Sehenswürdigkeit im Siebengebirge Was den Königswinterer Oelberg so besonders macht
Siebengebirge · Trotz Konkurrenz durch Drachenfels und Löwenburg hatte der Oelberg in Königswinter nie Probleme, sich im Siebengebirge zu behaupten. Er ist nicht zuletzt der größte Hügel. Ein Blick auf seine äußerst wechselvolle Geschichte.
Wehrhaft hat der Oelberg alle Anfechtungen überstanden. Randalierende Touristen sowie Raubbau betreibende Unternehmer im 19. Jahrhundert, die aufs schnelle Geld aus waren, bis hin zu fantasievollen Zeitgenossen der Neuzeit, die auf dem Berg eine Skipiste oder eine Drahtseilbahn bauen wollten. Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass man heute noch an manchen Tagen fast allein die Sicht vom mit 461 Metern höchsten Berg des Siebengebirges genießen oder einen schönen Abend in familiärer Atmosphäre im Gasthaus verbringen kann, wobei es noch viele andere schöne Ausblicke im Siebengebirge gibt.
Klaus Breuer hat die Geschichte des Oelbergs schon interessiert, als er von 1988 bis 2003 Leiter des Oelberg-Gymnasiums in Oberpleis war. Seitdem er im Vorstand des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS) mitarbeitet, hat sich der 80-jährige Geologe intensiver mit dem Thema beschäftigt. Am Freitag macht er sein breites Wissen erstmals in einem Vortrag öffentlich.
Was macht den Oelberg so besonders, obwohl er gemessen an seiner historischen Bedeutung doch mit seinen Nachbarbergen kaum mithalten kann? Schließlich standen sich hier der Drachenfels und die Wolkenburg mit den mächtigen Burgen des Kölner Erzbischofs und die Löwenburg als Eckpfeiler der Grafen von Sayn gegenüber. Ganz zu schweigen von der großen Bedeutung des Petersbergs für die deutsche Geschichte.
"Sieben" als Zeichen für viele Berge
„Seine Höhe hat den Oelberg berechtigt, von Anfang an zu den sieben Bergen gezählt zu werden“, sagt Breuer. Wobei die Sieben nicht als Zahl, sondern als Mengenbegriff für die Fülle der Berge im Siebengebirge zu verstehen sei.
Auch hat der Name „Oelberg“ nichts mit dem Wort „Auel“ zu tun, wie früher angenommen, sondern leitet sich von Maelberg oder Molberg ab. Der Berg war ein markantes Mal in der Landschaft. Der Oelberg sei für die Fremden weit weg vom Rhein und im Inneren des Siebengebirges eine unbekannte Gegend gewesen, sagt Breuer. Der Philologe und Dichter Karl Simrock habe 1865 in einem Vortrag festgestellt, dass das Siebengebirge nach dem Volksglauben der Niederlande „eine Art Vorhölle ist, in der die armen Seelen, die am jüngsten Tag kein gutes Urteil zu erwarten haben, einstweilen verdammt werden“.
Der Tourismus brach regelrecht über die Gegend herein. Waren es ab 1780 die Rheinromantiker, gebildete und wohlhabende Menschen, die noch Führer und Esel engagierten, fielen mit den Dampfschiffen ab 1827 ganze Gruppen ein. Von den Towertreppen konnten die Engländer direkt nach Königswinter anreisen.
Später kamen dann lärmende Touristen mit dem Nachtboot gegen 1 Uhr, die mit Fackeln zum 1834 eröffneten Oelberg-Gasthaus strömten. „Der damals noch private Gastwirt entschloss sich dann, das Gasthaus nachts zu schließen. Die Touristen verbrachten die Nacht daher am Sonnenaufgangsplatz“, erzählt Breuer. 1873 kaufte der VVS dann das Gasthaus, das nun schon seit dem Jahr 1956 in den Händen der Familie Prinz ist.
83.000 Gäste an einem Wochenende
1841 wurde eigens für den Besuch des Preußen-Königs Friedrich Wilhelm IV. ein breiter Wanderweg von der Margarethenhöhe auf den Oelberg gebaut. 1857 wanderte der Prince of Wales, Eduard VII., auf den Berg. An Pfingsten 1867 kollabierte das Siebengebirge geradezu, als 83.000 Gäste mit Dampfschiffen und Fähren nach Königswinter einfielen. „Alle Gaststätten waren damals leergegessen und -getrunken“, sagt Breuer.
Die Einheimischen begegneten dem Oelberg pragmatischer. Die Winzer holten dort ihre Rebpfähle für die Weinberge aus den Rahmbüschen. Die Ittenbacher trieben ihre Kühe in den Wald zur Eichenmast. Oder sie holten Brennholz für den Ofen. So richtig interessant wurde der Oelberg aber durch das Gestein an seiner Spitze. Mit Basalt, dem Produkt der vulkanischen Vergangenheit, wurden ab 1870 die Uferbefestigungen des Rheins, Deiche in Holland, Straßen und Eisenbahnstrecken gebaut. „Gier hat damals die Nachfrage bestimmt“, sagt Breuer. Großunternehmer und Bankiers kauften die Steinbrüche. Auf 6500 Pferdefuhrwerken mit jeweils 30 Zentnern pro Jahr wurde der Basalt zum Rhein transportiert.
Hier setzt nun die Rolle des 1869 gegründeten VVS ein, der sich den Erhalt der Landschaft zum Ziel gesetzt hatte. Zunächst hatte der Verein nur geringe Mittel und konnte lediglich Waldschutzstreifen erwerben, um den Abtransport des Gesteins zu erschweren.
Kaiserliche Lotterie hilft beim Kauf des Oelbergs
Nachdem der Verein zur Rettung des Siebengebirges bereits die Schließung der Steinbrüche am Petersberg erreicht hatte, schaffte es der VVS, im Jahr 1899 für 610.000 Mark den Oelberg inklusive Steinbrüchen zu erwerben. Möglich wurde das durch eine Lotterie, die von Kaiser Wilhelm II. unterstützt wurde und mit der 2,5 Millionen Mark eingenommen wurden. Die entscheidenden Männer waren laut Breuer dabei Joseph Humbroich und Berthold von Nasse.
Nur zweimal geriet der Oelberg später noch in Gefahr. 1970 wollte ein Unternehmer eine zwei Kilometer lange Drahtseilbahn auf den Berg bauen. Das Ansinnen wurde ebenso abgelehnt wie 1973 der Bauantrag des Ski-Clubs Thomasberg auf Errichtung einer 500 Meter langen und 20 Meter breiten Kunststoff-Skipiste für den ganzjährigen Betrieb eines Skilifts.
Auch gegen diese Angriffe hat sich der Oelberg als widerstandsfähig erwiesen. Heute muss er zum Glück nicht mehr den Beweis antreten, welch wichtige Rolle er mitten im Siebengebirge spielt.