikationsmedium.

„Das Wichtigste ist, dass die Eltern das Thema „Digitale Welt“ in der Familie auf keinen Fall tabuisieren, sondern sich darauf einlassen, dass es eben Internet und soziale Medien in unserer Lebenswelt gibt“, betonte Langer. „Auf keinen Fall mit erhobenem Zeigefinger an das Thema herangehen“, appellierte die Pädagogin an Eltern und Lehrer.

Mobblng und Gewalt sind weit verbreitet

Das Wichtigste sei, dass Eltern sich zunächst umfangreich informierten, soweit es ihnen möglich ist. Dafür sollten Erziehungsberechtigte sich die Zeit allerdings nehmen. Es gäbe zahlreiche Beratungsportale für Eltern, die mit guten Tipps, weiterhelfen könnten. Insbesondere die Landesanstalt für Medien NRW böte da gute Hilfen.

Ausgestattet mit Informationen sei es dann wichtig, zu den Jugendlichen in normalen Gesprächen ein gutes Vertrauensverhältnis zu festigen. „Sich mit den Kindern gemeinsam hinsetzen und offen über die umsichtige Verwendung der digitalen Medien sprechen sei der beste Weg für den Zugang zu den Jugendlichen“.

In einem der Themenmodule bei der Infoveranstaltung in den Schulen, bei dem es über Risiken bei den Kommunikationsportalen ging sprach Langer mit den Schülerinnen und Schülern die Frage an: „Wisst ihr, was Cybergrooming ist?“ Ratlose Gesichter statt Antworten spiegelte an der Stelle die Unwissenheit bei den meisten Jugendlichen. „Da nimmt ein Fremder zu euch Kontakt auf auf eurem Handy“, sagte Langer.

Immer wieder kämen dann Nachrichten oder gar Fotos von dem Absender. Meist steckten hinter den Nachrichten ältere Männer, die sich als Jugendliche ausgeben. „Es ist ja ein Leichtes, ein anderes Foto von sich ins Netz zu stellen“. Der Absender versuche dann, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, um dann möglicherweise zu versuchen, sexualisierte Fotos von der Empfängerin oder dem Empfänger zu bekommen. „Das ist Cybergrooming und ganz, ganz wichtig: Das ist eine Straftat“.

Es sei wichtig, das mit Erwachsenen anzusprechen und gemeinsam zur Anzeige zu bringen. Niemand brauche Schuldgefühle zu haben. Es sei wichtig gut darauf zu achten, ob jemand Grenzen überschreite.

Heiko Breetzke und Lennart Nerenz, pädagogische Fachkräfte von den Häusern der Jugend, gaben in ihrem Vortragsmodul „Cybermobbing“ den Jugendlichen mit auf den Weg: „Geht aufmerksam durchs Leben. Es ist wichtig in unserer Gesellschaft aufeinander zu achten“, so Breetzke und Nerenz.

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