Wald, Sturm und das Siebengebirge Künstler der „Hotspot KW“-Residenz zeigen neu entstandene Arbeiten

Königswinter · Seit Mai arbeiten Künstler in einer Villa in Königswinter, wohnen dort zeitweise und stellen aus. In dieser Zeit sind viele Werke mit Fundstücken und Motiven aus dem Siebengebirge neu entstanden. Die „Neuen Arbeiten“ sind noch bis zum 11. September zu sehen.

Die Künstlerinnen Christine Burlon (v.li), Beatrix Rey und Isabel Oestreich zeigen neben weiteren Künstlern in der Ausstellung „Wald und Sturm“ in Königswinter ihre Werke.

Die Künstlerinnen Christine Burlon (v.li), Beatrix Rey und Isabel Oestreich zeigen neben weiteren Künstlern in der Ausstellung „Wald und Sturm“ in Königswinter ihre Werke.

Foto: Lydia Schauff

Mit einer Bohrmaschine hat sich Christine Burlon in einem für Borkenkäfer typischen Muster an zwei Wänden in der ehemaligen Villa der Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft in der Königswinterer Hauptstraße entlanggefressen. Von einem Hauptstrang gehen nach links und rechts weitere Stränge weg und offenbaren, was sich unter der Tapete verbirgt; es blitzt Metallenes durch. „Das war anstrengend. Aber wann bekommt man schon mal die Chance dazu, so etwas zu machen?“, sagt die Künstlerin über ihre „Borkenkäferattacke“, in die sie viele Stunden Arbeit investiert hat.

Der sich durch Wände fressende Borkenkäfer von der Bergisch Gladbacher Künstlerin wird bleiben, auch wenn die Ausstellung, die noch bis 11. September in der Villa zu sehen ist, weiterzieht. Und damit ist es ein wenig wie in der Natur. Die Gänge, die Spuren des Käfers bleiben im Baum zurück, auch wenn der längst nicht mehr da ist.

Neue Ausstellungsstücke in der „Hotspot KW“-Residenz

Vier Monate lang war die Villa in der Hauptstraße im Rahmen des Kulturprojekts „Hotspot KW“ Arbeitsort, Treffpunkt und zeitweise Wohnort für Mitglieder der Künstlergruppe „Wald und Sturm“, die 2018 nach dem verheerenden Orkantief Friederike entstanden ist. Künstlerin Christine Burlon begann sich damals mit der Zerstörungen „ihres Waldes“ künstlerisch auseinandersetzen. Andere Künstler, die sich ebenfalls mit der Schönheit, aber auch der Zerstörung und der zunehmende Labilität der Wälder infolge von Unwettern und Klimawandel befassten, stießen dazu.

Anfang Mai hielt die Künstlergruppe Einzug in der Residenz und zeigte eine Ausstellung mit bis dato entstandenen Werken. Mittlerweile ist seit 20. August unter dem Titel „Der Wald und der Sturm – Neue Arbeiten“ Neues dazugekommen. „Es ist eine fast komplett neue Ausstellung mit Werken, die in der Zeit hier entstanden sind“, erklärt Burlon. Fundstücke und Motive von Siebengebirge und Rhein haben sie verarbeitet.

Dem, was der Bergisch Gladbacher Fotograf Marcus Bollen mit der Kamera eingefangen hat, hat der Wuppertaler Maler Christian von Grumbkow mit Pinselstrichen und Farbe Bewegung und Stimmung verliehen. Andrèa Bryan aus Köln hat aus 200 Kilo Ton einen riesigen Teppich aus kleinen Tonwellen mit unterschiedlich farbigen Segmenten geschaffen, der an einen Erdquerschnitt oder vertrocknete Erde erinnert.

Stöcke in Reagenzgläsern und Holztaler als Währung

Die Kölner Künstlerin Beatrix Rey hat eine Art Labor-Sammelsurium geschaffen, bei dem sich Äste unter Glasglocken wölben, Stöckchen in Reagenzgläsern stecken oder in Holzkästen an der Wand hängen. „Ich hatte die Idee eines Archivmuseums“, sagt die Künstlerin. Isabel Oestreich aus Köln reiht Holzteile schachbrettartig aneinander, schneidet sie auf und schuf mit neongrün angemalten Baumtalern eine Holz-Währung. Eine besondere Analogie in einer Zeit, in der der Rohstoff immer knapper und begehrter wird.

„So strafe sie mit deinen Stürmen und verfolge sie mit deinen Unwettern“, verkünden von der Hamburger Künstlerin Margret Schopka aneinandergelegte Ästchen einen Vers aus Psalm 83. Und der Besucher ahnt: Es wird derer „Strafen“ mehr geben.

Die Ausstellung „Der Wald und der Sturm – Neue Arbeiten“ ist noch bis Sonntag, 11. September, in der „Hotspot KW“-Residenz, Hauptstr. 497, in Königswinter zu sehen. Öffnungszeiten: samstags 14-16 Uhr, sonntags 12-16 Uhr, nach Vereinbarung. www.kunst-wald-sturm.jimdosite.com

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