Heimatverein Oberdollendorf Spaziergang auf fremdem Terrain

OBERDOLLENDORF · Auf "fremdem Terrain" versammelten sich am frühen Sonntagmorgen die Mitglieder des Heimatvereins Oberdollendorf und Römlinghoven. "Fremd", weil der Startpunkt für ihre Exkursion am Tag des Denkmals eindeutig auf Niederdollendorfer Terrain lag - an der Niederdollendorfer Fähre.

 Idyllisches Dollendorf: Ernst und Martin Thiebes zeigten Mitgliedern des Heimatvereins Oberdollendorf und Römlinghoven , wo früher die Grenze verlief.

Idyllisches Dollendorf: Ernst und Martin Thiebes zeigten Mitgliedern des Heimatvereins Oberdollendorf und Römlinghoven , wo früher die Grenze verlief.

Foto: Frank Homann

Die ehemalige Grenze zwischen Nieder- und Oberdollendorf, die seit der kommunalen Neuordnung im Jahr 1969 keine Bedeutung mehr hat, war an diesem Tag das Thema der Exkursion, die Ernst und Martin Thiebes leiteten. Denn: Wer weiß heute schon genau, wann er beim Spaziergang oder bei der Fahrt durch den Ort die Grenze passiert. Insofern nicht verwunderlich, dass die rund 30 heimatkundlich Interessierten dem Regen trotzten und sich auf den rund ein Dutzend Kilometer langen Weg begaben.

Nach einigen Hundert Metern in nördlicher Richtung erreichten die Wanderer den Grenzverlauf, der unspektakulär zwischen zwei Kribben am Rhein liegt. Das längst verstorbene Niederdollendorfer Original Hermann Ott wäre nun keinen Schritt weiter gegangen, erfuhren die Teilnehmer. Denn Ott rühmte sich zu seinen Lebzeiten, nie einen Schritt auf Oberdollendorfer Gebiet gesetzt zu haben.

Etwas später durften die Grenzgänger auf das Betriebsgelände der Didier-Werke - gleichfalls Grenz-Territorium. Gar nicht so weit entfernt existiert ein strittiges Grenzproblem. "Während wir Oberdollendorfer sagen, dass an der Holzhandlung Kinge die Linie verläuft, sind die Niederdollendorfer der Meinung, sie verlaufe an der Frankenstraße", erläuterte Ernst Thiebes. Früher fand einmal im Jahr der sogenannte "Beleitgang" statt.

"Damals existierten keine Karten. Um die Grenzen aufrechtzuerhalten, wurde diese Linie abgegangen", erklärte Ernst Thiebes seinen Zuhörern. Als "Bann" wurde die Grenze bezeichnet. Sie war durch Grenzsteine markiert, die bestimmte Zeichen trugen, oder auch durch Bäume, "Lachbäume" genannt. Beim jährlichen "Beleitgang" wurden Steine ersetzt oder auch die Kerben in den Rinden der Bäume erneuert. Auf diese Weise blieben nicht nur die Markierungen erhalten, sondern auch das Wissen um den Grenzverlauf in der Mark Dollendorf. Nach den Unruhen des Dreißigjährigen Krieges absolvierten die Oberdollendorfer am 26. Juni 1651 endlich wieder nach einer längeren Pause ihren ersten "Beleitgang".

Das Datum ist überliefert. Die ganze Bevölkerung war auf den Beinen. Auch der 16. April 1555 ging in die Annalen ein. Damals sollen die Heisterbacherrotter ihr Vieh auf Oberdollendorfer Gebiet getrieben haben. Der Abt von Heisterbach, die Schöffen vom Gericht aus Honnef und die Vertreter der sieben Freihöfe waren beim Grenzgang dabei. "Wann die Grenzen gebildet wurden, ist nicht klar", sagte Ernst Thiebes.

Wahrscheinlich um 1440. Seit 1825 wurde das Land unter preußischer Regierung vermessen. Nun gab es die Grenzen auch schwarz auf weiß. Die Petersbergstraße entlang zogen die Wanderer am Sonntag hoch in den Wald, machten im Einkehrhäuschen Rast, vorbei am Weilberg und Frankenforst kehrten sie nach Römlinghoven zurück. Wer dann noch Kondition hatte, ließ es sich nicht nehmen, in der Heimatstube der Niederdollendorfer das neue Heisterbach-Modell zu bewundern.

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