„Auf die Plätze, fertig, los.“ Auf das Startsignal von Lukas sprintet Sophia so schnell durch die kleine Turnhalle der Katholischen Grundschule Ittenbach, wie sie kann. Angefeuert wird sie dabei von ihren Mitschülern und Mitschülerinnen. Die Zweitklässlerin ist eine von 37 Schülern in Ittenbach, die an der sportmotorischen Testung des Kreissportbundes Rhein-Sieg teilnimmt.

Für Julia Ulmke, Mitarbeiterin des Kreissportbundes (KSB), und ihre acht Helfer an diesem Tag ist die kleine Halle in Ittenbach, die keine 20 Meter misst, eine Herausforderung. Beim 20-Meter-Sprint wird die Startlinie kurzerhand in den Flur verlegt, auch das Ziel befindet sich im Treppenhaus auf der anderen Seite der Halle. Auch beim abschließenden Sechs-Runden-Lauf müssen die Zeiten der Schüler umgerechnet werden, weil die Halle keine Standardmaße hat.

Ulmke ist aber froh, dass sich die Ittenbacher Grundschule beteiligt. Bisher haben aus Königswinter nur die Grundschule Sonnenhügel in Oberpleis und die Stenzelbergschule in Heisterbacherrott mit insgesamt 111 Zweitklässlern teilgenommen. Im Januar kommt auch noch die Longenburgschule in Niederdollendorf dazu. Die Gemeinschaftsgrundschule Oberdollendorf, die nach einem Brandschaden seit drei Jahren keine Turnhalle mehr hat, hat abgesagt. Aus Stieldorf und der Altstadt hat Ulmke keine Rückmeldung erhalten. „Im ersten Halbjahr 2024 besteht die letzte Chance mitzumachen, danach beginnen die zweiten Tests in den vierten Klassen“, sagt sie. Im Jahr 2026 laufen die Fördergelder für das Projekt voraussichtlich aus.

Den Kindern in Ittenbach macht der Test jedenfalls großen Spaß. Als Aufwärmübung müssen sie sich auf den Bauch legen und mit den Händen auf dem Rücken aufstehen. Danach geht es für die Mädchen zum Standweitsprung, bei dem sie mit beiden Füßen abspringen und wieder landen müssen. Wieder ist Sophia als Erste an der Reihe. Wie Anna, Lena, Mara und Jana landet sie mit den Füßen im Bereich zwischen einem Meter und 1,20 Metern, wie das ausgelegte Maßband zeigt.

Zur gleichen Zeit müssen die Jungs versuchen, möglichst viele Sit-ups in einer vorgeschriebenen Zeit zu schaffen. Bei den Mädchen geht es mit der Rumpfbeuge weiter, bei der sie auf einer Bank stehen. Als Frida es schafft, mit ihren Fingern bis zwölf Zentimeter unter die Sitzfläche der Bank zu kommen, staunen die Helfer ebenso wie Lehrerin Sabine Kucharski als aufmerksame Beobachterin nicht schlecht. „Ich finde den Test gerade in der heutigen Zeit gut, weil man ja immer hört, dass sich viele Kinder nicht mehr bewegen“, sagt die Klassenlehrerin. Von ihren eigenen Schülern weiß sie, dass fast alle in einem Sportverein aktiv sind.

Trotzdem ist sie gespannt auf die Auswertung, die der Kreissportbund nach den Tests den Schulen zur Verfügung stellt, die diese dann auch an die Eltern weitergeben können. Dabei werden die Schüler in den einzelnen Übungen und im Gesamtergebnis in fünf Leistungsklassen eingeteilt. Erste Ergebnisse einer Zwischenauswertung des Gesamtprojekts, die bisher noch nicht veröffentlicht wurde, wurde den Lehrern und Mitarbeitern der Offenen Ganztagsschulen bereits bei einem Bildungstag vorgestellt. „Wir haben festgestellt, dass es Gebiete im Kreis gibt, wo die Beteiligung der Schüler und Schülerinnen in den Sportvereinen besonders groß ist“, sagt Ulmke. Dazu zähle neben Alfter und Bornheim auch Königswinter.

Den Helfern in ihren T-Shirts mit der Aufschrift „Team Rhein-Sieg“ machen die Tests mit den Kindern in Ittenbach offensichtlich ebenfalls Freude. Lukas Fietkau hat während des Studiums in Bonn mit den Testungen angefangen und ist immer noch gerne dabei, wie er berichtet. Zu dem Pool aus rund 40 Helfern gehören neben Studenten auch Auszubildende, Berufstätige im Schichtdienst und sogar ein Rentner.

Der Kreissportbund testet in Kooperation mit dem Kreis die motorischen Fähigkeiten der Schüler im Rhein-Sieg-Kreis. Die Evaluation wird mit dem motorischen Test für Nordrhein-Westfalen vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport durchgeführt. Die Erhebung erfasst den derzeitigen Stand der motorischen Fähigkeiten in zwei Teststufen. Die Testung findet in der zweiten Klasse statt und wird in der vierten Klasse wiederholt. Der Kreissportbund hat sich für diese Testmöglichkeit entschieden, um eine große Vergleichbarkeit zu erhalten und den Stand der Kinder und Jugendlichen im Landesvergleich zu dokumentieren.