Aktion Zukunftswald 1000 junge Bäume für das Siebengebirge

Königswinter · Dürre und Borkenkäferplage haben den Wäldern in Siebengebirge und Kottenforst zugesetzt. Bei der „Aktion Zukunftswald“ werden Flächen wie jetzt in Königswinter-Ittenbach mit jungen Bäumen aufgeforstet. Mit dabei sind Leser des Medienpartners General-Anzeiger.

 Förster Jens Merzbach zeigt Mathilda und ihrer Mutter Stefanie Krohne, aus welchem zarten Wurzelwerk ein stattlicher Baum werden soll.

Förster Jens Merzbach zeigt Mathilda und ihrer Mutter Stefanie Krohne, aus welchem zarten Wurzelwerk ein stattlicher Baum werden soll.

Foto: Frank Homann

„Ich habe hier den ersten Baum meines Lebens gepflanzt.“ Und die elfjährige Mathilda aus Bonn tummelte sich, um bei der „Aktion Zukunftswald“ des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft mit dem Spaten noch einige Löcher mehr zu graben und die Pflanzen einzusetzen. Rund 100 Baumfreunde waren am Samstag ins Siebengebirge gekommen, um auf einer gerodeten Fläche in der Nähe des Soldatenfriedhofs Ittenbach 1000 Bäume – Winterlinden, Feldhorn und Vogelkirsche – sowie 300 Weißdorn- und Pfaffenhütchen-Sträucher in die Erde zu bringen, alle zwischen 50 und 120 Zentimetern groß.

Revierförster Jens Merzbach: „Wir freuen uns über diese Unterstützung und möchten mit der Aktion den Bezug zur Natur und zum Wald bei den Leuten stärken und ihnen die Möglichkeit geben, an der Wiederbewaldung mitzuwirken.“ Auch der General-Anzeiger hatte seine Leser aufgerufen, sich zu beteiligen. Für diejenigen, die Glück bei der Telefonaktion hatten, wurden für drei Pflanztermine Plätze reserviert. Etliche Helfer kamen mit der ganzen Familie und mit Freunden.

Bäume pflanzen für das Klima

Mathildas Mutter Stefanie Krohne: „Wir möchten Bäume pflanzen für das Klima, darum machen wir uns Sorgen.“ Die Augenärztin hatte sich hohe Gummistiefel angezogen und lag damit genau richtig. „Ich hatte nicht gedacht, dass es so matschig ist“, sagte Tochter Mathilda, die Klasse 5 des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums besucht. So lief der aufgeweichte Boden beim Graben des Pflanzloches manchmal wieder zurück. „Das ist ganz schön schwer.“ „Das Loch muss etwas tiefer sein als die Wurzel lang ist. Und ich habe gelernt, dass man die Erde nicht so festtreten darf“, so Stefanie Krohne.

Bevor die Waldhelfer so richtig loslegten, wiesen Merzbach und sein Kollege Jan-Valentin Wiesmeyer vom Regionalforstamt die Akteure in die Arbeit ein und informierten sie über Wissenswertes rund um den Baum. Anfang 2018 hatte auf dem Areal noch intakter Fichtenbestand gestanden. Trockenheit und Stürme hatten den über 80 Jahre alten Bäumen zugesetzt. Dann machten sich die Borkenkäfer über sie her. Die Folge: 2019 musste die Fläche abgeholzt werden. Zwei Hektar Pflanzfläche hatten Merzbach und Team dort vorbereitet.

Farben kennzeichnen, welche Baumart gepflanzt werden soll

Die Fachleute hatten Pflanzflecken in einem Abstand von jeweils 20 Metern und von vier mal vier Metern Größe von Brombeerhecken und vertrocknetem Gras befreit und gekennzeichnet. Die Farben Rot, Blau oder Weiß signalisierten, welche Baumart gepflanzt werden sollte. Jeweils neun bis 16 Bäume waren für solch einen Flecken vorgesehen. Merzbach: „Das ist eine Initialpflanzung. Alle anderen Baumarten und Pflanzen werden sich ansamen und wachsen. Später werden mehr Bäume und Pflanzen da sein, es entsteht ein artenreicher, strukturreicher Wald. Wir erwarten Birken, Pappeln, Eichen, Lärchen, Buchen, die über kurz oder lang hier wachsen.“ Die von der Aktion gesetzten Pflänzchen haben eine „Vorwaldfunktion“, unter ihrem Schirm können später die typischen Halbschattengewächse heranwachsen. „Die stärksten werden am Ende übrig bleiben.“

Jetzt aber sah die Fläche eher wie eine Mondlandschaft aus. Aber die Sonne schien. „Und wir würden auch weiterpflanzen, wenn es regnet“, meinten einige der ehrenamtlichen Waldarbeiter. Jürgen Bester, Unternehmensberater aus Bonn: „Ich habe im GA von der Aktion gelesen. Wir haben ja viel zum Klimawandel beigetragen. Jetzt ist die Gelegenheit, der Natur etwas zurückzugeben.“ Bei Baum Nummer acht war er nach eineinhalb Stunden angelangt. „Ich mache den ganzen Tag mit, das werde ich morgen im Rücken spüren. Aber auch in zwei Wochen in Meckenheim bin ich wieder dabei“, so der 59-Jährige.

Werte vermitteln und Kinder einbeziehen

Der kleine Julius (4) musste von Papa Manuel Limbach ein wenig getröstet werden, er hatte sich beim Pflanzen am Finger leicht verletzt. Der Historiker aus Oberpleis war gleich begeistert, als er von seinen Verwandten Eva Langendonk und Meiko Jonczyk zur Aktion angeregt wurde. Die beiden brachten auch ihre Kinder Nils (3) und Thea (6) mit. „Wir hatten das auf der Titelseite des GA gelesen und auch vom Förster gehört“, so Eva Langendonk aus Schwarzrheindorf. „Die Kinder sind schon die ganze Woche Feuer und Flamme.“ Und so hatte Nils seine rote Plastikschaufel mitgebracht und wirtschaftete emsig damit.

„Ich bin froh, dass wir etwas tun können. Wir möchten den Kindern Werte vermitteln, ihnen zeigen, was in der Natur passiert“, so seine Mutter. Julius fand es ziemlich schwer, die Löcher zu graben. Das hatte er sich leichter vorgestellt. Sein Vater Manuel Limbach: „Es ist schön, die Kleinsten einzubeziehen, etwas für den Wald zu tun, damit sie lernen, dass der Wald nicht nur zum Wandern da ist.“

Mit Freunden etwas in der Natur machen

Katja Münster aus Bonn hatte von der „Aktion Zukunftswald“ ebenfalls im GA gelesen. Die Rechtsanwältin fand es gut, mit Freunden etwas in der und für die Natur zu machen. Ingenieur Lars Schmidt: „Wir sind beide im Alpenverein, profitieren vom Wald, sind viel im Siebengebirge unterwegs. Da möchten wir etwas zurückgeben.“ Das Pflanzen dauerte natürlich bei den Laien etwas länger. Ein Forstwirt braucht eine Minute für die Größenordnung von etwa 60 Zentimetern, drei Minuten für einen größeren Baum, so Merzbach. Dennoch ist die Unterstützung aus der Bevölkerung willkommen.

„Die Motivation ist riesig“, so Jan-Valentin Wiesmeyer. „Schulen melden sich, Unternehmen, die die Pflanzen selbst kaufen. Der Organisationsaufwand ist aber erheblich. Wir haben nur einen Mann, der für Umweltpädagogik zuständig ist.“ Erleichterung schafft die Initiative „Deutschland forstet auf“, die Freiwillige mit Forstleuten und Waldbesitzern verbindet. Ende März ist die Pflanzzeit vorbei – im Herbst geht es weiter. Vorbereitet hatten die Förster Baumscheibchen mit Bändchen: Auf solch einem „Etikett“ konnten die Teilnehmer „ihrem“ Baum gute Wünsche mitgeben. Und bestimmt kommen Mathilda, Nils, Thea, Julius und die anderen Kinder zurück, um ihren Bäumen beim Wachsen zuzuschauen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort