Heimatverein Siebengebirge So lebten Menschen im Rheinland vor 600.000 Jahren

KÖNIGSWINTER · Heinrich Blumenthal, Ehrenvorsitzender des Heimatverein Siebengebirge, hat ein Buch über die Siedlungsgeschichte seiner Heimat geschrieben. Es geht der Frage nach, wie die ersten Menschen im Rheinland gelebt haben.

Weit zurück in die Zivilisationsgeschichte geht Heinrich Blumenthal in seinem Buch. Auf dem Titel: Ein Ur-Mensch in Denkerpose.

Weit zurück in die Zivilisationsgeschichte geht Heinrich Blumenthal in seinem Buch. Auf dem Titel: Ein Ur-Mensch in Denkerpose.

Foto: Oschmann

Heinrich Blumenthal schrieb schon über Burgen und Basiliken, über Schlösser und Fachwerkhäuser, über historische Ereignisse und die Menschen im Siebengebirge, von den Herren der Drachenburg bis zum Ausbrecherkönig Zaun aus Königswinter. Jetzt hat der Ehrenvorsitzende des Heimatvereins Siebengebirge ein Buch verfasst, in dem er noch viel weiter in der Historie zurückgeht. „Die ersten Rheinländer“ ist der Titel des 92-Seiten-Bandes, der den Mitgliedern des Heimatvereins überreicht wurde.

„Ich wollte einfach wissen, wer hier schon alles gelebt hat“, meint Blumenthal. Er recherchierte ausgiebig in der Fachliteratur, kombinierte die Ergebnisse mit seinem reichen Wissensschatz, sodass die Lektüre nicht trocken wirkt, sondern viele Aspekte beleuchtet.

Steinernes Objekt als frühes Zeugnis

„Möglicherweise sind vor etwa einer Million Jahren Menschen bis zum Rhein vorgedrungen. Der Archäologe Konrad Wirges fand in einer Tongrube in Mülheim-Kärlich ein steinernes Objekt, vielleicht ein von Menschen geschaffenes Werkzeug“, so Blumenthal, um anzufügen, dass dieser Hinweis natürlich nicht als Beweis für eine so frühe Anwesenheit von Menschen am Rhein ausreiche.

Es werde diskutiert, ob vor 600000 Jahren ein Homo heidelbergensis erstmals am Rhein erschien. Blumenthal, der im Staatlichen Bauamt Bonn für Denkmalpflege zuständig war und so auch Grabungsarbeiten an der Burgruine Rosenau und Instandhaltungen an der Löwenburg durchführte, fügt an: „Es bleibt abzuwarten, was künftige Funde noch alles ans Licht bringen.“

Der 79-Jährige: „Angesichts dieser Unsicherheit wollen wir Siebengebirgs-Heimatfreunde davon ausgehen, dass vor einer Million Jahren ein Homo erectus als erster Mensch ans Rheinufer trat, möglicherweise hier bei uns zu Füßen des Drachenfels.“ Vielleicht sei es zu der Zeit hier so lieblich gewesen wie jetzt, jedenfalls sei von milden Temperaturen auszugehen. Konrad Wirges habe nämlich auch die Anwesenheit von Flusspferden herausgefunden.

Wie war die Begegnung von Homo sapiens und Neandertaler?

Blumenthal nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise, beleuchtet klimatische Verhältnisse, untersucht den Vulkanismus, berichtet vom Homo heidelbergensis und dem Neandertaler, fragt, ob das ein kraftstrotzender Dummkopf war und wie es sich mit seinem neuen Nachbarn verhielt, dem Homo sapiens. „Vielleicht haben die Menschen vom Typ Homo sapiens versucht, näheren Umgang mit ihren Neandertal-Nachbarn zu pflegen. Vielleicht legten sie ihnen Geschenke auf den Boden?“ Er geht auf den Einzug von Rentierjägern vor 14500 Jahren ins Rheinland ein und die Ankunft von nomadisierenden Viehzüchtern vor 6000 Jahren, deren Vorfahren aus dem Orient stammten. Er erklärt die Bauweise der ersten Siedlerhäuser und erzählt vom Doppelgrab von Oberkassel. Ein Buch, das beim Durchstöbern Spaß bereitet.

Das Buch „Die ersten Rheinländer“ist für Mitglieder des Heimatvereins Siebengebirge kostenlos. Mehr Informationen gibt es bei Heinrich Blumenthal, Telefon 02223/298346, oder auf der Internetseite des Vereins unter www.heimatverein-siebengebirge.de

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