Bäderneubau in Königswinter Sprungturm für 2,4 Millionen Euro

KÖNIGSWINTER · Eine nachträgliche Nachbesserung des geplanten Hallenbades, um es für die Schwimmausbildung fit zu machen, käme die Stadt teuer zu stehen. Die jährlichen Mehrbelastungen würden nach Informationen des General-Anzeigers bei 50.000 bis 80.000 Euro liegen.

Die Verwaltung präsentiert am Dienstag in einer eigens einberufenen Sondersitzung des Stadtrats - im nichtöffentlichen Teil - das Nachtragsangebot, das sie bei der Berndorf Deutschland GmbH eingeholt hat. Einen Beschluss wird es nach GA-Informationen dann aber noch nicht geben, da die Kommunalsicht der Stadt empfohlen haben soll, erst nach Abschluss des ÖPP-Vertrages (Öffentlich-Private Partnerschaft) zwischen der Stadt und dem Investor über das Nachtragsangebot zu verhandeln.

Das wollte der erste Beigeordnete Ashok Sridharan weder bestätigen noch dementieren. Dafür teilte er auf Nachfrage mit, dass die Kommunalaufsicht des Rhein-Sieg-Kreises inzwischen uneingeschränkt der Unterzeichnung der ÖPP-Verträge zwischen der Stadt und der Firma Berndorf zugestimmt habe. Die Pressestelle des Kreises bestätigte dies.

In seinem Nachtragsangebot fordert der Investor, dass der jährliche Zuschuss bei einer Laufzeit von 30 Jahren um 80.000 Euro auf 980.000 Euro steigen müsste, wenn das Bad einen Drei-Meter- und einen Ein-Meter-Sprungturm und eine Wassertiefe von 3,40 Metern erhalten würde. Einer Investition von Berndorf in Höhe von 873 000 Euro würden 2,4 Millionen Euro Kosten für die Stadt gegenüberstehen. Der Drei-Meter-Sprungturm ist Voraussetzung für die Abnahme des DLRG-Rettungsschwimmabzeichens und der Jugendschwimmabzeichen in Gold und Silber.

Für das Bronze-Abzeichen ist unter anderem ein Sprung vom Ein-Meter-Brett die Bedingung. Auch hier ist eine Wassertiefe von 3,40 Metern erforderlich. Für beides würden auf die Stadt jährliche Mehrkosten in Höhe von 50.000 Euro bei einer Investition von 584.000 Euro zukommen. Die dritte Variante, eine Wassertiefe von 2,05 Metern statt der bisher vorgesehenen 1,85 Meter, würde jährlich 11.000 Euro mehr kosten - bei einer Investition von 146.000 Euro.

Dies würde nur das Ablegen des Schwimmabzeichens in Bronze ermöglichen. Den Antrag, die Nachtragsangebote einzuholen, hatten CDU und FDP gestellt, nachdem der Stadtrat im Februar mit den Stimmen von CDU, FDP und Grünen den Zuschlag an Berndorf erteilt hatte. Ihren Antrag begründeten die beiden Fraktionen damit, es wäre ihnen vorher nicht bekannt gewesen, dass das Bad für die Ausbildung sonst nicht zu gebrauchen sei.

CDU-Fraktionschef Josef Griese deutete am Montagt an, dass seine Fraktion das Nachtragsangebot in dieser Form nicht akzeptieren werde. "Ich halte das nach dem heutigen Stand für nicht machbar", sagte er. Auch FDP-Kollege Dietmar Rüsch sieht Probleme. "In der derzeitigen Form haben wir da Bedenken", sagte er. Eine Verhältnismäßigkeit zwischen Kosten und Nutzen sei nicht gegeben.

Die SPD, die sich stets für eine Sanierung des alten Hallenbades eingesetzt hatte, griff die CDU an. "Wir führen seit 2007 die Diskussion über die Bäder. Kurz vor Toreschluss fällt der CDU jetzt ein, dass das Bad nicht tauglich ist", sagte Fraktionschef Jürgen Kusserow. Das Nachtragsangebot sei der "Einstieg in die Kostenfalle". Dringenden Diskussionsbedarf sieht auch Köwi-Fraktionschef Lutz Wagner. "Das Angebot ist so nicht akzeptabel", meinte er. Auch Grünenchefin Claudia Owczarczak betonte: "Wir wussten, dass es teurer wird. Aber so viel?"

SPD und Wählerinitiative fordern, dass die Grundsatzdiskussion über das Thema am Dienstag im öffentlichen Teil der Ratssitzung stattfinden müsse. Bisher stehen die Bäder nur im nichtöffentlichen Teil auf der Tagesordnung. "Wir haben den dringenden Verdacht, dass das Thema unter dem Deckmantel der Nichtöffentlichkeit aus dem Wahlkampf herausgehalten werden soll", so Kusserow. Er und Wagner wollen einen entsprechenden Antrag stellen.

Bäder-Chronik: Was bisher geschah

Januar 2010: Die DLRG-Ortsgruppe Königswinter fordert, einen Drei-Meter-Sprungturm in die Ausschreibung für ein neues Hallenbad aufzunehmen. "Kostenbegrenzungen ja, aber nicht zulasten der Mindestanforderungen zur Erfüllung der in der DLRG-Prüfungsordnung geforderten Rahmenbedingungen", teilten die Rettungsschwimmer damals mit.

Oktober 2011: Der Sportausschuss beschließt, ein Vergabeverfahren einzuleiten. Für die Wertung der Angebote ist ein Drei-Meter-Sprungturm für beide Bäder anzubieten. Im weiteren Verfahren wird jedoch in Abstimmung mit der Politik auf die Verpflichtung zur Herstellung von Sprungvorrichtungen im Hallenbad wegen der höheren Bau- und Betriebskosten zugunsten von Sprungvorrichtungen im Freibad verzichtet. "Insofern ist eine Wassertiefe von 1,80 m ausreichend", heißt es in der Vorlage für die Ratssitzung am 16. Oktober 2013.

Juli 2013: Ingolf Pott, Geschäftsführer des Schwimmtreffs, der das neue Hallenbad betreiben soll, sagt im GA-Interview, man habe im Betriebskonzept bereits berücksichtigt, dass man künftig nicht mehr die entsprechende Wassertiefe und die Möglichkeit zur Ausbildung haben werde. Köwi-Ratsmitglied Uwe Hupke sagt: "Wir bekommen ein Planschbecken mit 1,80 m Wassertiefe ohne Sprungmöglichkeiten."

März 2014: Die DLRG äußert ihre Besorgnis über das neue Hallenbad. "Bei einer Wassertiefe von 1,85 m ist nur die Abnahme des Frühschwimmerabzeichens möglich", sagt Ortsgruppenleiter Wilhelm Schmitz. Der Haupt-, Personal- und Finanzausschuss fasst auf einen Antrag von CDU- und FDP-Fraktion hin den Beschluss, dass die Verwaltung ein Nachtragsangebot einholen soll.

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