Neue Ausstellung in Königswinter Siebengebirgsmuseum zeigt Schätze aus dem Depot

Königswinter · Das Siebengebirgsmuseum in der Königswinterer Altstadt zeigt in der neuen Sonderausstellung „Lieblingsstücke“ Exponate, die sonst nicht zu sehen sind.

 Die Bandbreite der „Lieblingsstücke“ ist breit und enthält auch eine Statue des heiligen Nikolaus.

Die Bandbreite der „Lieblingsstücke“ ist breit und enthält auch eine Statue des heiligen Nikolaus.

Foto: Frank Homann

Das Siebengebirgsmuseum hat noch viel mehr zu bieten als Bilder, Objekte und Dokumente aus der Dauerausstellung. Königswinters Vizebürgermeister Norbert Mahlberg eröffnete mit Museumsleiterin Sigrid Lange in der Galerie eine Sonderausstellung unter dem Titel „Lieblingsstücke“. Gezeigt werden bemerkenswerte Schätze, die sonst im Depot lagern.

„Herzstücke“ der Sammlung sind Arbeiten von zwei berühmten Männern einer Epoche aus Königswinter – dem Maler Franz Ittenbach, der 1813 in der heutigen Altenberger Gasse geboren wurde, und dem Dichter Wolfgang Müller von Königswinter, der drei Jahre später in der Drachenfelsstadt das Licht der Welt erblickte.

Ittenbach, der die Appolinariskirche von Remagen mit ausmalte, glänzt hier mit mehreren Werken wie dem Ölbild mit dem Heiligen Sebastian – dieses Motiv wurde lange als Prozessionsfahne von der Sebastianus-Bruderschaft gebraucht. Zu sehen ist auch das Geburtshaus Ittenbachs, das der lange in Honnef wohnende Landschaftsmaler Richard Huhnen um 1920 malte.

Ehrentafel erinnert an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs

Von Otto Gralshof stammt das Portrait Ittenbachs, das ihn im Alter von ungefähr 20 Jahren zeigt – mit dem zum Herz gerichteten Zeichenstift als Ausdruck seiner angestrebten Profession. In einer Vitrine befindet sich neben dem Buch „Sommertage im Siebengebirge“ eine Gipsbüste von dessen Verfasser Wolfgang Müller. Und Gedichtmanuskripte mit bunten Arabesken in feinster Schrift sehen so aus, als hätte der Poet die Feder gerade aus der Hand gelegt.

Besonders berührend: die Ehrentafel, von Franz Josef Krings als Triptychon gestaltet, mit den Fotos der 104 Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus Königswinter. „Haltet sie wert!“ ist in das Holz geritzt. Bei einer Kriegsheimkehrerfeier wurde sie 1920 von der Zentrumspolitikerin Emma Bachem im Namen des Vaterländischen Frauenvereins in der Friedhofshalle enthüllt.

Zum Thema passend: Jean Bachem (1856-1942), der dem Heimatverein einige Bilder vermachte, malte als Aquarelle einen Lazarettzug und ein Lazarettschiff, jeweils vor der Drachenfelskulisse.

Nachtwächter-Spieß aus dem 17. Jahrhundert

Bestaunt werden kann auch der Nachtwächter-Spieß aus dem 17. Jahrhundert – aus Eichenholz, Gusseisen und Stahl. Der letzte Königswinterer Nachtwächter hatte den Spieß dem Museum überlassen. Mit der napoleonischen Zeit hat das Portrait von Notar Clemens August Schaefer zu tun.

Er wurde nach dem Rückzug der französischen Truppen 1814 Königswinters Bürgermeister und blieb es bis 1835. Das Bild war, so sagt es eine Plakette am Rahmen, ein Geschenk Heribert Bachems an die Stadt im Jahre 1901. Bis 2010 hing es im Rathaus. Aus dem Atelier von Franz Josef Krings (1886-1968), dem Bildhauer aus der Stadt Königswinter, der auch die Nibelungenhalle gestaltete, stammt auch die reich verzierte Hochzeitskiste, ein Geschenk an Emma und Anselm Bachem zur Silberhochzeit 1916.

Über Steingewinnung und Backofenbau läuft derzeit eine weitere Sonderausstellung. In dieser Lieblingsstücke-Schau ist dazu passend unter dem Titel „Arbeitsstücke“ ein Aquarell von August Karstein mit dem heiligen Petrus als Schutzpatron der Steinhauerzunft zu sehen – „garniert“ mit dem Gebäude der 1840 gegründeten Steinhauerfirma Bachem & Cis.

Namen der Arbeiter in Schreibschrift vermerkt

Die „treuen dankbaren Arbeiter“ hatten zum 25-jährigen Jubiläum dieses Betriebes ein Jubiläumsblatt fertigen lassen mit den Figuren eines Steinhauers und Steinmetzes, mit dem Steinverladeplatz am Rheinufer und dem Steinbruch am Stenzelberg. Und alle Namen der Arbeiter sind darunter in Schreibschrift vermerkt – wer sich dieses Lieblingsstück anschaut, entdeckt vielleicht einen Vorfahren auf der Namensliste.

Spannend auch die „Weinverbesserungstabelle“ aus Pappe – Josef Mettelsiefen, Inhaber des Winzerhäuschens, hatte die Drehscheibe mit seinen Erfahrungen als Weinbauer selbst gefertigt und Mostgewicht ins Verhältnis zum Zuckerwert gestellt. Ein Fassboden aus Eichenholz zeigt einen reitenden Napoleon zwischen Weinranken – die französischen Revolutionstruppen im Rheinland und die Machtübernahme durch Napoleon lassen grüßen.

Rheinansicht mit kurfürstlicher Yacht

Unter dem Thema „Schiffs-Stücke“ ankert ein Modell des Frachtseglers „Luzia“ in der Ausstellung. Jean Bachem ist der Schöpfer einer Rheinansicht mit einer kurfürstlichen Yacht, mit Kähnen und Holzschiffen und einer Wasserdiligence zur Beförderung von Passagieren.

Das Personenmotorboot dieses Künstlers gibt den Hinweis auf die Motorbootindustrie in Königswinter. Die Statue des heiligen Nikolaus aus Weichholz, Schutzheiliger der Seefahrer, stammt aus der Zeit um 1840 und von der Königswinterer Schiffergilde. Die Kopie eines unbekannten Malers von Christian Eduard Boettchers Bild „Sommernacht am Rhein“ von 1862, das als Original im Wallraf-Richarz-Museum hängt, und Düsseldorfer Maler, samt Boettchers eigenem Abbild, in trauter Runde zeigt, ist zu sehen.

Pure Rheinromantik vermittelt Boettchers Bild „Sommerabend am Rhein“, das als Öldruck gezeigt wird – mit einem täuschend echt aussehenden Prunkrahmen aus Blech. Noch weitere Rheinbilder wie die „Lustige Rheinfahrt“ von Caspar Scheuren sind zu entdecken.

Bozzetto von Ernemann Sander

Sehr schön auch die Doppelplastik der Geschwister Moll von Honnefs Bildhauer Peter Terkatz. Der Bozzetto von Ernemann Sanders Eselsdenkmal vom Rheinufer ist ausgestellt. Und zu entdecken sind auch eine Daktyliothek aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit 216 zierlichen Abgüssen antiker Kunstwerke und Portraits herausragender Persönlichkeiten wie Lord Byron.

Die „Fels-Stücke“ wiederum zeigen eine Mineraliensammlung von Andreas Bergmann und eine Studie der Dornhecken-Felswand von Georg Broel. Von Wolfgang Hunecke stammt das Bild „Am Stenzelberg“ als schmückendes Element, das er vor einigen Jahren dem Siebengebirgsmuseum schenkte.

Das Siebengebirgsmuseum zeigt, über welche reiche Schatzkammer es verfügt. Als Lieblingsstücke können gerne noch öfter derart ansehnliche Exemplare ans Tageslicht geholt werden. 

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