Faszinierende Ausstellung in Königswinter Schweben durch Räume und Schicksalszeiten

Königswinter · Die Gemeinschaft Königswinterer Künstler präsentiert die Frühlingsausstellung „Schwerelos“ im Haus Bachem. Es ist eine Schau, die sich anzuschauen lohnt.

 „Schwerelos“ heißt die Ausstellung, die bis 16. April im Haus Bachem in Königswinter zu sehen ist.

„Schwerelos“ heißt die Ausstellung, die bis 16. April im Haus Bachem in Königswinter zu sehen ist.

Foto: Frank Homann

Schwerelos sein oder die Schwere loswerden – wie der Begriff schwerelos sich interpretieren lässt, ist eine Frage der Perspektive. Die Gemeinschaft der Königswinterer Künstler (GKK) sind für ihre Frühjahrsausstellung dieser Frage nachgegangen und haben sich inspirieren lassen. Wie die ganz unterschiedlichen Sichtweisen sich darstellen, ist derzeit im Haus Bachem in der Altstadt zu sehen.

Bereits ein erster Rundumblick auf die Bilder in der Ausstellung lässt die Betrachter gedanklich ein wenig abheben. Tanzende Drachen im Wind und schwebende Herbstblätter stürmisch aufgewirbelt von Annelore Broscheid oder keck aufgeplusterte Samenstände der „Pusteblume“ von Sylvana Poll geben den Verbindungen zur Leichtigkeit zunächst freien Raum. Mitten im Raum bewegen sich bunte Seidentücher – eine Gemeinschaftsarbeit von Barbara Baltes und Ingrid Renner-Oswald – anmutig über kleinen Windmaschinen

Im Sprachgebrauch seien einige Begriffe zu finden, die sich beschreibend mit der Schwerelosigkeit befassten, erklärte Barbara Baltes, erste Vorsitzende der GKK, in einer Begrüßungsansprache auf der Vernissage, die vom Chor „Taktlos“ musikalisch untermalt wurde.

„Schwerelos sein“ beschreibe einen Zustand, „schwerelos werden“ einen Prozess, die „Schwere loswerden“ die Befreiung einer Last. „Schwerelos“ bedeute aber auch sich getragen zu fühlen. „Ein schweres Los tragen“ wiederum bedeute, sich einem schweren Schicksal stellen zu müssen. „All dies ist Hintergrund der Ausstellung“, erklärte Baltes. So legten einige Kunstschaffende eher Gewicht auf die physischen Erfahrungen mit der Schwerelosigkeit, andere philosophierten über die vielfältigen Möglichkeiten des Begriffes.

Im Wesentlichen gehe es in den Werken um Geschichten. Ute Lammert beleuchtet die Sonne und die Planeten in einer Darstellung mit kleinen Lämpchen und setzt friedlich ruhende Figuren unter das Himmelsszenario. Darüber der Text: „Schwerelos…. eine Frage der Atemtechnik... richtig atmen macht den Körper und die Seele leicht.“ Und: Vielleicht könne mit der richtigen Atemtechnik sogar ein Nashorn auf einem Baum sitzen...

Bildnis entstand in „Gefangenschaft“ einer zugefallenen Garage

Gisela Thielmann hat einen blauen Fisch mit gelben Punkten auf Glas gemalt. Die Geschichte dahinter: „Ich war einmal versehentlich in der Garage eingesperrt und bekam das Rolltor nicht auf“, erzählte die Künstlerin. Mit dem Handy konnte sie Hilfe holen. Daraufhin habe sie beschlossen, das Garagenfenster so konstruieren zu lassen, dass sie im Notfall hindurch ins Freie klettern könnte. „Mittels der alten Scheiben habe sie die Glasmalerei für sich entdeckt, dabei sei der Fisch entstanden.

Elisabeth Karlstetter widmet sich mit der Collage „Schwer-Los“ einem „schweren“ Thema. Zu sehen ist vor grün-dunklem Hintergrund ein gekippter Küchenstuhl, ein graues Mädchenkleid, alte Kinderschuhe. Insgesamt wirkt die Stimmung des Werkes bedrückend. Das Werk gelte allen Kindern, die eine schwierige Kindheit hatten, sagt Karlstetter. Damit gelte die Aufmerksamkeit etwa Kindern aus Kriegsgebieten, missbrauchten Kindern, Kindern, die ohne Liebe aufwachsen – alle behaftet mit einem schweren Los.

Die Ausstellung ist bis Sonntag, 16. April, im Haus Bachem, Drachenfelsstraße 4, zu sehen. Öffnungszeiten: Freitag bis Montag 13.00 bis 17.00 Uhr.

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