Interview mit Friedrich II. im Siebengebirgsmuseum Seine Majestät packt aus

KÖNIGSWINTER · Alter Fritz! 1815 wurde das Rheinland preußisch. Und jetzt, 200 Jahre später, tauchte im Siebengebirgsmuseum Friedrich II. (1712 -1786) auf, in voller Montur: mit einem blauen Rock im Stil der Offiziersuniform seines Leibgarderegiments, dem Schwarzen Adlerorden an der Brust und Dreispitz auf dem Haupt.

 Auftritt des Alten Fritz: Mit Uniform, Adlerorden und Dreispitz ausgestattet, gab Peter Thomsen stilecht den Preußenkönig.

Auftritt des Alten Fritz: Mit Uniform, Adlerorden und Dreispitz ausgestattet, gab Peter Thomsen stilecht den Preußenkönig.

Foto: Frank Homann

In der Ausstellung "Preußenadler über dem Rhein" konnte Seine Majestät nachvollziehen, was die ihm nachfolgenden Herrscher am Rhein getrieben haben. Aber vor allem wurde Friedrich der Große von einem Journalisten zum Interview gebeten: "Auf ein Wort, Majestät!"

Ein unterhaltsames Wortspiel, bei dem der kluge Alte Fritz keine Antwort schuldig blieb und das amüsierte Publikum Parallelen zur Jetztzeit entdeckte, die Friedrich mit geschliffener Aussage und teils in satirischer Schärfe hervorbrachte. Als zu Beginn der Veranstaltung, die das Museum mit dem Bürger- und Verkehrsverein der Altstadt organisiert hatte, die Technik nicht mitspielte und es laut krachte, interpretierte der Monarch die Tücken der neuen Zeit kurzerhand als "Kanonendonner". Michael Dittmar, der die Fragen stellte, war früher tatsächlich Journalist. "Stör er nicht, ich blättere in meinem Familienalbum", pfiff Friedrich der Große, alias Schauspieler Peter Thomsen, den kleinen Reporter zum Auftakt an. Und fragte gereizt: "Müssen wir uns denn wirklich auf Deutsch unterhalten? Ich mag die deutsche Sprache nicht sonderlich."

Da wirkte die nächste Frage doch versöhnlich: "Eure Majestät sind ja bekannt geworden als hochgebildeter Feingeist. Würdet Ihr uns etwas über Eure Erziehung verraten?" Die Zuschauer erfuhren, dass dem kleinen Friedrich auf Anweisung des Vaters morgens 15 Minuten zum Waschen, Anziehen, Zopf binden und Gebet blieben, sieben Minuten durfte er frühstücken. Zu den Erziehungsmethoden gehörten auch Schüsse jeden Morgen vor dem Zimmer, um ihn an Schlachtlärm zu gewöhnen sowie Schüsse auf ihn selbst mit salzgeladenen Pistolen.

Der König als Philosoph, als Dichter, Flötist und Komponist wurde vorgestellt. Die spanische Nationalhymne erklang. Da wunderte sich Friedrich II.: "Ich hatte den Marsch einmal Karl III. von Spanien gewidmet. Wie wurde er zur Nationalhymne?" Der Reporter bringt Aufklärung: "Karl III. erklärte ihn zum offiziellen Ehrenmarsch. Ohne Anweisung des Königs wurde er für das spanische Volk 'La Marcha Real'." Und was hat der Alte Fritz zur Politik zu sagen? "Politik besteht eher darin, aus günstigen Konstellationen zu profitieren, als sie zu schaffen."

Und Thomsen alias Friedrich II. schöpfte noch mehr aus dem Zitatenschatz des Monarchen. Etwa: "Der Beamte und der Philosoph beziehen ihre Stärke aus der Sachfremdheit!" Gebeten wurde der Alte Fritz auch, die Arbeit der derzeitigen Regierung zu bewerten. "Wenn ich bösartig wäre, könnte ich darauf verweisen, dass ich einmal geäußert habe: Ich werde Ihnen sagen, wie es nach meinem Tode gehen wird... Die Weiber werden regieren, und der Staat wird zugrunde gehen.? Aber das habe ich natürlich anders gemeint. Oder war es doch prophetisch?"

Peter Thomsen schmunzelte: "Alle Zitate sind echt. Wir haben nichts hinzugefügt."

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