Lotsenpunkt der Kirche in der Altstadt Soziallotsen in Königswinter beraten Menschen in Not

OBERDOLLENDORF · In Oberpleis gibt es bereits eine Anlaufstelle für Menschen in Not. Nun will die Pfarreiengemeinschaft auch im Königswinterer Talbereich einen Lotsenpunkt einrichten. Die ehrenamtlichen Berater werden mit Schulungen auf ihre Tätigkeit vorbereitet.

 Sie helfen beim Ausfüllen von Formularen, vermitteln an Ämter oder haben einfach ein offenes Ohr: Ehrenamtliche Mitarbeiter in Lotsenpunkten. Das Symbolbild zeigt eine Beratung in Hamburg.

Sie helfen beim Ausfüllen von Formularen, vermitteln an Ämter oder haben einfach ein offenes Ohr: Ehrenamtliche Mitarbeiter in Lotsenpunkten. Das Symbolbild zeigt eine Beratung in Hamburg.

Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb/Frank_Rumpenhorst

Eine Anlaufstelle für Menschen in Not oder in schwierigen Lebenslagen nach dem Vorbild des Lotsenpunkts in Oberpleis will die katholische Kirche bald auch im Königswinterer Talbereich einrichten. Mit einer Informationsveranstaltung fiel am Dienstagabend der Startschuss für den „Lotsenpunkt Königswinter Tal“. Der Auftakt hätte kaum besser laufen können: Ein Dutzend interessierte Bürger hatten sich im Pfarrheim Oberdollendorf eingefunden, um sich über die ehrenamtliche Tätigkeit zu informieren.

Viele sind bereits im Ruhestand oder stehen kurz davor und möchten die neu gewonnene Zeit nutzen, um sich sozial zu engagieren und vor allem etwas für die Menschen vor Ort zu tun. Im Bergbereich gibt es den Lotsenpunkt bereits seit 2019. Im April hatte in Oberpleis ein Team aus mittlerweile neun ehrenamtlichen Beratern seine Arbeit aufgenommen. Es bietet seitdem Hilfe zur Selbsthilfe an – und zwar für alle Ratsuchenden, nicht nur für Christen. Träger sind die Pfarreiengemeinschaft Königswinter am Oelberg und der Caritasverband Rhein-Sieg.

Der Bedarf für die Beratungsstelle ist groß

„Wir haben bei uns im Talbereich auch schon seit Langem einen entsprechenden Bedarf wahrgenommen“, so Dariusz Glowacki, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde Königswinter-Tal. „Leider sind die personellen Kapazitäten bislang nicht ausreichend gewesen.“ Das soll sich nun durch den Einsatz der ehrenamtlichen Losten ändern.

Auch Gemeindereferentin Jutta Barthold ist froh, „dass wir uns jetzt zusammengetan haben und dass aus der Idee endlich etwas wird“. Vor allem im Talbereich mit seiner hohen Anzahl an Migranten benötigten viele Menschen Rat und Hilfe in sozialen Angelegenheiten. „Durch meine Arbeit im Nähcafé weiß ich, dass es allein für das Ausfüllen von Anträgen einen sehr großen Bedarf gibt“.

Ziel des Lotsenpunktes sei es allerdings nicht, „Menschen ihre Angelegenheiten abzunehmen“, sondern vielmehr Hilfen zu vermitteln oder Zugänge zu Hilfen zu erleichtern, zum Beispiel durch Unterstützung beim Umgang mit Behörden. „Viele Menschen haben Angst vor Behörden, weil sie vielleicht schon mal schlechte Erfahrungen gemacht haben“, so Claudia Gabriel vom Caritasverband, die die Lotsen fachlich begleitet. Durch die Spezialisierung der sozialen Dienste sei es heutzutage schwer, sich zurechtzufinden oder zu wissen, wer der richtige Ansprechpartner für welches Anliegen ist.

Durchs Behördendickicht lotsen oder einfach zuhören

Aufgabe der Lotsen ist es dann, den richtigen Weg durchs Behördendickicht zu weisen. „Es geht aber auch ums Zuhören, darum, dass sich die Menschen einfach mal ihr Herz ausschütten können.“ Eine wichtige Aufgabe beim Aufbau des neuen Lotsenpunktes kommt Klaus Fömpe zu. Der 66-Jährige, der in der Königswinterer Altstadt lebt, engagiert sich bereits seit einem Jahr als Lotse in Oberpleis und möchte seine Erfahrungen nun auch im Tal einbringen.

„Es ist eine spannende Tätigkeit mit immer neuen Herausforderungen, da man nie weiß, wer mit welchem Anliegen kommt“, berichtet der Jurist, der seit 2018 im Ruhestand ist. Oft sei es so, dass die Ratsuchenden so viele Probleme haben, dass sie den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. „Die Bandbreite ist so vielfältig wie das Leben selbst.“ Sein schönstes Erlebnis sei gewesen, dass eine Frau, die tränenüberströmt mit einer Fülle von Problemen gekommen sei, nach dem Gespräch wieder lächeln konnte.

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