Drachenfels in Königswinter Spagat zwischen Massentourismus und Exklusivität

SIEBENGEBIRGE · Wenn Hermann Nolden über den Drachenfels spricht, bekommen seine Augen einen besonderen Glanz. Dann denkt er zum Beispiel an die gekreuzten Piratenschwerter des Edelrestaurants Sansibar auf Sylt, die als Aufkleber viele Autos zieren. Wenn es nach Nolden geht, fahren künftig auch Karossen mit Drachenfelsaufkleber durch die Lande.

"Der Drachenfels soll eine Strahlkraft bekommen, die über die Region hinausgeht. Er hat das Potenzial zu einer Marke", sagt der Gastronom. Und wenn er jemandem zutraut, dem Berg zu diesem Ruhm zu verhelfen, dann sich selbst.

Der 54-Jährige, der sich als Eigentümer des Sternerestaurants Villa Leonhart einen Namen gemacht hat, hat mit der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WWG) einen Nutzungsvertrag über 15 Jahre abgeschlossen. Die Laufzeit beginnt mit der Eröffnung des Glaskubus. Als Datum für diesen großen Tag nennen Bauherr Andreas Pätz (WWG) und Projektsteuerer Ägidius Strack weiterhin unisono den 21. September.

Nolden ist gar nicht traurig, dass sich die Fertigstellung des Glashauses bis in den Herbst hinziehen wird. "Bis zum Frühjahr 2013 müssen alle Schrauben nachjustiert und alle Kinderkrankheiten geheilt sein", sagt er. Wenn am Osterwochenende pro Tag bis zu 20.000 Menschen, so viele werden bei schönem Wetter erwartet, den Berg stürmen, muss alles stimmen. "Dann wollen die Leute die Aussicht genießen und gastronomisch gut versorgt werden. Das erwarten Stadt und Land als Fördermittelgeber von uns."

Vorbereitung auf den Ansturm von Touristen

25 Mitarbeiter, vom Koch bis zur Reinigungskraft, werden dann auf dem Plateau die Herkulesaufgabe angehen, den Ansturm der Tagestouristen zu bewältigen. Wie das zu schaffen ist, darüber hat man sich bei vergleichbaren "Locations" wie dem Phantasialand, dem Kölner Zoo, dem Brauhaus Früh oder dem Freizeitpark Rust erkundigt. "Das geht nur mit der neuesten Technik, was die Produktion von Speisen angeht."

Im Glaskubus und im Außenbereich werden die Tagestouristen auf 600 Sitzmöbeln Platz nehmen können. "Der eigentliche Clou ist jedoch die riesige Freifläche mit Sitzstufen", sagt Nolden. In einem Coffee-Shop in der unteren Etage des Glaskubus und auf einer Ebene mit der Aussichtsplattform können sich die Gäste einen Kaffee zum mitgebrachten Picknick holen. Das geht von 10 bis 18 Uhr; ein reguläres Abendgeschäft gibt es nicht. "Ab 18 Uhr schläft der Berg", so Nolden.

Doch das stimmt nicht ganz. Während die erwarteten 90 Prozent Tagestouristen dann auf dem Heimweg sind, wartet auf die Drachenfels-Gastronomie die zweite Herausforderung. Bei speziellen Veranstaltungen und Events kommen Sternekoch Philipp Bahle und die Villa Leonhart ins Spiel.

Bahle begleitet Nolden auf den Drachenfels. Nach 18 Uhr kann die erstklassige Küche für Feiern gebucht werden. Auch Fernsehsender, die Talkshows vom Berg senden möchten, haben bei ihm angefragt. Darüber hinaus wird es von Nolden organisierte Veranstaltungen geben. Feste Termine sind Silvester, Rhein in Flammen und Vollmond-Partys.

"Der Michelin-Stern versetzt uns in die Lage, die gastronomische Qualität auf den Drachenfels zu transferieren", so Nolden. Und es gibt noch eine dritte Ebene. Im ersten Obergeschoss des ehemaligen Hotelgebäudes, das aufwendig saniert wird, finden demnächst Seminare statt. Das Motto lautet hier: "Über den Dingen stehen" oder "Entschleunigung".

Die Villa Leonhart:
Hermann Nolden möchte das Sterne-Restaurant Villa Leonhart ab dem 1. Oktober 2012 verpachten. Der Eigentümer will sich dann ganz auf die Gastronomie auf dem Drachenfels konzentrieren; eine große Aufgabe, die im Herbst mit Fertigstellung des Glaskubus auf ihn zukommt.

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