Spaziergang durch die Berge Förster Marc Redemann zeigt seine Lieblingsorte im Siebengebirge

Siebengebirge · Wenn einer weiß, wo es im Naturpark Siebengebirge am schönsten ist, dann ist das der Revierförster. Marc Redemann nimmt uns mit zu seinen liebsten Plätzen.

 Rundum nichts als Natur: Marc Redemann genießt die Stille und den Blick vom Leyberg.

Rundum nichts als Natur: Marc Redemann genießt die Stille und den Blick vom Leyberg.

Foto: Frank Homann

Steil windet sich der Weg hinauf zum kegelförmigen Gipfel des Leybergs. Der Pulsschlag beschleunigt sich rasch, und auf den letzten Metern über den felsigen Basalt muss man auch schon mal die Hände zu Hilfe nehmen.

Wenn man völlig unvermittelt aus dem Wald auf den Berggipfel tritt, ist der Lohn für die Mühsal aber einfach nur überwältigend: Der Blick reicht von der Hohen Acht in der Eifel bis zu den Abraumhalden im Rheinischen Braunkohlerevier. Bad Honnef liegt dem Wanderer zu Füßen.

Einfach nur stillsitzen und schauen

Drachenfels, Wolkenburg, Petersberg und Löwenburg reihen sich wie die Perlen einer Kette nebeneinander auf. „Als ich zum ersten Mal hier war, bin ich einfach nur eine Dreiviertelstunde still sitzen geblieben“, sagt Marc Redemann.

Der Leyberg ist einer der absoluten Lieblingsplätze des Revierförsters, der als Angestellter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft den Wald des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS) betreut.

Einer der wenigen naturbelassenen Gipfel

Der 359 Meter hohe Berg gehört zwar nicht mehr zu seinem Terrain und auch nicht zum eigentlichen Siebengebirge, sondern zum Rheinwesterwälder Vulkanrücken, er ist aber Teil des Naturparks Siebengebirge.

Redemann gerät ins Schwärmen. „Der Leyberg ist ein ganz besonderer Platz, weil er eine der wenigen naturbelassenen Spitzen im Siebengebirge ist.“

Für den 41-Jährigen ging vor vier Jahren ein großer Wunsch in Erfüllung, als er die Stelle im Siebengebirge mit dem Büro im malerischen Stöcker­hof zwischen Thomasberg und Ittenbach antreten konnte.

Traumjob im Siebengebirge

„Für mich ist das ein Traumjob. Es könnte besser nicht sein.“ Vorher hatte der Förster, der mit seiner Frau und zwei Kindern auf einem Bauernhof in Asbach lebt, auf einer Anwärterstelle in Bonn und als Revierförster in Windeck gearbeitet.

Weil ein Großteil des VVS-Waldes als Wildnisgebiet ausgewiesen ist, kann der zertifizierte Waldpädagoge die Hälfte seiner Arbeitszeit der Umweltbildung von Kindern und Jugendlichen widmen.

Eine Aufgabe, die ihm viel Freude bereitet, die in Corona-Zeiten aber deutlich zu kurz kommt. Langeweile stellte sich wegen des Borkenkäfers freilich nicht ein. Im Wirtschaftswald müssen die befallenen Bäume entfernt werden.

Wenn die Zwiebelzahnwurz blüht

Im Wildnisgebiet werden nur die Bäume gefällt, die an Wanderwegen liegen und Spaziergänger gefährden könnten. Ansonsten bleibt das Totholz stehen.

Neben dem Leyberg gehört der Große Breiberg zu Redemanns Favoriten. Hier ist er am liebsten im Frühjahr unterwegs, wenn die Zwiebelzahnwurz einen weißen Teppich auf den Waldboden zaubert und der Blick auf die gegenüberliegenden Berge Drachenfels, Wolkenburg und Geisberg noch nicht vom dichten Laub der mächtigen Buchen verdeckt wird.

Spektakulärer Aufstieg

Aber auch im Sommer ist der am Rheinsteig gelegene Berg für ihn einen Besuch wert. Allein der Weg dorthin gehört zu den spektakulärsten im Siebengebirge und ist gerade für Kinder ein Erlebnis.

Der Förster stellt sich vor, wie es hier aussehen würde, wenn der dichte, fast urwaldartige Wald nicht wäre. „Dann wäre das Rhöndorfer Tal zwischen Breiberg und Geisberg wohl ein beeindruckender Canyon.“

Der Weg auf den Großen Breiberg zweigt an der Breiberghütte ab, dann geht es steil bergauf. Auf den letzten Metern verlässt man den Buchenwald, die Vegetation wird karger.

Eichen, Hainbuchen und Feldahorn und ein paar Exemplare der in NRW seltenen Elsbeere stehen Spalier. Der Lohn der kurzen Anstrengung: Ähnlich wie auf dem Leyberg tritt man völlig unvermittelt aus dem Wald.

Der Post Tower scheint zum Greifen nah

Zwei Ruhebänke laden auf einer Höhe von 312,9 Metern zum Blick auf Drachenfels, Wolkenburg, Petersberg und Nonnenstromberg ein.

Der Post Tower wirkt zum Greifen nah. Durch dieses Landschaftsgemälde windet sich der Rhein wie eine Schlange.

Der dritte Lieblingsplatz des Försters ist der Sonnenaufgangsblick am Osthang des Oelbergs. Auf dem Wildnispfad dorthin führt er auch gerne Kindergruppen. Im Rücken liegt der Oelberg-Steinbruch mit einem kleinen See, der als kältester Platz des Siebengebirges gilt.

Ältester Buchenwald im Naturpark

Das Panorama vom Aussichtspunkt reicht weit über die große Abraumhalde des Basaltsteinbruchs bei Hühnerberg hinaus in den Westerwald. Wer sich frühmorgens zu diesem Platz aufmacht, kann, wie der Name schon sagt, einen spektakulären Sonnenaufgang verfolgen.

Ein paar Meter weiter liegt oberhalb des Weges am Oelberghang der älteste Buchenwald des Siebengebirges. „Die Buchen auf dem felsigen Untergrund sind 190 Jahre alt“, berichtet Redemann.

Dieser eher unbekannte Ort rangiert in seiner persönlichen Beliebtheitsskala noch vor der Siegfriedkanzel am Drachenfels und dem Tretschbachtal.

Als Wolfsberater für Bonn und den Kreis zuständig

Bei einer Wanderung mit Marc Redemann kommt man zwangsläufig auch auf das Thema Wolf zu sprechen. Schließlich ist er der zuständige Wolfsberater für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis.

Obwohl das viel besuchte Siebengebirge für die Tiere keinen idealen Lebensraum bietet, will er nicht ausschließen, dass das im Kreis Neuwied nachgewiesene Wolfsrudel auch mal am Leyberg oder am Himmerich auftauchen könnte. „Bis zum Stellweg bei Aegidienberg ist der Wolf schon gekommen.“

Und noch etwas liegt ihm am Herzen. Seit Corona seien viel mehr Menschen im Siebengebirge unterwegs. „Dadurch haben wir es im Wald deutlich vermehrt mit Müll und uneinsichtigen Mountainbikern zu tun. Dabei ist es gerade jetzt wichtig, auf ein gutes Miteinander zu achten.“

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